Wirtschaft

Milliardengewinn auch in 2011 ThyssenKrupp bleibt auf Kurs

Das Geschäft läuft auf Hochtouren.

Das Geschäft läuft auf Hochtouren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp schreibt nach der Wirtschaftskrise wieder tiefschwarze Zahlen und will noch weiter zulegen. Die strategische Ausrichtung für die Zukunft wird von dem angehenden Konzernchef Heinrich Hiesinger jedoch nur grob umrissen.

Der Industriekonzern ThyssenKrupp hat dank der konjunkturellen Erholung und anhaltender Sparbemühungen wieder einen Gewinn nahe der Milliardengrenze erzielt. Für das laufende Geschäftsjahr geht das in Duisburg und Essen ansässige Dax-Unternehmen von weiter steigenden Umsätzen und noch stärker wachsenden Ergebnissen aus. Der kommende Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger hielt sich mit Aussagen zu strategischen Weichenstellungen für die Zukunft zunächst zurück.

Stabswechsel in Sicht: ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz schüttelt seinem Nachfolger Heinrich Hiesinger die Hand.

Stabswechsel in Sicht: ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz schüttelt seinem Nachfolger Heinrich Hiesinger die Hand.

(Foto: AP)

Im Januar endet die Ära von Ekkehard Schulz, der den Konzern seit der Fusion im Jahr 1999 führte. Dann wird er sein Amt an den von Siemens gekommenen Manager Hiesinger übergeben. Als dies im Mai bekannt gegeben wurde, deuteten Beobachter dies als eine mögliche Abkehr vom Stahlgeschäft. Mit Blick auf die zuletzt getätigten Milliardeninvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und den USA sagte Hiesinger bei der Bilanzpressekonferenz, dass die Mittel künftig ausgeglichener für die Geschäftsbereiche ausgegeben werden sollen.

Stahl wird nicht vernachlässigt

Spekulationen, er könne das Stahlgeschäft zugunsten des Industriegeschäfts vernachlässigen, trat Hiesinger entgegen. "Nach den Investitionen in Übersee möchten wir die Wertsteigerungspotenziale im Konzern realisieren", kündigte er an. Der Stahlbereich sei ein Standbein des Unternehmens. "Im Moment gibt es keine Alternative dazu", erklärte er. Bis Mitte nächsten Jahres will sich Hiesinger über die künftige Strategie Gedanken machen.

Das wird er, wenn die Annahmen der Unternehmensführung eintreffen, auf entspannterer Grundlage machen können, als noch vor gut einem Jahr. Tief war der Absturz in der Rezession: Neben hausgemachten Problemen durch die teurer als erwartete Expansion nach Amerika war das Unternehmen mit einem heftigen Nachfrageeinbruch in der Wirtschaftskrise konfrontiert. Das Geschäft ging 2008/09 um ein Viertel zurück, am Ende stand ein Nettoverlust von 1,9 Mrd. Euro.

Schulz schlug einen strikten Sparkurs ein, Geschäftsbereiche wurden abgestoßen, die Konzernstruktur gestrafft. Das zahlte sich im nun abgelaufenen Geschäftsjahr aus, der Konzern schreibt wieder schwarze Zahlen. Bei einem Umsatzanstieg um fünf Prozent auf 42,6 Mrd. Euro verdiente ThyssenKrupp unter dem Strich 927 Mio. Euro.

Zum Teil kräftige Zuwächse seien im Geschäft mit Flach- und Edelstahl sowie mit Komponenten für die Automobilindustrie und den Maschinenbau erzielt worden, hieß es. Ergebnisseitig hätten sich die Sparanstrengungen ausgezahlt. Je Aktie verdiente das Unternehmen 1,77 Euro. Davon sollen 0,45 Euro je Anteilsschein an die Eigentümer ausgeschüttet werden.

Zwei von acht in rot

Nur zwei der acht Geschäftsfelder, in die sich der Konzern organisiert hat, haben 2009/10 Verlust gemacht. Neben dem Stahlbereich in Nord- und Südamerika schreibt auch das Edelstahlgeschäft weiter rote Zahlen. Diese fielen mit einem Verlust von 121 Mio. Euro aber weit kleiner aus als im Vorjahr. "Leider ist uns der Turnaround in die schwarzen Zahlen 2009/10 bei Edelstahl noch nicht gelungen, aber 2010/11 werden wir das schaffen", kündigte Schulz nun an.

Für das laufende Geschäftsjahr ist der Konzern insgesamt "vorsichtig optimistisch" und rechnet mit einer Umsatzsteigerung um zehn bis 15 Prozent. Das Konzernergebnis soll dabei auch dank weiterer Sparanstrengungen überproportional zulegen.

Der Fokus liege weiterhin auf der strukturellen Optimierung, was auch weitere Teilverkäufe einschließe, hieß es zudem. So will der Konzern den im vergangenen Jahr abgesagten Verkauf des Industriedienstleisters Xervon in Kürze wieder aufnehmen. Bei der im Sommer zum Verkauf gestellten Metallumformsparte verlaufe der Prozess plangemäß; noch im laufenden Jahr soll ein Käufer gefunden sein.

Daneben konzentriert man sich auf den Hochlauf der Werke in Übersee und den Markteintritt in den USA. Dies wird den Angaben zufolge das Ergebnis noch mit einem mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belasten. Im kommenden Geschäftsjahr soll Steel America dann die Gewinnschwelle erreichen.

Operativ nimmt ThyssenKrupp ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von zwei Mrd. Euro ins Visier. Die Umstellung der Prognose von Vorsteuergewinn auf EBIT begründete das Unternehmen mit der stärkeren operativen Aussagekraft. Dabei wird der Konzern auch das EBIT neu berechnen. Komponenten wie etwa aktivierte Bauzeitzinsen werden nicht mehr Bestandteil der Kennziffer sein. Statt der für 2009/10 ausgewiesenen Zahl von 1,68 Mrd. Euro wurde als Vergleichsbasis für die Prognose ein angepasster Wert von 1,2 Mrd. Euro angegeben.

Quelle: ntv.de, sla/DJ

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