Wirtschaft

Revolution frisst ihre Kinder Tiefe Kratzer im Solarmodul

Solarmodul im Check

Solarmodul im Check

(Foto: picture alliance / dpa)

Preisverfall, Überkapazitäten, Finanzprobleme: Die deutsche Solarbranche steckt in der Krise. Verluste sind die Folge. Die Hauptkonkurrenz der ehemaligen Pionierunternehmen kommt aus Asien und ist auf Marktbereinigung aus.

In der einst scheinbar unaufhaltsam expandierenden Solarbranche ist Katzenjammer eingekehrt. Verluste sind inzwischen an der Tagesordnung - selbst beim lange erfolgsverwöhnten Solar-Anlagenbauer Centrotherm. Ein Licht am Ende des Tunnels sieht Finanzvorstand Thomas Riegler derzeit nicht. "2012 wird erneut ein schwieriges Jahr", prophezeite er. Er hoffe auf eine rasche Marktbereinigung. "Die Schwachen müssen herausgeschüttelt werden." Dann könne es wieder aufwärtsgehen.

Centrotherm fuhr einen Quartalsverlust von knapp 21 Mio. Euro ein, obwohl der Umsatz um 15 Prozent auf 207 Mio. Euro stieg. Zwei asiatische Kunden - darunter ein Staatsbetrieb - hätten die Endabnahme von Anlagen und damit die Zahlungen hinausgeschoben. Abschreibungen seien die Folge.    

Asien auf dem Vormarsch

Den sonst strahlenden Solar-Vorständen ist das Lächeln vergangen, das jetzt häufiger auf den Gesichtern der asiatischen Rivalen zu sehen ist. Die haben riesige Kapazitäten aufgebaut und überschwemmen mit ihren Produkten die Märkte. Die dadurch sinkenden Preise haben den deutschen Herstellern den Optimismus gründlich verdorben. Und so gilt als unbestritten in der Branche, dass im kommenden Jahr die Preise erneut zumindest um 15 Prozent sinken - parallel zur Kürzung der staatlichen Förderung in Deutschland.

Rote Zahlen bei Phoenix

Phoenix Solar
Phoenix Solar ,01

Die Solartechnikfirma Phoenix Solar kam im dritten Quartal trotz Umsatzsteigerungen nicht aus den roten Zahlen. Auch Firmen-Chef Andreas Hänel nannte als Grund den beschleunigten Preisverfall um bis zu 40 Prozent bei Solarmodulen. Abschreibungen auf Lagerbestände waren die Folge. "2011 war das schlimmste Jahr, das die Industrie je gesehen hat", sagte er

. Hänel glaubt allerdings, aus eigener Kraft aus der Misere kommen zu können. Er will mit Personalkürzungen und Konzentration auf margenstarke Bereiche 2012 wieder profitabel werden. Dank starker Auslandsgeschäfte stieg der Umsatz im dritten Quartal um 18,7 Prozent auf 113,1 Mio. Euro. Netto schlug ein Minus von 19 Mio. Euro nach plus 2,3 Mio. Euro im Vorjahr zu Buche.

Tiefrote Zahlen bei Conergy

Noch düsterer sieht es bei der ohnehin seit Jahren ums Überleben kämpfenden Conergy aus, die neben dem Preisdruck die Zurückhaltung europäischer Banken bei der Projektfinanzierung beklagte. Auch der Conergy-Vorstand fürchtet 2012 einen weiteren Preisverfall und will unter anderem mit zusätzlichem Personalabbau in der Verwaltung gegensteuern. Bei einem Umsatzrückgang um rund 35 Prozent auf 182,4 Mio. Euro verbuchte die Hamburger Firma im dritten Quartal einen operativen Verlust (Ebit) von 105 Mio. Euro nach 1 Mio. Euro Gewinn vor Jahresfrist.

Außerplanmäßige Abschreibungen von knapp 70 Mio. Euro im Zuge von Umstrukturierungen in der Fabrik in Frankfurt/Oder hätten zu dem hohen Minus geführt. Der Konzern gibt die Produktion von Solar-Wafern und Zellen auf, die asiatische Wettbewerber zu Billigpreisen auf den Markt werfen, und verlegt sich auf die Fertigung von Module. Fixkosten sollen so deutlich reduziert werden.

Quelle: ntv.de, rts

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