Nachbeben nach Madoff-Betrug Treuhänder zieht alle Register
09.12.2010, 16:53 UhrDer Betrugsfall Madoff schlägt auch nach der Verurteilung des Milliardenbetrügers hohe Wellen. Treuhänder Picard verlangt von sieben Großbanken Geld, um die Opfer entschädigen zu können. Er wirft den Geldinstituten vor, von dem Betrug gewusst zu haben.
Die Finanzjongleure müssen sich warm anziehen: Die Klagewelle im milliardenschweren Betrugsfall Bernard Madoff rollt weiter. Der Vertreter der Geschädigten hat nun auch die Citigroup sowie sechs weitere Großbanken in den USA, Europa und Japan auf Schadenersatz verklagt. Zudem will er das Londoner Madoff-Management zur Rechenschaft ziehen. Mit den erhofften Geldern sollen die Opfer entschädigt werden.
Madoff-Treuhänder Irving Picard wirft den Banken vor, sie hätten von dem Betrug gewusst oder hätten davon wissen müssen. Es habe genug Warnzeichen gegeben. Dennoch hätten die Institute weiter Geschäfte mit Madoffs Investmentfirma gemacht, hieß es in einer in der Nacht zu Donnerstag verbreiteten Erklärung. Anleger, die bei Madoff investierten, verloren daraufhin viel Geld. Die Schadensschätzung liegt bei um die 20 Milliarden Dollar.
Picard verlangt von den sieben Banken insgesamt mehr als eine Milliarde Dollar. Der größte Batzen entfällt mit 425 Millionen Dollar auf die Citigroup. Weitere Beklagte sind die französische Natixis, die niederländischen ABN Amro und Fortis, die spanische BBVA, die japanische Nomura sowie die mittlerweile zur Bank of America gehörende US-Investmentbank Merill Lynch. Bereits zuvor hatte Picard andere Großbanken mit noch höheren Klagen überzogen.
Verjährung droht
Vom Management der in London beheimateten Madoff Securities International Ltd. verlangt Treuhänder Picard mindestens 80 Millionen Dollar. Sie hätten Gelder abgezweigt, um sich etwa eine Jacht, ein Haus in Südfrankreich oder eine Aston-Martin-Nobelkarosse zu kaufen. Zu den namentlich Beklagten gehören neben Bernard Madoffs Bruder Peter auch seine Söhne Mark und Andrew. Bereits zuvor war die Familie ins Zwielicht geraten.
Madoff hatte über Jahre Geld von Investoren eingesammelt und die Ausschüttungen mit den Beiträgen immer neuer Anleger bezahlt. In der Finanzkrise brach das Schneeballsystem zusammen - der größte Betrugsfall der Finanzgeschichte wurde offenbar. Ein Gericht verurteilte den heute 72-Jährigen im Juni 2009 zu 150 Jahren Gefängnis. Treuhänder Picard hat bis zum 11. Dezember Zeit, Forderungen zu erheben, sonst verjähren sie.
Quelle: ntv.de, dpa