Investoren sind sich sicher Twitter ist Milliarden wert
28.01.2013, 11:57 Uhr
Der Papst findet sich auch auf Twitter.
(Foto: REUTERS)
Ob Twitter dauerhaft Geld verdienen kann, steht in den Sternen. Der weltgrößte Vermögensverwalter traut dem Unternehmen allerdings eine glänzende Zukunft zu, deckt sich deshalb mit Aktien ein - und sorgt im Silicon Valley damit für Aufsehen.
Wie viel ist eine Internet-Firma wert, die es ermöglicht, Nachrichten zu schreiben und zu lesen, die höchstens 140 Zeichen lang sind? Einige Milliarden Dollar, sagt der weltgrößte Vermögensverwalter, Blackrock. Er kauft dem Vernehmen nach Twitter-Mitarbeitern Anteile für 80 Millionen Dollar ab. Hochgerechnet wird das Unternehmen so mit neun Milliarden Dollar bewertet – das sind immerhin zehn Prozent mehr als bei der letzten Kapitalerhöhung im Jahre 2011, aber etwas weniger als bei zwei Transaktionen Ende 2012.
Twitter ist noch nicht an der Börse, daher ist der genaue Unternehmenswert nicht einfach feststellbar, indem einfach die Zahl der Aktien mit dem aktuellen Kurs multipliziert wird. Und der spiegelt wider, was Investoren dem Unternehmen künftig zutrauen – auf Grundlage von Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn.
Da Twitter weder an der Börse ist noch Kennzahlen veröffentlicht, orientieren sich die Schätzungen an sogenannten Sekundärverkäufen - wenn also ein bisheriger Aktionär Anteile an einen neuen abgibt und der Preis für den Deal bekannt wird. Ähnliche Bewertungen gab es auch für Facebook vor dem Börsengang. Und ähnlich wie bei Facebook hat sich das Geschäftsmodell von Twitter noch nicht als tragfähig erwiesen. Gewinne sollen vor allem über Werbung erzielt werden.
Börse verprügelt Apple
Die hohe Bewertung durch Blackrock ist daher bemerkenswert, zumal das Silicon Valley von der Börse derzeit nicht gerade verwöhnt wird. So hat Apple in den vergangenen vier Monaten rund ein Drittel seines Börsenwerts verloren – satte 66 Mrd. Dollar haben sich damit in Luft aufgelöst. Und der Börsengang von Facebook war auch alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Von Spiele-Entwickler Zynga und Schnäppchen-Portal Groupon ganz zu schweigen.
Doch Twitter scheint dennoch die Fantasie der Investoren anzuregen. Dabei sind die Erfolgsaussichten unklar, schließlich blieb das Unternehmen bisher den Nachweis schuldig, dass es Geld verdienen kann. Aber immerhin nutzen mehr als 200 Millionen Menschen Twitter, unter ihnen selbst der Papst, dessen Tweets künftig auch auf Chinesisch erscheinen.
Und in den vergangenen zwei Jahren ist es Twitter gelungen, von einem im Grunde nicht vorhandenen Geschäftsmodell zu Werbeerlösen von immerhin 288,3 Mio. Dollar im Jahre 2012 zu kommen, so eine Schätzung von eMarketer. Das Marktforschungsunternehmen nimmt an, dass der Umsatz in diesem Jahr um 89,1 Prozent auf 545,2 Mio. Dollar wachsen wird.
Das klingt beeindruckend. Doch Schätzungen mit großen Unsicherheiten behaftet – das gilt besonders für Twitter. So bleibt die entscheidende Frage, ob das Unternehmen dauerhaft profitabel wird.
Twitter wird wohl Ende des Jahres oder im Anfang 2014 an die Börse gehen – dann wird feststehen, was das Unternehmen wirklich wert ist. Der jüngste Absturz von Apple zeigt zwar, das auch das nur eine Momentaufnahme sein wird. Doch bei allen Fragezeichen: Ein Unternehmen ist immer exakt so viel Wert, wie Investoren meinen. Was andere darüber denken, spielt keine Rolle.
Quelle: ntv.de