T-Mobile-Verkauf wird zur Hängepartie Telekom vor neuen Hürden
23.11.2011, 11:39 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Aus dem Beifreiungsschlag wird mehr und mehr eine zusätzliche Bürde: Die Deutsche Telekom kassiert auf ihrem Weg zum Verkauf der Tochter T-Mobile USA eine Schlappe nach der nächsten. Nun meldet die US-Telekomaufsicht FCC Bedenken an und will den Verkauf genau unter die Lupe nehmen. Manche Analysten sehen für den Deal bereits schwarz.
Erneuter Rückschlag für Telekom- Chef Rene Obermann: Die US-Telekommunikationsaufsicht FCC hat Bedenken gegen den 39 Mrd. Dollar schweren Verkauf des US-Mobilfunkgeschäfts an AT&T. Die FCC ordnete eine strengere Prüfung des Vorhabens an. Damit werden die Hürden für den geplanten Deal immer höher: Denn das US-Justizministerium hat wegen kartellrechtlicher Bedenken bereits dagegen geklagt.
Der Bonner Konzern reagierte enttäuscht. Die Entscheidung der FCC berücksichtige nicht die klaren Vorteile, die sich durch die Transaktion für den US-Mobilfunkmarkt und die gesamte Volkswirtschaft ergeben würden, sagte ein Telekom-Sprecher. "Wir analysieren derzeit gemeinsam mit unseren amerikanischen Partnern die veränderte Lage, um dann zu entscheiden, welche weiteren Schritte wir unternehmen", fügte er hinzu. Auch AT&T bezeichnete die Einschätzung der FCC als enttäuschend und kündigte eine Prüfung aller Optionen an.
Meisterstück auf der Kippe
Nach Auffassung der US-Telekommunikationsaufsicht würde die Übernahme von T-Mobile USA durch den US-Telekomkonzern zu einem erheblichen Abbau von Wettbewerb und Arbeitsplätzen in den USA führen. Wie FCC-Chef Julius Genachowski an die Kommissare seiner Behörde schrieb, soll nun eine eingehende Prüfung mit Anhörung der Unternehmen erfolgen. Die FCC bezweifelt zudem, dass AT&T den neuen Mobilfunkstandard 4G nach der Übernahme von T-Mobile USA schneller ausbauen würde.
Mit der Prüfung wird sich der Abschluss der geplanten Transaktion zumindest weiter in die Länge ziehen. Denn die geplante Anhörung bei der FCC, die überprüft, ob der Deal im öffentlichen Interesse ist, soll nach Angaben der FCC erst nach dem kartellrechtlichen Verfahren stattfinden. Das US-Justizministerium hatte im August Klage gegen die Fusion der Nummer zwei und vier auf dem US-Mobilfunkmarkt eingereicht. Die Transaktion berge die Gefahr, dass Millionen Bürger im ganzen Land weniger Auswahl hätten und höhere Mobilfunk-Preise zahlen müssten, hatte die US-Regierung den Schritt begründet. Der Prozessbeginn ist für den 13. Februar angesetzt. Analysten von Stifel Nicolaus urteilten, der Druck auf die Telekom könnte nun zunehmen, den Verkauf abzublasen.
Für Telekom-Chef Obermann soll der Verkauf von T-Mobile USA an AT&T eigentlich sein Meisterstück werden. Denn auf diesem Weg würde er ein langjähriges Sorgenkind loswerden. Das US-Mobilfunk-Geschäft, das vom ehemaligen Telekom-Chef Ron Sommer noch als Wachstumslokomotive gepriesen wurde, war vor einigen Jahren in die Krise geschlittert. Die Sparte, die immerhin ein Viertel des Konzernumsatzes erzielt, tritt auf der Stelle. Dagegen gewannen große Konkurrenten wie AT&T mit exklusiven Telefonen und kleinere Anbieter mit Discountpreisen neue Kunden hinzu.
Quelle: ntv.de, nne/rts