Blohm + Voss an Star Capital? ThyssenKrupp forciert Verkauf
09.12.2011, 19:15 Uhres sieht so aus, dass ThyssenKrupp in Kürze das zivile Geschäft von Blohm + Voss veräußern kann. Angeblich steht der britische Finanzinvestor Star Capital als Käufer bereit. Im Sommer war ein Verkauf von Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar geplatzt.
Der Mischkonzern ThyssenKrupp will nach Angaben aus Unternehmenskreisen große Teile der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss an den britischen Finanzinvestor Star Capital Partners verkaufen. Die Verträge sollten in den nächsten Tagen unterzeichnet werden, hieß es. Der Aufsichtsrat der Werftentochter ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) habe bereits zugestimmt. "Die Verhandlungen mit einem europäischen Finanzinvestor laufen auf ein erfolgreiches Ende zu", sagte ein Sprecherin von ThyssenKrupp; sie nannte aber keinen Namen. Star Capital lehnte eine Stellungnahme ab.
ThyssenKrupp hatte seit Monaten mit den Briten über einen Verkauf der zivilen Bereiche der Werft verhandelt. Blohm + Voss baut und repariert in Hamburg Schiffe und fertigt große Jachten. In dem Bereich sind etwa 1500 Mitarbeiter beschäftigt. ThyssenKrupp will sich im Schiffbau auf den lukrativen militärischen Bereich konzentrieren. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Jahren bereits aus weiten Teilen des zivilen Schiffbaus zurückgezogen. So hatte ThyssenKrupp den größten Teil der Emder Nordseewerke an die Siag-Gruppe verkauft.
Im Sommer war nach zweijährigen Verhandlungen ein Verkauf von Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar geplatzt. Auch zu einem Joint Venture mit den Arabern im militärischen Bereich war es nicht gekommen. Beide Seiten einigten sich lediglich auf die Übernahme des zivilen Geschäfts mit 180 Beschäftigten von HDW-Gaarden in Kiel durch Abu Dhabi Mar. An Teilen von Blohm + Voss hatte danach auch das Bremer Familienunternehmen Lürssen Interesse gezeigt. Es war damit aber beim Management von ThyssenKrupp auf taube Ohren gestoßen.
Runter von den Schulden
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger will diverse Geschäftsbereiche, darunter die Edelstahlsparte und Autozulieferer, veräußern. Betroffen sind rund 35.000 der weltweit rund 180.000 Beschäftigten des Konzerns. Der ehemalige Siemens-Manager will damit die Schulden senken und zusätzliche Mittel für Investitionen in das Technologiegeschäft, zu dem zum Beispiel die Aufzugssparte und der Anlagenbau gehören, erhalten.
In der vergangenen Woche hatte Hiesinger die Zahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2010/2011 vorgelegt. Nach Milliardenabschreibungen auf die neuen Stahlwerke in Übersee verbuchte der Konzern einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, wne/rts