Aldi ein Auslaufmodell? Supermärkte schlagen zurück
24.05.2011, 19:24 Uhr"Ja" zu "gut & günstig": Nach den Preissenkungen der Discounter in den vergangenen beiden Jahren schlägt jetzt offenbar die Stunde der Supermärkte. Zeitlich begrenzte Rabatte und starke Eigenmarken sollen den Billgheimern von Aldi und Co. das Wasser abgraben. Kein neues Konzept - aber offenbar erfolgreich.

Rewe-Eigenmarke "Ja" steht in direkter Konkurrenz zu Discountern.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Drastische Preissenkungen sind bei Lebensmitteln selten geworden. Angeführt von Aldi läuteten die Discounterketten 2009 ganze 18 Runden im deutschen Handel ein. 2010 waren es nach Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bereits nur noch 8. In diesem Jahr ist davon mit Ausnahme eines Aldi-Vorstoßes bei Drogerieartikeln gar nichts mehr zu sehen. Steigende Rohstoffkosten führen im Gegenteil dazu, dass Lebensmittel quer durch die Regale spürbar teurer werden.
Dicke Prozent-Zeichen setzen jetzt Supermärkte, allerdings nur zeitlich befristet und bei ausgewählten Markenprodukten. In dieser Woche ist unter anderem Pizza dran: Rewe wirbt mit 21 Prozent Vorteil für ausgewählte Pizzen, Edeka lockt mit einem Sparumfang von 15 Prozent. Laut GfK entfiel 2010 bereits ein Viertel des Umsatzes mit Markenartikeln auf Preisaktionen. Fünf Jahre zuvor war es nur ein Sechstel des Umsatzes.
Qualität oder Preis?
Gefeilt hätten Supermärkte vor allem an der untersten Preislage, schildert GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth. Dort wollten sie das Preisniveau der Discounter mit eigenen Marken wie "Ja" (Rewe) oder "Gut & Günstig" (Edeka) dauerhaft bieten. Es gehe aber nicht nur um den Preis. Die Zahl der Verbraucher, die beim Einkauf von Waren des täglichen Bedarfs vor allem auf Qualität achten, sei laut Umfrage auf 49 Prozent gewachsen. Das sind acht Prozentpunkte mehr als 2003.
Ein Trend, der für Supermärkte wie für Discounter interessant sein dürfte. "Aldi versucht weiter in die Höhe zu kommen", sagt Adlwarth. Das Sortiment könne nicht beliebig ausgeweitet werden. Nach Frischfleisch-Truhen und Backstationen sei der Platz beschränkt. Deshalb versuche Aldi, auch Edel-Produkte anzubieten. Mit jeder zusätzlichen Filiale in Deutschland mache sich der Discounter mit seinem ohnehin dichten Filialnetz nur selbst Konkurrenz.
"Es geht um die Wurst"
"Den richtigen Discount, den es vor zwanzig Jahren gab, gibt es nicht mehr. Die Konzepte verwässern immer mehr, und da müssen wir ein Profil bekommen", sagte Rewe-Chef Alain Caparros. Die Rewe-Discounttochter Penny soll nach roten Zahlen saniert werden. Adlwarth stellt fest, dass Supermärkte und Discounter sich annähern. So führen der Aldi-Rivale Lidl und die Edeka-Discounttochter Netto neben eigenen Marken auch eine Reihe von Markenprodukte im Regal.
"Jetzt geht es um die Wurst", sagt Discount-Experte Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. Der Übernahme von Plus durch Netto könnten weitere Konsolidierungsschritte folgen. Die führenden Discounter Aldi und Lidl verfügten über einen verlässlichen Wachstumsmotor - das Auslandsgeschäft. Für Aldi Süd seien die USA zum zweitwichtigsten Markt nach Deutschland geworden. Die erste Filiale in New York sei ein Beispiel für die dynamische Expansion, sagte er.
Quelle: ntv.de, dpa