1,5 Milliarden müssen her Stellenabbau bei Eon
08.08.2009, 17:17 Uhr
Man will wieder dicke Profite einfahren bei Eon. 1,6 Milliarden Überschuss waren nicht genug.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit einem rigiden Sparkurs will der Energiekonzern Eon seine Bilanz wieder auf hohe Gewinne trimmen. Dazu möchten die Düsseldorfer Einsparpotenziale von 1,5 Milliarden realisieren. Wie viele Stellen im Zuge die Maßnahmen abgebaut werden sollen, machte der Konzern nicht bekannt. Auf betriebsbedingte Kündigungen will man aber verzichten.
Der Energiekonzern Eon will jährlich 1,5 Milliarden Euro einsparen, aber bis Ende 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Wie viel Stellen dem Sparprogramm zum Opfer fallen, wollten weder Betriebsrat noch Konzernleitung mitteilen. "Wir nennen keine Zahlen", sagte ein Unternehmenssprecher.
Eon beschäftigt derzeit weltweit rund 90.000 Mitarbeiter, davon 40.000 in Deutschland. Bis zum Jahr 2011 soll das Sparziel ohne Abstriche erreicht werden. Besonders betroffen ist der Bereich Informationstechnologie. Eon hatte im vergangenen Jahr vor Steuern und Zinsen (EBIT) knapp 9,9 Milliarden Euro Überschuss erzielt. Der Nettogewinn sank wegen hoher Abschreibungen auf teuer eingekaufte ausländische Töchter allerdings um 79 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.
Unterdessen soll Eon-Manager Johannes Teyssen nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" Nachfolger von Eon-Vorstands-Chef Wulf Bernotat werden. Spätestens im Frühjahr nächsten Jahres solle Teyssen die Nachfolge Bernotats antreten, berichtet das Hamburger Magazin. Ein Eon-Sprecher wollte die Personalie nicht kommentieren. Nach Angaben des "Spiegel" will der Aufsichtsrat Teyssen in den nächsten Tagen als Nachfolger bestellen.
Wochenlange Verhandlungen
Gewerkschaften, Betriebsrat und Konzernspitze hatten den vorgestellten Spar-Kompromiss wochenlang ausgehandelt. Das Ergebnis sehe zunächst einen weitgehenden Erhalt der Arbeitsplätze und Ausbildungskapazitäten vor. Auch der Fortbestand geltender Tarifverträge sowie die betriebliche Altersversorgung wurden demnach gesichert. Als "kritisch" beurteilte ein Verdi-Sprecher die geplante Aufspaltung der IT-Tochter Eon IS GmbH und den geplanten Verkauf der IT-Infrastruktur. Davon betroffen seien mehr als 1000 Beschäftigte. Allerdings seien auch für diesen Fall bereits Mindestbedingungen geregelt, hieß es.
Alle Vereinbarungen gelten für die Umsetzung an den deutschen Standorten und Gesellschaften und sind bis zum 31. Dezember 2012 befristet, teilten Konzern und Betriebsrat mit. "Mit der jetzt erzielten Einigung haben wir einen gelungenen Kompromiss und wichtigen Erfolg erzielt", sagte Eon-Chef Bernotat laut Mitteilung. Das Sparprogramm sichere langfristig Arbeitsplätze.
"Nur mit motivierten Kolleginnen und Kollegen kann Eon wieder auf Kurs gebracht werden. Dazu sollte die Verantwortung wieder in einem ausreichenden Maß dezentral, also vor Ort, wahrgenommen werden. In der Vergangenheit war das ein wesentliches Erfolgsrezept", sagte Eon-Betriebsratschef Hans Prüfer.
Beteiligungen an Stadtwerken soll verkauft werden
Die ausgehandelten Eckpunkte sehen neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen eine sozialverträglichen Personalabbau vor durch Altersteilzeit, Vorruhestand, Auslaufen befristeter Verträge, freiwilliges Ausscheiden mit Abfindung, natürliche Fluktuation sowie zumutbare Versetzungen und Weiterqualifizierungen bei alternativen Arbeitsplatzangeboten. An einem Konzern-Sozialplan werde gearbeitet.
Außerdem plant Eon den Verkauf seiner Holding Thüga mit rund 100 Stadtwerke-Beteiligungen. Dagegen sollen allerdings die Arbeitnehmer- Vertreter im Aufsichtsrat Sturm laufen, berichteten die "Hannoversche Allgemeinen Zeitung" und die "Badische Zeitung". Auch dazu wollte Eon am Samstag auf Anfrage keine Stellung nehmen. Während es aus Hannover hieß, der Deal für fast drei Milliarden Euro sei perfekt, soll er nach Angaben der "Badischen Zeitung" noch auf der Kippe stehen.
Käufer soll ein Bündnis kommunaler Versorger unter der Führung der Stadtwerke Hannover, Frankfurt, Nürnberg und Freiburg sein. Eon hatte sich unter anderem auf Druck der Kartellbehörden zum Abschied von der Holding entschlossen.
Quelle: ntv.de