Wirtschaft

Horrorjob bei Fukushima-Betreiber Tepco findet keinen Chef

Die japanische Bevölkerung ist nach Fukushima gegen die Atomkraft - auch deshalb findet der Stromriese Tepco keinen neuen Chef.

Die japanische Bevölkerung ist nach Fukushima gegen die Atomkraft - auch deshalb findet der Stromriese Tepco keinen neuen Chef.

(Foto: picture alliance / dpa)

Verstrahlte Atomkraftwerke, Schäden in Milliardenhöhe, mieses Bild in der Öffentlichkeit: Niemand will neuer Chef des japanischen Tepco-Konzerns werden. Für den Betreiber des Katastrophenreaktors Fukushima wird die Leere in der Chefetage zum Supergau: Die ungeklärte Führungsfrage droht die Sanierung des taumelnden Stromriesen zu blockieren.

Der Betreiber des japanischen Unglücks-AKW Fukushima findet offenbar keinen neuen Chef. Die ungelöste Führungsfrage beim krisengeplagten Tepco-Konzern könnte laut einem Insider einen Sanierungsplan verzögern, in dem der Energieriese auch Staatshilfe über umgerechnet knapp neun Mrd. Euro beantragt. Die Wahl eines neuen Vorstandschefs wird als wichtiger Punkt für den neuen Geschäftsplan gesehen, der Ende März erwartet wird. "Mit Blick auf Themen wie Atomkraftwerke und Strompreiserhöhungen gibt es eigentlich niemanden, der den Job wirklich übernehmen möchte", hieß es weiter. 

Zu den Namen, die als potenzielle Nachfolger von Tepco-Chef Tsunehisa Katsumata gehandelt werden, gehören der Vorsitzende von Central Japan Railway, Yoshiyuki Kasai, der die Privatisierung der japanischen Eisenbahnen vor 25 Jahren mit auf die Schiene gesetzt hatte. Zudem wird der Chef von Nippon Steel, Akio Mimura, genannt, der einem regierungsnahen Gremium vorsteht, das über Japans künftiges Energiekonzept berät.
Nach Angaben aus Bankenkreisen könnte die Personalsuche nun von dem Geschäftsplan abgekoppelt werden. Die japanische Regierung will früheren Berichten zufolge das komplette Direktorium auswechseln, um nach der Fukushima-Katastrophe die Verantwortlichkeiten im Management besser klären zu können. Der Wechsel sei auch Bedingung für die öffentlichen Hilfsgelder für Tepco, hatte eine Zeitung Ende Februar berichtet. Tepco muss Schadenersatz in Milliardenhöhe zahlen. Nach dem Erdbeben und Tsunami im März vergangenen Jahres kam es im Kraftwerk Fukushima zur schwersten Atomkatastrophe seit dem Unglück von Tschernobyl. 

Milliardenforderungen schweben über Tepco

Auf den neuen Tepco-Chef warten wahrlich keine angenehmen Aufgaben. Wegen der Atomkatastrophe von Fukushima haben Aktionäre den Konzern auf Schadenersatz in Rekordhöhe von 5,5 Billionen Yen (55 Mrd. Euro) verklagt. Tepco geht davon aus, bis März wegen der Entschädigungen einen Verlust von umgerechnet 6,8 Mrd. Euro zu machen. Bis Ende März 2013 benötigt Tepco nach Schätzungen einer Expertenkommission sogar rund 44 Mrd. Euro für Entschädigungen und weitere rund zehn Mrd. Euro für den Rückbau von vier der sechs Reaktoren in Fukushima. Die Arbeiten dazu werden demnach rund 40 Jahre dauern.

Zudem kämpft Tepco derzeit damit, dass auch seine anderen Akw derzeit fast komplett stillstehen: 16 der 17 Atomreaktoren sind derzeit vom Netz genommen. Die zuständigen japanischen Gemeinden scheuen sich nach der Atomkatastrophe, grünes Licht für ein Wiederanfahren der Reaktoren zu geben. Entsprechend musste das Unternehmen seine Kohlekraftwerke wieder hochfahren, die Kosten für Kohle sind allerdings deutlich gestiegen. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima vor einem Jahr sind auch in Japan immer mehr Menschen gegen Kernenergie. Tepco ist seitdem in schwerer Finanznot und wird vom Staat getragen. Das Unternehmen versorgt rund 45 Mio. Menschen mit Strom.            

Quelle: ntv.de, rts/AFP

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