Wirtschaft

Befreiungsschlag im US-Geschäft? Telekom-Tochter fusioniert mit MetroPCS

Grünes Licht von den Aktionären: MetroPCS und T-Mobile USA dürfen fusionieren.

Grünes Licht von den Aktionären: MetroPCS und T-Mobile USA dürfen fusionieren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Aktionäre des fünftgrößten US-Mobilfunkers MetroPCS nicken die geplante Fusion mit T-Mobile USA ab. Telekom-Chef Obermann atmet auf: Mit dem Zusammenschluss beginnt die Telekom den Ausstieg aus dem kriselnden US-Geschäft, mit dem Ron Sommer dem Konzern einst hohe Schulden eingebrockt hatte - die ihn bis heute lähmen.

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Die Deutsche Telekom hat eine Sorge weniger: Die Aktionäre des US-Partners MetroPCS haben am Mittwoch auf einer extra anberaumten Hauptversammlung den Zusammenschluss mit T-Mobile USA abgenickt. Die Telekom-Tochter ist die Nummer vier im US-Markt, MetroPCS die Nummer fünf. Zusammen wollen die zwei Mobilfunkanbieter besser gegen die Konkurrenz bestehen. "Das ist ein großer Schritt für die Deutsche Telekom", erklärte Konzernchef René Obermann in Bonn.

Die Deutsche Telekom hatte vor zwei Wochen ein verbessertes Fusionsangebot vorgelegt und damit widerspenstige Großaktionäre von MetroPCS überzeugt. Nun wird dem zusammengeschlossenen Unternehmen vor allem eine geringere Schuldenlast aufgebürdet. Zudem erklärte sich die Telekom bereit, die nächsten eineinhalb Jahre keine Anteile der Gesellschaft zu verkaufen. Die Telekom wird 74 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten.

Die US-Mobilfunktochter, eines der größten Sorgenkinder der Telekom, kann mit rund 42 Millionen Kunden voraussichtlich schon bald wieder Gas geben. Milliarden-Investitionen stehen auf der Agenda, um das Mobilfunknetz schneller zu machen und beide Anbieter zu integrieren. Die Telekom will mit dem vor gut einem halben Jahr angekündigten Deal ihrem kriselnden US-Ableger die nötige Größe verleihen, um auf dem hart umkämpften Mobilfunkmarkt mithalten zu können. Auf längere Sicht strebt der Bonner Konzern den Rückzug aus Amerika an.

Die US-Aktivitäten der Telekom sind ein Relikt aus den Zeiten des früheren Vorstandschefs Ron Sommer, der die Schulden des Unternehmens mit zum Teil sündhaft teuren Zukäufen aufgetürmt hatte. Allein für den Einstieg in den US-Markt wurden 2001 rund 40 Milliarden Euro hingeblättert. Die Verschuldung kletterte kurzfristig auf über 70 Milliarden Euro.

Fusion könnte Befreiungsschlag sein

Zunächst schien auf dem noch jungen und lukrativen US-Markt alles in die richtige Richtung zu laufen. Das Kundenwachstum kletterte zum Teil zweistellig. Doch bald geriet die US-Tochter ins Stottern. Das Netz hatte Lücken, das Kulthandy iPhone von Apple durfte T-Mobile nicht verkaufen und der Abstand zur Konkurrenz wurde größer. Kunden verließen in Scharen das Unternehmen.

Schließlich glaubten Obermann und sein designierter Nachfolger Timotheus Höttges vor gut zwei Jahren, eine Lösung gefunden zu haben: Verkauf der Gesellschaft an den mächtigen Konkurrenten AT&T zum Preis von 39 Milliarden Dollar. Ein guter Deal in diesen Zeiten, lobten Analysten. Doch der Befreiungsschlag wurde zum Flop: Die US-Kartellwächter stoppten der Verkauf aus Wettbewerbsgründen. Dann zogen die beiden Manager Plan B aus der Tasche: Die Verschmelzung von T-Mobile mit MetroPCS.

Für Obermann wird die Telekom bald Vergangenheit sein, spätestens im Januar kommenden Jahres sitzt er beim niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo am Ruder - ein mittelständisches und überschaubares Unternehmen. Die Telekom hinterlässt der Manager zwar nicht besenrein, aber er und sein Vorstandsteam haben das Unternehmen in den vergangenen Jahren umgebaut und das zukunftsträchtige Datengeschäft ausgerichtet.

Veränderungen stehen bei der Telekom möglicherweise auch im Europageschäft an, wo die zuständige Vorstandsfrau Claudia Nemat angeblich über eine stärkere Zentralisierung der Aktivitäten in Osteuropa nachdenkt. In Großbritannien soll zudem das gemeinsam mit der France Télécom betriebene Mobilfunk-Joint-Venture, der Marktführer Everything Everywhere, an die Börse kommen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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