Wirtschaft

Einigkeit in Brüssel Transparenz bei Stresstests

Nun wird die Katze endlich aus dem Sack gelassen: Nach dem Willen der EU-Staats- und Regierungschefs werden die Ergebnisse der Stresstests für europäische Banken im Juli veröffentlicht. Diesem Test waren 25 Geldinstitute unterzogen worden. Mit der Veröffentlichung soll die Spekulation an den Finanzmärkten eingedämmt werden.

Die Öffentlichkeit kann sich bald ein eigenes Bild von der Situation der Banken machen.

Die Öffentlichkeit kann sich bald ein eigenes Bild von der Situation der Banken machen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die EU will offenlegen, wie krisensicher die europäischen Großbanken sind. Die Mitgliedstaaten werden deshalb nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel noch im Juli das Ergebnis für die Stresstests für ihre Banken veröffentlichen. "Zur Verbesserung der Transparenz werden die EU-Staaten ihre Banken einem Test unterziehen", sagte sie nach dem Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel. Alle Staaten würden dabei mitmachen. Die EU wollten damit den Märkten zeigen, dass die Union völlig Transparenz wolle.

25 europäische Großbanken waren sogenannten Stresstests unterzogen worden. Dabei wird berechnet, ob eine Bank beispielsweise die Pleite einer Großbank wie Lehman Brothers überleben kann. Der Untergang von Lehman Brothers im September 2008 hat die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.

Die Staats- und Regierungschefs wollen mit der Veröffentlichung der Ergebnisse die Spekulation an den Finanzmärkten eindämmen. Derzeit spekulieren die Märkte gegen Spanien, weil es dem dortigen Bankensektor offensichtlich nach der geplatzten Immobilienblase schlecht geht. Als Konsequenz aus der Krise will die EU Banken mit einer Abgabe für die Folgen der weltweiten Finanzkrise zur Kasse bitten.

BdB dafür, VÖB dagegen

Die Stresstests werden von einem Zusammenschluss europäischer Bankenaufseher erstellt. Im vergangenen Jahr hatten die Aufseher 22 große, grenzüberschreitend tätige Geldinstitute überprüft und erklärt, sie seien auch bei einer sich verschlechternden Lage ausreichend mit Kapital ausgestattet. Genauere Ergebnisse veröffentlichte die Kommission bislang nicht.

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB), der die Privatbanken vertritt, sei "im wesentlichen" für eine Veröffentlichung der sogenannten Stresstests, sagte ein Sprecher. Dies könne der Vertrauensbildung und der Beruhigung an den Märkten dienen. Gewährleistet müsse aber sein, dass es keine Fehlinterpretationen der Daten gebe. Noch zuvor hatte eine Sprecherin gesagt, der Verband halte die Veröffentlichung "nicht für sinnvoll".

Der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB), Vertreter vor allem der Landesbanken, erklärte dagegen, eine Veröffentlichung sei "kontraproduktiv" und könne zu "Fehleinschätzungen in den Märkten führen". Aufgrund der aufsichtsrechtlichen Verschwiegenheitspflicht dürften Stresstests nur mit Zustimmung der betroffenen Banken veröffentlicht werden. "Uns ist kein Fall bekannt, in dem eine solche Zustimmung vorliegt." Das zugrunde liegende Kreditwesengesetz ließe sich aber schnell ändern, berichtete die "Financial Times Deutschland".

Vorbild für öffentliche Stresstests sind die USA, wo die Behörden die Ergebnisse bereits im Frühjahr 2009 publik gemacht hatten. Das Modell gilt als Erfolg, da das Vertrauen in den Bankensektor stieg.

Europäer wollen Bankenabgabe

Die Banken lösten die Krise mit riskanten Wertpapiergeschäften aus. Viele Institute mussten mit Milliardensummen von den Staaten gerettet werden. Bislang mussten die Steuerzahler dafür aufkommen - für die nächste Krise sollen die Banken vorsorgen.

Die Europäer wollen bei einer globalen Bankenabgabe voranschreiten und werden sich auch beim Treffen der mächtigsten Wirtschaftsnationen der Welt (G20) nächste Woche in Kanada dafür einsetzen. Im Kreis der G20 ist das Vorhaben aber ausgesprochen umstritten, unter anderem sind Kanada, Australien und Brasilien dagegen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts/AFP

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