Milliardenschwerer Rekordverlust Tepco-Chef nimmt seinen Hut
20.05.2011, 09:30 UhrRund zwei Monate nach der verheerenden Zerstörung des japanischen Atomkraftwerks in Fukushima gibt der Chef der Betreiberfirma Tepco seinen Posten auf. Damit zieht er auch die Konsequenzen aus einem Verlust von rund 10 Milliarden Euro, den die Reaktorkatastrophe dem Energiekonzern bis Ende März einbringt.
Der Betreiber des havarierten japanischen Atomreaktors in Fukushima, Tepco, tauscht seine Führungsspitze aus. Nach der Hauptversammlung im Juni wird der bisherige Konzernchef Masataka Shimizu durch den geschäftsführenden Direktor Toshio Nishizawa ersetzt. Aufsichtsratschef Tsunehisa Katsumata bleibt dagegen im Amt.
Im Zuge der Atom-Krise war der bisherige Tepco-Chef massiv in die Kritik geraten: Nach einer einzigen Pressekonferenz kurz nach dem Tsunami am 13. März war er für Wochen von der Bildfläche verschwunden. Unter anderem wird Tepco heftig dafür kritisiert, nur in Scheibchen über die Vorgänge in den havarierten Reaktoren informiert zu haben.
Das dicke Ende kommt noch
Shimizu musste zuvor für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust von 1,25 Billionen Yen oder umgerechnet rund 10 Mrd. Euro bekanntgeben. Das ist der höchste Verlust eines japanischen Unternehmens außerhalb der Finanzbranche, der je verbucht werden musste.
Eingerechnet sind laut japanischen Medien die Kosten für die Stilllegung von vier Reaktoren von Fukushima sowie für die Reparatur von Wärmekraftwerken, deren Inbetriebnahme einen Engpass bei der Stromversorgung verhindern soll. Tepco will die vier Reaktoren verschrotten und bisherige Pläne, zwei weitere Atommeiler zu bauen, über Bord werfen.
Das Minus aus dem abgelaufenen Finanzjahr ist für Tepco erst der Anfang: Der Konzern muss sich unter anderem auf Schadenersatzforderungen in unbekannter Höhe einstellen, die Evakuierte stellen dürften.
Dividende gestrichen
Einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wagte Tepco nicht. Die Aktionäre werden keine Dividende erhalten. Dies war zuletzt 1951 der Fall, in dem Jahr, in dem Tokyo Electric Power gegründet worden war. Der Börsenwert von Tepco ist seit dem schweren Atomunfall in Fukushima um mehr als 80 Prozent eingebrochen.
Nach einem schweren Erdbeben mit anschließendem Tsunami hatten sich im Atomkraftwerk Fukushima mehrere Kernschmelzen ereignet. Im Reaktorblock 3 kam es zudem zu einer Wasserstoffexplosion, die das Dach des Gebäudes wegsprengte. Trotz zahlreicher Rückschläge will Tepco das havarierte Atomkraftwerk bis Januar unter Kontrolle bringen. Neben der Betreiberfirma ist auch die japanische Regierung wegen ihres Umgangs mit dem Unglück in die Kritik geraten. Um Tepco vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, stützt Japan den Konzern mit umgerechnet 43 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, nne/AFP/dpa/rts