Gefährlicher Balanceakt Stimmung trübt sich weiter ein
21.10.2011, 11:40 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Den vierten Monat in Folge wartet der Ifo-Index mit sinkenden Werten auf. Noch schlägt sich die deutsche Wirtschaft angesichts der weltweiten Turbulenzen und Krisen zwar vergleichsweise beachtlich. Die Aussichten für die kommenden Monate machen aber wenig Hoffnung.
Die Schuldenkrise in Europa und die nachlassende Weltkonjunktur haben die Stimmung der deutschen Firmenchefs im Oktober den vierten Monat in Folge gedrückt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 106,4 von 107,4 Punkten im Vormonat, teilte das Münchner Ifo-Institut mit. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 106,3 Zähler gerechnet . "Angesichts der internationalen Turbulenzen schlägt sich die deutsche Wirtschaft damit vergleichsweise gut", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
Die 7000 befragten Manager schätzten sowohl die Aussichten für die kommenden sechs Monate als auch die aktuelle Lage schlechter ein. Das Barometer für die Konjunkturerwartungen fiel wie erwartet auf 97,0 von 97,9 Punkten. Der Lage-Index sank auf 116,7 von 117,9 Zählern, während Analysten 116,8 Punkte vorausgesagt hatten.
Industrie mit stabilen Erwartungen
"Die Eintrübung hat sich ja durchaus in moderaten Grenzen bewegt, insofern waren wir eigentlich positiv überrascht", sagte Gernot Nerb, Chefvolkswirt des Ifo-Instituts zu n-tv. "Die Exporterwartungen haben sich sogar etwas aufgehellt."
Keine Rezession
Der Ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, das die Entwicklung der kommenden Monate zuverlässig vorhersagt.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass Wirtschaftsleistung am Jahresende stagniert. Eine Rezession befürchtet sie aber nicht. Für 2012 sagt sie ein Wachstum von 1,0 Prozent voraus, für das zu Ende gehende Jahr werden 2,9 Prozent prognostiziert.
Analysten zufrieden
Analysten zeigten sich überwiegend zufrieden: "Ich hatte sogar mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet", sagte Arnd Schäfer von der WestLB. Er schränkte aber ein: "Das beste Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft wäre ein Durchbruch bei der Lösung der Schuldenkrise. Aber auch der lässt am Wochenende auf sich warten. Die Verunsicherung der Unternehmen wird in diesem Schwebezustand immer größer."
Für Ralph Solveen von der Commerzbank zeigen die Zahlen "eine merkliche Abschwächung der Konjunktur". "Wir sehen für das Winterhalbjahr allerdings nur sehr geringe Wachstumsraten."
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa