US-Behörde ermittelt Toyota stoppt Produktion
17.02.2010, 07:26 UhrAngesichts der fallenden Nachfrage wegen der jüngsten Pannenserie stoppt Toyota die Produktion in zwei seiner US-Werke. Die US-Regierung erhöht unterdessen den Druck auf den japanischen Autobauer. Das Verkehrsministerium in Washington fordert die Herausgabe von Akten über die Rückrufaktionen der Autos.

Toyota-Rückruf: Neue Details werden bekannt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Toyota wird seine Autos nur noch schwer los. Die Pannenserie hat die Kunden verschreckt. Die Konsequenz folgt auf stetem Fuße: jetzt muss die Produktion in zwei US-Werken wegen mangelnder Nachfrage vorläufig gestoppt werden. Wie der Konzern mitteilt, wird die Arbeit am Standort Georgetown im Bundesstaat Kentucky am 26. Februar sowie eventuell für drei weitere Tage im März und April ruhen. Beim Werk im texanischen San Antonio sollen die Bänder in den Wochen vom 15. März und 12. April still stehen. Der Absatz von Toyota war im Januar um mehr als 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.
Toyota hat in den vergangenen Monaten nach Problemen mit Gas- und Bremspedalen weltweit fast neun Mio. Autos in die Werkstätten zurückgerufen. Bei den US-Behörden gingen bereits 34 Klagen über Todesfälle ein. Die US-Regierung hat jetzt deshalb den Druck auf den japanischen Autohersteller Toyota erhöht.
Herausgabe von Akten gefordert
Die US-Behörde für Verkehrssicherheit ordnete ein offizielles Ermittlungsverfahren über mögliche Versäumnisse bei den Rückrufaktionen wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten an. Die Behörde verlangt von dem Autobauer Einsicht in interne Dokumente. Die Beamten wollen herausfinden, ob Toyota schnell genug auf die gefährlichen Defekte reagiert hat.
"Rückrufe sind sehr ernste Angelegenheiten", sagte US-Verkehrsminister Ray LaHood, "Autohersteller sind angewiesen, Defekte schnell zu melden". Weltweit hat der Hersteller wegen der Pannen rund acht Mio. Autos in die Werkstätten beordert, die meisten Fahrzeuge davon auf dem wichtigen US-Markt. Ab dem 24. Februar muss sich Toyota vor mehreren Kongressausschüssen verantworten.
Der Reigen der Rückrufe hatte im September letzten Jahres begonnen, als Toyota davor warnte, dass sich Fußmatten derart mit dem Gaspedal verkeilen können, dass der Wagen unkontrolliert beschleunigt. Später musste der Hersteller weitere Modellreihen wegen des gleichen Problems zurückbeordern. Anfang des Jahres kamen zu den Mängeln Gaspedale hinzu, die von sich aus in der gedrückten Stellung festhängen.
Wenn ein Defekt erkannt ist, hat der Hersteller fünf Tage Zeit, die Behörden zu informieren. Sollte sich herausstellen, dass Toyota die Frist hat verstreichen lassen, droht ein Bußgeld von maximal 16,4 Mio. US-Dollar. Viel schwerer dürfte aber der Imageschaden wiegen. Zudem wäre dies ein gefundenes Fressen für Anwälte. Derzeit laufen etliche Zivilverfahren von Unfallopfern oder deren Angehörigen. 34 Menschen sollen alleine in den USA wegen der Defekte gestorben sein.
Schadensbegrenzung
In Europa hat Toyota inzwischen zugegeben, dass sich schon 2008 eine ganze Reihe von Kunden wegen der klemmenden Pedale beschwert hat; 2009 sei daraufhin das Design bei der Produktion geändert worden. In den USA wurden derweil die klemmenden Pedale bis zum Rückruf Mitte Januar weiter verbaut.
Toyota sagte zu, mit der US-Behörde für Verkehrssicherheit kooperieren zu wollen. Der Hersteller hatte auch noch einen Rückruf wegen zeitweilig aussetzender Bremsen bei seinen Hybridautos starten müssen, darunter dem Verkaufsschlager Prius. Davon betroffen sind weitere 437.000 Wagen weltweit. Tote gab es deshalb nach den Daten der Behörde jedoch keine. Zuletzt war es überdies bei Pick-up-Trucks des Typs Tacoma zu Brüchen an der Antriebswelle gekommen.
Derzeit laufen die Reparaturen auf Hochtouren. Die Toyota- Werkstätten setzen ein Distanzstück am Gaspedal ein. Das soll die Reibung verringern und die Spannung auf einer Feder erhöhen. In den USA stehen rund 50.000 Wagen pro Tag auf den Hebebühnen.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP/dpa