Nach der Zinssenkung Tokio will Konjunkturpaket
06.10.2010, 12:45 UhrJapan steckt in der Deflation. Um das Land daraus zu befreien, kehrt die Notenbank zur Nullzinspolitik zurück. Die Regierung will mit einem Konjunkturpaket nachlegen.

Sinnbild für die Krise Japans: Ein Mann geht achtlos an Werbetafeln vorüber - dabei braucht das Land stärkeren Konsum.
(Foto: REUTERS)
Nur einen Tag nach der überraschenden Zinssenkung der Bank of Japan legt die Regierung in Tokio nach: Die Demokratische Partei von Ministerpräsident Naoto Kan schlägt kurzfristig ein Konjunkturpaket im Volumen von umgerechnet gut 40 Mrd. Euro vor, um der Wirtschaft angesichts sinkender Preise und eines exportschädlichen, starken Yen auf die Beine zu helfen.
Schon am Freitag soll über die Vorschläge entschieden werden, teilten die Demokraten mit. Zur Finanzierung soll ein Nachtragshaushalt für das bis März 2011 laufende Fiskaljahr aufgelegt werden. Unter dem Strich sind keine zusätzlichen Belastungen für das Budget vorgesehen. Die Regierung ist bei ihren Plänen auf die Unterstützung der Opposition angewiesen.
Die Demokratische Partei schlug zudem angesichts der Rally der Landeswährung eine engere Kooperation von Regierung und Zentralbank vor. Kan hatte zuletzt wiederholt klargestellt, es seien kombinierte wirtschafts- und geldpolitische Ansätze nötig, um den Yen-Kurs zu drücken.
Im September intervenierte Japan erstmals seit sechs Jahren am Devisenmarkt, um den Yen zu schwächen. Die Bank von Japan kehrte am Dienstag de facto zu einer Nullzinspolitik zurück, die sie bereits zwischen 2000 und Mitte 2006 praktizierte. Gleichzeitig pumpt sie umgerechnet bis zu 44 Milliarden Euro in den Markt: Für diese Summe will sie Vermögenswerte kaufen und die Wirtschaft so mit frischem Geld fluten.
Japan steckt noch immer in der Deflation - einem Preisverfall auf breiter Front. Mit billigem Geld will die Notenbank Konsum und Investitionen ankurbeln und damit die Deflation stoppen. Die hartnäckig fallenden Preise haben verheerende Folgen für die Wirtschaft: Unternehmensgewinne schrumpfen, Investitionen werden gestoppt, Arbeitsplätze abgebaut.
Quelle: ntv.de, rts