Wirtschaft

Dunkle Flecken im A380-Triebwerk Techniker stoßen auf mehr Öl

Die glückliche Notlandung einer Qantas-Maschine vom Typ Airbus A380 schärft die Blicke von Flugmechaniker und Wartungstechnikern: Nach dem Zwischenfall am Himmel über Singapur tauchen bei weiteren Maschinen in Triebwerken des Herstellers Rolls-Royce Unregelmäßigkeiten auf. Die Lufthansa tauscht einen Antrieb vorsichtshalber komplett aus.

Ölspuren, wo keine sein sollen: Die Schaufeln einer Trend900-Turbine im Triebwerkscheck (Aufnahme nachgestellt).

Ölspuren, wo keine sein sollen: Die Schaufeln einer Trend900-Turbine im Triebwerkscheck (Aufnahme nachgestellt).

(Foto: dapd)

Nach Qantas hat nun auch die Fluggesellschaft Singapore Airlines Ölflecken in Rolls-Royce-Triebwerken ihrer A380-Flotte entdeckt. Die Airline beschloss daraufhin, die betroffenen Triebwerke an drei verschiedenen Flugzeugen auszutauschen. Rolls-Royce wollte sich zu dem neuen Ölfund nicht äußern. "Wir kommentieren das im Moment nicht", sagte ein Sprecher. Auch bei der Deutschen Lufthansa werden die zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Nachdem sie alle Triebwerke ihrer drei Super-Airbus A380 überprüft hatte, wechselte die Fluggesellschaft eine der Turbinen vorsorglich aus.

Der Airbus A380 ist das größte Passagierflugzeug der Welt und gilt für die am Bau beteiligten Unternehmen als wichtiges Aushängeschild. In der vergangenen Woche war eine A380 von Qantas kurz nach dem Start in Singapur wegen eines ausgefallenen Triebwerks zum Flughafen zurückgekehrt. Teile des Triebswerks stürzten zu Boden, andere hatten zuvor die Tragfläche durchschlagen. Nach einer Prüfung aller A380-Triebwerke bei Qantas waren an drei Antrieben Ölspuren entdeckt worden. Seither hat die Gesellschaft alle Flüge mit der A380 gestrichen.

A Singapore Airlines Airbus A-380 has its engine checked, at the Airport Zuerich, in Switzerland, in this Nov. 4, 2010 file photo.

A Singapore Airlines Airbus A-380 has its engine checked, at the Airport Zuerich, in Switzerland, in this Nov. 4, 2010 file photo.

(Foto: AP)

Der Triebwerksaustausch der Lufthansa steht nach Angaben von Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow nicht im Zusammenhang mit den Befunden, die Qantas festgestellt hatte. Die geplanten Flüge des Großraumjets würden daher alle wie geplant stattfinden. Lufthansa hatte vergangene Wochen ebenfalls alle A380-Triebwerke auf Schäden überprüft, aber keine Fehler entdeckt. In der Nachbetrachtung habe man nun aber eine Auffälligkeit an einem Triebwerk ausgemacht und in Abstimmung mit dem Hersteller vorsorglich den Austausch für weitere Untersuchungen angeordnet, erläuterte Jachnow. Die bislang drei A380 der Lufthansa fliegen im Liniendienst von Frankfurt nach Tokio, Peking und Johannesburg.

"Aber sie waren da"

Singapore Airlines schränkte die Bedeutung der Ölspuren ein. "Wir haben leichte Ölflecken in bestimmten Bereichen entdeckt", sagte Airline-Chef Chew Choon Seng. "Sie stellten kein Risiko dar, aber sie waren da." Das Unternehmen habe sich aus reiner Vorsicht für den Austausch der Motoren entschieden. Er hoffe, dass die Maschinen innerhalb von 48 Stunden wieder in Dienst gestellt würden.

Die Sicherheitsmaßnahme wurde anscheinend sehr kurzfristig angesetzt. Am Mittwoch holte Singapore Airlines im australischen Melbourne die Passagiere aus einer bereits abflugbereiten Maschine. Die beiden anderen betroffenen A380 der Gesellschaft stehen in Sydney und London.

Chew betonte, dass die Triebwerke seit Beginn der A380-Flüge zuverlässig gewesen seien. Sein Unternehmen verfügt über die längste Praxiserfahrung. Als erste Fluggesellschaft weltweit hatte Singapore Airlines die Maschine im Oktober 2007 in den Dienst gestellt. Insgesamt hat die Gesellschaft elf Maschinen des Typs im Einsatz.

Der Druck auf Rolls-Royce wächst

Auch nach den jüngsten Triebwerksproblemen an drei A380-Fliegern der asiatischen Airline bangt der Flugzeughersteller Airbus nicht um sein Ansehen. Die Verantwortung liege beim Triebwerkshersteller Rolls-Royce, sagte Airbus-Sprecher Tore Prang. "Rolls- Royce-Triebwerke sind auch bei Boeing im Einsatz und auch dort gab es Pannen."

(Foto: REUTERS)

Von einem Imageverlust könne daher keine Rede sein. "Uns geht es jetzt vor allem darum, dass Rolls-Royce mit uns einen Plan aufstellt, um die Triebwerke zu untersuchen und die Flieger wieder schnell in den Service zurückzubringen." 20 von 37 in Betrieb befindlichen A380 fliegen mit Trent-900-Triebwerken von Rolls-Royce.

Airbus-Konkurrent Boeing schlägt sich derzeit ebenfalls mit technischen Schwierigkeiten herum. des US-Flugzeugbauers bei einem Testflug zu einer Notlandung, der Vorfall geschah im US-Bundesstaat Texas.

Die etwa 40-köpfige Crew verließ die Maschine über Notrutschen. Verletzte habe es keine gegeben, ließ Boeing wissen. Auch das neue Aushängeschild des amerikanischen Flugzeugbaus wird von Rolls-Royce-Triebwerke angetrieben. Boeing will den ersten 787 Dreamliner im kommenden Frühjahr an die japanische All Nippon Airways ausliefern.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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