Wirtschaft

VW muss sich durchkämpfen Störfeuer bei Porsche-Deal

Der Deal ist noch nicht in trockenen Tüchern

Der Deal ist noch nicht in trockenen Tüchern

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Bei der geplanten Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts durch VW gibt es immer mehr Störmanöver - - ein Scheitern des Deals gilt aber als eher unwahrscheinlich. Allerdings wird sich der Beschluss im Porsche-Aufsichtsrat voraussichtlich um eine weitere Woche verzögern. Das Thema solle auf der Sitzung des Sportwagenbauers an diesem Donnerstag noch nicht abschließend verhandelt werden, hieß es in Unternehmenskreisen. Zugleich wird die Auseinandersetzung um das Projekt immer schärfer. Nach den Ankündigungen massiver Proteste bis hin zu Streiks durch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück gab es am Montag Streit um die steuerliche Behandlung des Geschäfts.

Ein Sprecher von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) wies Darstellungen energisch zurück, wonach VW Steuerzahlungen beim Kauf von Porsche zu vermeiden suche. "Beim jetzt angestrebten Verschmelzungsprozess wird es nur eine Lösung im Einklang mit der Rechtslage geben, die zudem dem Staat nachhaltig Steuereinnahmen sichert", erklärte er. Schließlich habe Porsche VW übernehmen wollen, und nicht umgekehrt. "Es ist unbegreiflich, warum einige, die das gesamte Vermögen der Familien Porsche und Piëch aufs Spiel gesetzt haben, jetzt auch noch deren Rettung torpedieren."

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte unter Berufung auf Porsche- Aufsichtsratskreise berichtet, bei der geplanten Übernahme des Sportwagengeschäfts durch VW fielen bis zu drei Mrd. Euro Steuern an, die das Geschäft noch zum Scheitern bringen könnten. Deshalb werde nach Wegen gesucht, die Zahlungen an den Fiskus zu vermeiden. Auch ein VW-Sprecher hatte dies zurückgewiesen: "Das ist ein durchsichtiger Versuch, eine gute unternehmerische Lösung zu torpedieren."

Porsche dementierte derweil in Stuttgart einen Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach die Schuldenlast des Sportwagenbauers mittlerweile 14 Mrd. Euro betrage. "Die Zahl ist falsch", sagte ein Porsche-Sprecher. "Das entspringt dem Reich der Fantasie." Ende Januar hatte Porsche eine Netto-Verschuldung von rund neun Mrd. Euro, die nach jüngsten Angaben von mit der Situation vertrauten Personen nun auf deutlich über zehn Mrd. Euro gestiegen ist.

Will nicht aufgeben: Porsche-Chef Wiedeking.

Will nicht aufgeben: Porsche-Chef Wiedeking.

(Foto: AP)

Wiedeking kämpft weiter

Der durch Medienberichte über seinen bevorstehenden Rücktritt angeschlagene Porsche-Chef Wiedeking will das hoch verschuldete Unternehmen nicht kampflos den Wolfsburgern überlassen. Wiedeking sagte der Monatszeitschrift "Cicero", er werde "nicht zulassen, dass Porsche am Ende über den Tisch gezogen wird". Das sei er den Mitarbeitern und den freien Aktionären schuldig. Das Sagen bei Porsche haben allein die Familieneigentümer Porsche und Piech, die Vorzugsaktionäre haben kein Stimmrecht. Über seinen Verbleib im Amt muss der Aufsichtsrat entscheiden. "Auf wen die Scheinwerfer gerichtet sind, der muss auch mit den Schattenseiten leben", räumte Wiedeking in der Zeitschrift ein. In den vergangenen Tagen war heftig über eine Ablösung Wiedekings an der Porsche-Spitze spekuliert worden. Wiedeking gestand eine "gewisse Anspannung" ein. Mit Kritik könne er leben, "Angriffe unter die Gürtellinie dagegen treffen mich."

Wiedeking und Porsche-Finanzchef Holger Härter haben die Übernahme der Stimmrechtsmehrheit an VW in den vergangenen dreieinhalb Jahren mit komplexen Optionsgeschäften und Schulden finanziert. Wegen des Schuldenstands ist Porsche mittlerweile der Kreditmarkt versperrt, im März kommenden Jahres müssen Kredite über mehrere Milliarden refinanziert werden.

Der Vorstandschef, der im vergangenen Jahr 80 Mio. Euro verdiente, könnte einem Medienbericht zufolge eine Abfindung von 100 Mio. Euro bekommen. Dagegen kam scharfe Kritik in der  Politik auf: "Das zeigt die ganze Perversität der  Vergütungsregeln", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß der "Berliner Zeitung".

Wiedeking habe objektiv versagt und Milliarden in den Sand gesetzt. "Diese Gierlappen sind dabei, die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft zu zerstören." CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte der Zeitung, die Entscheidungsträger müssten die "gesellschaftlich möglicherweise explosive Wirkung außer Rand und Band geratener Abfindungen bedenken".

VW-Aktie knickt ein

Mitten in dem Übernahme-Poker ging die Aktie von Volkswagen am Montag auf Talfahrt. Das Papier sank zeitweise um acht Prozent und lag zum Xetra-Schluss 5,4 Prozent im Minus bei 236,50 Euro. Händler verwiesen auf ein Bündel von Belastungsfaktoren. So werde die Transaktion offenbar teurer als gedacht. Außerdem könnte sich die Entscheidung noch bis Ende Juli hinziehen. Ein Händler sagte: "Das ist eine Enttäuschung." Porsche erging es nicht besser, die Aktie verlor sechs Prozent.

Der VW-Aufsichtsrat will an diesem Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung beschließen. Danach soll VW die Porsche AG in zwei Schritten komplett übernehmen und in den Wolfsburger Konzern eingliedern. Porsche soll als zehnte Marke eigenständig weitergeführt werden. Mit dem Erlös soll die Porsche SE ihre Schulden weitgehend tilgen können. Porsche hatte sich mit der geplanten Übernahme von VW verhoben und sitzt auf rund zehn Mrd. Schulden. An dem vereinten VW-Porsche-Konzern sollen die Familien Porsche und Piëch zu über 50 Prozent beteiligt sein, das Land mit 20 und das Emirat Katar mit bis zu 19,9 Prozent.

Die Entscheidung bei Porsche soll jetzt voraussichtlich erst in einer erneuten Aufsichtsratssitzung eine Woche später fallen. Wulff forderte jedoch, bis Donnerstag endgültige Klarheit über die Zukunft von VW und Porsche zu schaffen. Beide Seiten müssten "den Knoten durchschlagen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Der Sprecher der Bundesregierung, Ulrich Wilhelm, wollte die derzeitige Situation bei VW und Porsche am Montag in Berlin nicht bewerten. Die Bundesregierung setze jedoch auf eine "konstruktive Lösung", die den Interessen des Standorts Deutschland und auch seiner Beschäftigten gerecht werde.

Die von Hück angekündigten Protestaktionen der Belegschaft gegen eine Übernahme durch VW sind aus Sicht eines Arbeitsrechtlers ein "stumpfes Schwert". "Das ist eine Drohung, die zwar VW treffen soll, aber letztlich Porsche schadet", sagte der Tübinger Arbeitsrechtler Prof. Hermann Reichold der Deutschen Presse-Agentur dpa mit Blick auf Produktionsausfälle. Wenn sich die Arbeitnehmerschaft gegen die Übernahme stelle, sei das kein Grund zur Sorge für VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. "Denn kein Arbeitnehmer wird deshalb seine Kündigung einreichen, zumal in diesen schlechten Zeiten." Überdies sei ein Streik illegal.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/AFP/rts

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