Aktionäre wüten über Dümpelkurs Telekom weist Schuld von sich
24.05.2012, 16:20 Uhr
Im Fokus der Investoren: Telekom-Chef René Obermann.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Aktionäre der Telekom verlieren zunehmend die Geduld: Seit Jahren dümpelt der Aktienkurs auf Tiefstwerten und die Dividende ist nicht mehr sicher. Konzernchef Obermann steuert mit neuen Geschäftsfeldern dagegen. Sie sollen Umsatz bringen, doch das braucht Zeit. Bis dahin tritt er die Flucht nach vorne an und greift die Regulierer an.
Telekom-Chef René Obermann gerät zunehmend in die Schusslinie der Aktionäre. Bei der Hauptversammlung des Unternehmens äußerten Kleinanleger ihren Unmut vor allem über die Entwicklung des Aktienkurses und der schwächelnden Geschäfte des Unternehmens im In- und Ausland. "Die Telekom braucht dringend eine Perspektive, um ein Ausbluten zu verhindern und um Umsatz- und Marktanteile zu verteidigen", sagte Klaus Kaldemorgen von der größten deutschen Fondsgesellschaft DSW.
Obermann selbst zeigte sich ebenfalls unzufrieden mit der Entwicklung der T-Aktie, viel Trost konnte er allerdings nicht spenden. Immerhin habe sich der Konzern in einem schwierigen Markt besser geschlagen als die vergleichbaren europäischen Konkurrenten.
Kein klarer Dividendenkurs
Rettete bisher die vergleichsweise großzügige Dividendenpolitik die Gesamtrendite der Papiere, müssen sich Aktionäre angesichts der schwierigen Marktlage auch hier auf mögliche Einschnitte einstellen. Erst Anfang kommenden Jahres will der Vorstand laut Finanzvorstand Tim Höttges über die künftige Finanzstrategie entscheiden. Im laufenden Jahr kommen Anleger vorerst letztmalig in den Genuss der garantierten Mindestausschüttung von 70 Cents je Aktie, die der Konzern vor drei Jahren zugesichert hatte.
Deutlich offensiver wurde Telekom-Chef Obermann dagegen bei der Frage nach Mitschuldigen für die schwache Ertragslage des Unternehmens. Hier sieht der Konzernlenker insbesondere die Politik am entscheidenden Hebel, die durch zu harte Regulierung Investitionen behindere statt sie zu fördern. Inzwischen werde auch im Mobilfunk durch die Eingriffe zur Absenkung der sogenannten Terminierungsentgelte zugelangt. Hierdurch würden Anreize zum Investieren genommen. Obermann: "Wir brauchen weniger statt mehr Regulierung".
T-Mobile USA ungelöst
Das bröckelnde Kerngeschäft will Obermann künftig durch steigende Umsätze in den Wachstumssparten auffangen. So sollen sich die Erlöse aus dem mobilen Internet, aus Cloud- und Onlinediensten für Privatkunden sowie dem Bereich vernetztes Zuhause auf ein Volumen von 29 Mrd. Euro erhöhen. Man müsse den Geschäftsfeldern aber Zeit für ihre Entwicklung geben. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom rund sechs Prozent Umsatz verloren. Zugleich werde das Unternehmen im Kerngeschäft um jede Kundenbeziehung kämpfen, betonte Obermann.
In den USA sucht die Telekom weiterhin nach einer Lösung für die angeschlagene Tochterfirma T-Mobile. "Ein vollständiger Verkauf wie an AT&T ist aber eher unwahrscheinlich, wir müssen andere Wege gehen", unterstrich Obermann. Alle Optionen seien offen. "Daran arbeiten wir mit aller Kraft."
Im vergangenen Jahr war der geplante Verkauf von T-Mobile USA an den Konkurrent AT&T am Widerstand der Aufsichtsbehörden gescheitert. Die Konzerntochter ist mit gut 33 Millionen Kunden nur die Nummer vier des Landes und war in den vergangenen Jahren erheblich unter Druck geraten. Kunden kehrten dem Unternehmen auch wegen des Umsatzrenners iPhone, das die Telekom in den USA nicht vermarkten darf, den Rücken.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/DJ