Wirtschaft

Höhere Prämien als Gewinne US-Banker im Boni-Rausch

Milliardenschwere Staatshilfen einerseits, üppige Bonuszahlungen andererseits: Ausgerechnet einige vom Steuerzahler massiv gestützte US-Banken haben im vergangenen Jahr teils weit höhere Boni ausgeschüttet, als ihre Gewinne ausfielen.

So bekamen neun der größten US-Institute zusammen 175 Mrd. US-Dollar (umgerechnet 123 Mrd. Euro) Finanzspritzen und schütteten zugleich 32,6 Mrd. US-Dollar an Prämien aus. Bei sechs der Banken überstiegen die Boni den Gewinn, teils flossen die Milliardensummen sogar trotz enormer Verluste. Insgesamt fast 5000 Banker bekamen jeweils mehr als eine Mio. US-Dollar.

War was?

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(Foto: dpa)

Die Banken würden in guten wie in schlechten Zeiten hohe Boni zahlen, kritisierte der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo scharf in einer Untersuchung. "Es hat weder Hand noch Fuß, wie die Banken ihre Mitarbeiter entlohnen." Die neun überprüften Häuser hatten von der US-Regierung als erste Geld aus dem TARP-Bankenrettungsprogramm bekommen. Nicht einmal ein Drittel davon ist bislang zurückgezahlt.

Die politische Debatte um die Vergütungen der Branche läuft in den USA auf Hochtouren. Cuomos Bericht dürfte sie laut US-Medien weiter anheizen. Ein Sonderbeauftragter von US-Präsident Barack Obama soll Bonuszahlungen bei den vom Staat unterstützten Instituten überwachen. Das Abgeordnetenhaus berät Gesetze, die den Aktionären und der Bankenaufsicht mehr Mitsprache bei Boni geben sollen.

Citigroup schüttet Milliarden aus

Ausgerechnet die zu den größten Verlierern der Krise zählende Citigroup etwa schüttete 2008 mehr als 5,3 Mrd. US-Dollar an Boni aus. Und das bei einem Jahresverlust von 27,7 Mrd. US-Dollar. 738 Citi-Banker nahmen jeweils mehr als eine Mio. US-Dollar mit nach Hause. Dabei hatte die Bank 45 Mrd. US-Dollar Finanzspritzen erhalten, der Staat ist dafür nun mit 34 Prozent größter Aktionär.

Den rein rechnerisch höchsten Bonus je Mitarbeiter zahlte ein weiteres Mal Wall-Street-Legende Goldman Sachs. Die Investmentbank schüttete im Schnitt mehr als 160.000 US-Dollar aus. Die insgesamt 4,8 Mrd. US-Dollar an Prämien waren mehr als doppelt so hoch wie der Jahresgewinn der Bank. Die Bonuszahlungen für Händler, Banker und Manager an der Wall Street können traditionell ein Vielfaches der Grundgehälter ausmachen.

100 Millionen für einen Manager

Citi-Banker Hall gehört unter anderem Schloss Derneburg in der Nähe von Hildesheim.

Citi-Banker Hall gehört unter anderem Schloss Derneburg in der Nähe von Hildesheim.

(Foto: dpa)

Der wohl drastischste Fall für Obamas neuen Bonus-Beauftragten Kenneth Feinberg: Kaum vorstellbare 100 Mio. US-Dollar soll der Chef der Energie- und Rohstoff-Handelssparte der Citigroup, Andrew Hall, Berichten zufolge für 2008 bekommen. Das Mega-Gehalt beschäftigt die US-Gemüter seit Tagen. Der bereits früher reichlich entlohnte Star-Händler und Kunstsammler besitzt unter anderem auch das niedersächsische Schloss Derneburg im Landkreis Hildesheim.

"Als die Banken gut abschnitten, bezahlten sie ihre Beschäftigten gut", so Cuomos Behörde. "Und als die Banken miserabel abschnitten, wurden sie vom Steuerzahler gerettet - und die Beschäftigten wurden weiter gut bezahlt."

Der prominente Strafverfolger im Bundesstaat New York hat sich den Kampf gegen missbräuchliche Praktiken an der Wall Street seit langem demonstrativ auf die Fahnen geschrieben. Cuomos Amt gilt auch als politisches Sprungbrett.

Ein Sprecher des US-Finanzministeriums sagte US-Medien, die Untersuchung ziele auf eine stärkere Kopplung von Bezahlung und Leistung. "Das ist ein Ziel, das wir teilen", so der Sprecher.

Quelle: ntv.de, nne/dpa

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