Lira verliert weiter an Wert Türkische Preise ziehen wieder stärker an
04.03.2024, 11:31 Uhr Artikel anhören
Vor allem Lebensmittel, Verkehrsdienstleistungen und Gesundheitsprodukte wurden für die Türken deutlich teurer.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Notenbank und Politik bekommen die Inflation in der Türkei noch immer nicht spürbar in den Griff. Für Februar wird der Preisanstieg offiziell auf fast 70 Prozent beziffert. Andere Experten gehen von einem deutlich höheren Wert aus. Präsident Erdogan stellt derweil Besserung in Aussicht - allerdings nicht kurzfristig.
Die Verbraucherpreise in der Türkei sind im Februar noch stärker gestiegen als zuvor. Die Inflation lag bei 67,1 Prozent, wie aus offiziellen Angaben hervorgeht. Im Januar hatte die Teuerungsrate noch bei 64,9 Prozent gelegen. Grund dafür ist vor allem der weiterhin ungestoppte Wertverlust der türkischen Landeswährung Lira.
Im Jahresvergleich stiegen die Preise im Gaststätten- und Hotelgewerbe mit 94,8 Prozent besonders stark. Auch Lebensmittel (71,1 Prozent), Verkehrsdienstleistungen (78 Prozent) und Gesundheitsprodukte (81,25 Prozent) verteuerten sich überdurchschnittlich.
Die unabhängigen Experten der Forschergruppe Enag bezweifeln die offiziellen Zahlen und gehen weiter von noch drastisch höheren Teuerungsraten aus. Sie beziffern die Inflation im Februar auf 122 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Wenige Wochen vor den Kommunalwahlen ist die Inflation trotz regelmäßiger und massiver Gehalts- und Rentenerhöhungen ein wichtiges politisches Thema. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte im vergangenen Mai die Präsidentschaftswahl für sich entschieden und möchte nun die beiden größten Städte des Landes zurückgewinnen. Seit 2019 stellt die Opposition die Bürgermeister von Ankara und Istanbul.
Erdogan hatte sich trotz der ausufernden Inflation lange gegen höhere Zinsen gewehrt. Nach seiner Wiederwahl tauschte er die wirtschaftspolitische Führung aus und leitete so die Zinswende ein. Die türkische Zentralbank hat die Leitzinsen seitdem von 8,5 auf 45 Prozent angehoben. Bei ihrem letzten Treffen im Februar verzichteten die Notenbanker aber auf eine weitere Erhöhung. Erdogan sagte, die Maßnahmen gegen die Inflation "werden ab Ende des Jahres zu wirken beginnen".
Quelle: ntv.de, jwu/AFP