Wirtschaft

Fliegen mit Ebola und Raketen Stewardessen fordern Mitsprache

Wie klein die Welt ist, das erleben berufliche Langstreckenflieger Tag für Tag.

Wie klein die Welt ist, das erleben berufliche Langstreckenflieger Tag für Tag.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Unsicherheit sitzt tief - und sie endet nicht mit der Landung: Die Häufung an Krisen stellt den Flugverkehr vor ernste Herausforderungen. Bei der größten deutschen Airline diskutiert das Kabinenpersonal über eine "tiefe Vertrauenskrise".

In den Reihen des Kabinenpersonals der Deutschen Lufthansa wachsen offenbar die Sorgen im Zusammenhang mit Flügen in Krisengebiete wie dem Nahen Osten oder Westafrika. Die Personalvertretung beklagt, dass die Fragen vieler Mitarbeiter unbeantwortet blieben. In einem internen Schreiben ist von einer "tiefen Vertrauenskrise mit unserem Management" die Rede.

Lufthansa 7,56

Die Fluggesellschaft nimmt die Beunruhigung offenbar ernst. In einer ersten Stellungnahme hieß es, die Sicherheit von Passagieren und Besatzung habe oberste Priorität. Ähnlich hatte sich die Lufthansa bereits nach dem mutmaßlichen Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 über dem Osten der Ukraine und der Bedrohungen am israelischen Großflughafens Tel Aviv geäußert.

Aus "persönlichen Gründen"

Dort hatten Flugaufsichtsbehörden während der jüngsten Gaza-Offensive aufgrund der Bedrohung durch ballistische Hamas-Raketen und aufsteigende Abfangraketen des "Iron Dome"-Systems zeitweise eine vorübergehende Sperrung in Betracht gezogen. Dazu kommen nun offenbar auch Sorgen vor ansteckenden Krankheiten. Das Kabinenpersonal steht während des Fluges in sehr viel engerem Kontakt zu den Passagieren als die Besatzung im Cockpit.

Nach Worten des Vorsitzenden der Gesamtvertretung für das fliegende Personal, Alexander Behrens, geht es den Crewmitgliedern der Lufthansa nun im Kern um eine Rücktrittsklausel, die es Flugbegleitern ermöglicht, aus "persönlichen Gründen" dienstliche Reisen in solche Regionen nicht anzutreten.

Bei den jüngsten Krisen wie dem Gaza-Krieg, der Ebola-Krise in Westafrika oder dem Konflikt im Nordirak sei von der Kabinendienstleitung zu langsam auf die Möglichkeit dieser Rücktrittsklausel hingewiesen worden, lautet der Vorwurf.

Sicherheitsabteilung "wahnsinnig gut"

Das heiße aber nicht, dass man dem Sicherheitskonzept der Lufthansa misstraue, betonte Behrens. "Die Sicherheitsabteilung der Lufthansa ist wahnsinnig gut." Dennoch fordere die Personalvertretung Mitsprache im Sicherheitsteam, das aktuelle Lagen bewerte. Derzeit würde die Personalvertretung nur informiert.

Ein Lufthansa-Sprecher erklärte dazu, die Sicherheit der Passagiere und der Crews sei bei der Fluggesellschaft oberstes Gebot. Bei der Bewertung von Krisen sei man in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden. Experten gehen davon aus, dass den Airlines zur Einschätzung der aktuellen Sicherheitslage unter anderem auch militärisch und nachrichtendienstlich gewonnene Erkenntnisse zur Verfügung gestellt werden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen