Wiedeking trifft Piech und Wulff Streithähne feiern in Ingolstadt
16.07.2009, 20:52 UhrBei Audis Geburtstagsfeier sind die Protagonisten des großen Wirtschaftskrimis der deutschen Autobranche zusammengetroffen. Es war wohl die letzte Zusammenkunft, bevor in der kommenden Woche die Entscheidung im Kampf zwischen Porsche und VW fallen wird.

Gute Miene zum bösen Spiel: Wendelin Wiedeking nach seiner Ankunft.
(Foto: dpa)
Es lässt sich ja kaum verhindern, dass sich die aktuell größten Streithähne der deutschen Wirtschaft über den Weg laufen. An einem tropisch heißen Abend in Ingolstadt trafen die Kontrahenten im Kampf zwischen Porsche und Volkswagen bei der Geburtstagsfeier von Audi mal wieder aufeinander.
Zunächst sah es so aus, als Wendelin Wiedeking gar nicht kommen würde. Doch als die Feier bereits begonnen hatte traf ein Porsche Panamera mit Böblinger Kennzeichen hinter den Kulissen der Feier ein. Ein gut gelaunter Porsche-Chef stieg aus. Nein, einer wie Wiedeking zieht nicht so einfach zurück.
Ja, sein Job mache ihm noch Spaß, sagt er. Sein Vertrag laufe bis 2012, und er wolle ihn erfüllen, stellt er fast trotzig fest. Dann wimmelt er die Journalistenmeute ab und begibt sich zu seinem Platz für die Feier.

Seine Gegenspieler Ferdinand Piech und Christian Wulff.
(Foto: AP)
So richtig glaubwürdig ist das nicht in diesen Tagen. Wiedeking mag ein Kämpfer sein, aber noch nie in seiner ganzen Karriere stand er so unter Druck. In der kommenden Woche treffen sich die Aufsichtsräte von Porsche und Volkswagen. Erst danach wird sich herausstellen, wie das Schicksal von Wiedeking aussieht.
Die ebenfalls anwesenden Ferdinand Piech und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff ließen sich übrigens kein Sterbenswörtchen entlocken. Was das heißt, bleibt den Auguren überlassen.
Riesiger Schuldenberg
Was sich allerdings klar abzeichnet ist die Tatsache, dass Wiedeking im Kampf zwischen dem David Porsche gegen den Goliath VW unterliegen wird. Die Investoren aus Katar wollen sich nicht in diesem Kampf instrumentalisieren lassen. Daher gibt es kein neues Geld.
Der Schuldenberg, der Porsche drückt, ist mittlerweile auf zehn Milliarden gewachsen. Die Eigentümer-Familien Porsche und Piech wollen zwar Geld investieren. Aber die geplante Kapitalerhöhung und das frische Geld werden nur dann kommen, wenn endlich Frieden zwischen den Konzernen herrscht.
Eigenständigkeit recht unwahrscheinlich

Die Kanzlerin war auch da.
(Foto: AP)
Dieser ist wünschenswert, alleine schon um die Kräfte zu bündeln, um sich der weltweiten Autokrise zu widmen. Deshalb scheint ein Verbund der Konzerne fast unausweichlich. Es ist momentan eigentlich kein Szenario denkbar, bei dem Wiedeking als Sieger hervorgehen könnte. Auch die künftige Eigenständigkeit von Porsche ist recht unwahrscheinlich geworden.
Daher könnte es gut sein, dass sich in Ingolstadt ein Mann der Vergangenheit einem schweren Gang gestellt hat. Denn auch Wiedeking dürfte der Auftritt hier nicht leicht gefallen sein. Und wenn Porsche nicht eigenständig bleibt, ist ein Verbleib von Wiedeking als Vorstand des Konzerns eigentlich undenkbar. Es hatte ein bisschen was von einem Auftritt im Kolosseum im antiken Rom. "Morituri te salutant", der Todgeweihte grüßt die Welt.
Quelle: ntv.de