14 Millionen Euro Abfindung Süßer Abgang für BP-Chef?
26.07.2010, 07:54 UhrSollte BP-Chef Tony Hayward tatsächlich seinen Hut nehmen, kann er offenbar mit einer satten Abfindung in Höhe von mindestens 14 Mio. Euro rechnen. Hayward würde inmitten der größten Krise des Konzerns gehen. Der Zeitplan für die Reparatur des defekten Bohrlochs im Golf von Mexiko wird indes erneut geändert.
BP will Konzernchef Tony Hayward einem Medienbericht zufolge seinen möglichen Abgang kräftig versüßen. Der wegen des Managements der Ölpest im Golf von Mexiko enorm unter Druck geratene Hayward werde in dem Fall ein Paket im Wert von mindestens 14,1 Mio. Euro erhalten, berichtete die britische "Times". Der Manager werde allein Aktienbezugsrechte und Anteile im Wert von schätzungsweise 9,6 Mio. Euro bekommen. Ein BP-Sprecher wies den Bericht als Gerücht zurück und bekräftigte, das Unternehmen stehe hinter Hayward.
Kreisen zufolge wird der Rücktritt jedoch in den kommenden Tagen bekanntgegeben. Als Favorit für seine Nachfolge gilt Robert Dudley, der bereits die BP-Sicherungsarbeiten im Golf von Mexiko von Hayward nach dessen Fehltritten übernommen hatte. Das BP-Direktorium werde heute über den Zeitpunkt des Ausscheidens von Hayward beraten, hieß es aus Kreisen. Am Dienstag veröffentlicht der Energieriese Quartalszahlen. Nach Angaben des britischen Senders BBC ist eine offizielle Rücktrittserklärung vor diesem Hintergrund bereits in den nächsten 24 Stunden wahrscheinlich.
Hayward hatte nur wenige Tage nach Beginn der Katastrophe den Wunsch geäußert, er wolle "sein Leben zurück". Der Manager hatte damit den Sturm der Entrüstung zusätzlich angefacht. Daneben gab es weiterer Pannen in der krisenbezogenen Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns. Ein BP-Sprecher wollte den BBC-Bericht zur bevorstehenden Ablösung Haywards, zunächst weder bestätigen noch dementieren. "Hayward hat weiterhin das Vertrauen des Aufsichtsrats", sagte BP-Sprecher Toby Odone.
Weitere Verzögerungen beim Leck
Die endgültige Verschließung des defekten Bohrlochs im Golf von Mexiko soll derweil nun doch später beginnen. In der kommenden Woche werde es zunächst weitere Vorbereitungen geben, sagte der Krisenkoordinator der US-Regierung, Thad Allen. In der ersten Augustwoche solle dann versucht werden, die endgültige Verschließung vorzunehmen. Es habe keinerlei Zwischenfälle gegeben, der Ölkonzern BP habe lediglich den Zeitplan geändert, sagte Allen.
Am Samstag hatte Allen gesagt, die als "static kill" bezeichnete Maßnahme werde "grob geschätzt in drei bis fünf Tagen losgehen". Zuvor hatte sich die Wetterlage im Golf von Mexiko beruhigt. Wegen eines aufziehenden Tropensturms waren mehrere Schiffe und eine Bohrinsel an der Unglücksstelle abgezogen worden, sie konnten jedoch wieder zurückkehren.
Die Bohrinsel "Development Driller 3" nimmt eine von zwei Entlastungsbohrungen vor, mit denen Druck von dem Bohrloch genommen werden soll, um den Bohrschacht anschließend mit Bohrschlamm und Zement verschließen zu können. Die Methode des Hineinpumpens von Bohrschlamm und Zement durch das Ventil des Abdichtkopfs auf dem Bohrschacht wird als "static kill" bezeichnet. Sie gleicht dem "top kill"-Verfahren, das im Mai scheiterte. Da es inzwischen aber gelungen ist, eine Verschlusskappe auf dem lecken Bohrleitungskopf zu platzieren, der das Öl seit dem 15. Juli zurückhält, sollen die Erfolgsaussichten diesmal größer sein.
Die Bekämpfung der Umweltkatastrophe entwickelt sich für BP zu einem Fass ohne Boden. Der Konzern gilt als Übernahmeziel, er hat seit dem Unglück 40 Prozent seiner Marktkapitalisierung eingebüßt. Experten schätzen die Kosten auf bis zu 100 Mrd. Dollar. Teil davon ist ein Entschädigungsfonds mit einem Volumen von 20 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de, sla/mmo/rts/AFP