Ölpest im Golf von Mexiko US-Behörde knöpft sich BP vor
05.09.2012, 15:33 Uhr
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Das US-Justizministerium wirft dem britischen Ölkonzern BP im Streit um Entschädigung für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko grobe Fahrlässigkeit vor. Sollte die Behörde im bevorstehenden Prozess damit durchkommen, könnte dies die Rechnung für BP massiv verteuern.
Vier Monate vor Beginn des Schadenersatz-Prozesses wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko verschärfen die USA den Ton im Streit mit dem britischen Ölmulti BP. Gerichtsunterlagen zufolge untermauert das Justizministerium seine Vorwürfe mit einem vernichtenden Urteil über einen Sicherheitscheck von BP. Das Ministerium hält dem Konzern grobe Fahrlässigkeit und mutwilliges Fehlverhalten vor - was BP entschieden zurückweist. Ziel der Regierung ist es, dem Unternehmen die Hauptschuld an der größten Ölpest in der US-Geschichte nachzuweisen.
An der Börse machte der Vorstoß mächtig Eindruck: Der Kurs der BP-Aktie knickte zeitweise um 4,5 Prozent ein. Experten zufolge erscheint ein außergerichtlicher Vergleich mittlerweile unwahrscheinlich. Das Gerichtsverfahren könne sich daher über Jahre hinziehen.
Sollte das Gericht die Position der Regierung bestätigen, droht den Briten eine Vervierfachung der Schadenersatzzahlung auf bis zu 21 Mrd. Dollar. Als klaren Beleg für ihre Anschuldigungen werten die Anwälte der Regierung Fehler, die BP und der Bohrplattform-Besitzer Transocean bei der Auswertung eines Druck-Tests für das Ölfeld machten. "Das ein solch einfacher, aber grundlegender und sicherheitskritischer Test so erstaunlich verpfuscht wurde in so vielen Punkten und von so vielen Menschen, zeigt die grobe Fahrlässigkeit", heißt es in den bereits in der vergangenen Woche eingereichten Prozessunterlagen.
Ferner wettert das Justizministerium: "Die Einstellung, die Äußerungen und das Verhalten der BP-Manager würden nicht einmal in einem mittelgroßen Unternehmen toleriert, das völlig ungefährliche Produkte für den Verkauf in einem Vorstadt-Einkaufszentrum herstellt."
Gigantische Schäden
Der Prozess soll im Januar in New Orleans beginnen. Die US-Regierung und BP verhandeln über einen Vergleich, äußern sich aber nicht über den Stand der Gespräche. In einem anderen Verfahren hat sich BP mit 125.000 von der Ölpest geschädigten Privatpersonen und Unternehmen auf einen Vergleich geeinigt, der eine Schadenersatzzahlung von 7,8 Mrd. Dollar vorsieht. Das zuständige Gericht muss dem allerdings noch zustimmen. Eine Anhörung ist für den 8. November angesetzt.
Im April 2010 war die BP-Bohrplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko explodiert und hatte die schwerste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Dabei starben elf Arbeiter. Fast 90 Tage floss unkontrolliert Öl ins Meer, weil BP das Leck nicht stopfen konnte. Die Ölpest hinterließ enorme Schäden in der Natur sowie in Fischerei und im Tourismus.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa