Inflation steigt US-Konjunktur auf Erholungskurs
17.03.2011, 16:47 UhrDas Tempo nimmt zwar ab, doch die US-Konjunktur erholt sich weiter. Allerdings treibt der Höhenflug des Ölpreises die Verbraucherpreise nach oben. Das Leben in den Vereinigten Staaten verteuert sich im Februar damit so stark wie seit mehr als anderthalb Jahren nicht mehr.
Die Aussichten für die US-Konjunktur bleiben weiterhin gut. Im Februar legte der Sammelindex aus Frühindikatoren zum achten Mal in Folge zu, wie das private Institut Conference Board mitteilte. Das Konjunkturbarometer stieg um 0,8 Prozent, nachdem es im Januar lediglich um 0,1 Prozent geklettert war.
Auch wenn Volkswirte im Schnitt mit einem noch stärkeren Plus von 1 Prozent gerechnet hatten, wird die Steigerung als positives Signal für die größte Volkswirtschaft der Welt gewertet. Die Zunahme zeige, dass der Index "zu seinem stärkeren Aufwärtstrend" zurückgekehrt sei, sagte Volkswirt Ataman Ozyildirim von dem Conference Board.
Der Sammelindex setzt sich aus zehn Frühindikatoren zusammen. Dazu zählen unter anderem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Neuaufträge in der Industrie, das Verbrauchervertrauen und die Baugenehmigungen. Der Wert gibt einen Hinweis auf die Entwicklung in den kommenden drei bis sechs Monaten.
Inflationsrate nimmt zu
Parallel zur wirtschaftlichen Erholung nach der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ziehen in den USA auch die Verbraucherpreise etwas schneller an als erwartet an.
Sie kletterten im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit Juni 2009. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Preise um 2,1 Prozent zu und damit ebenfalls etwas stärker als erwartet. Angesichts der anziehenden Teuerung hatte die US-Notenbank jüngst betont, die Inflationsentwicklung genau im Auge behalten zu wollen.
Klammert man die schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Rohstoffe aus, fiel die Teuerung in der Kernrate jedoch gegenüber dem Vormonat mit 0,2 Prozent relativ gering aus. Experten gehen daher davon aus, dass die US-Notenbanker um Fed-Chef Ben Bernanke vorerst an der Zinsfront nicht in Zugzwang geraten werden und ihre lockere Geldpolitik fortsetzen: "Wahrscheinlich wird die Fed wieder darauf hinweisen, dass es sich um eine vorübergehende Entwicklung handelt. Das ist nicht nachhaltig", sagte Ökonom Tom Porcelli von RBC Capital Markets in New York über den jüngsten Preisschub. Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank ist ähnlicher Meinung, auch wenn sein Haus einen Anstieg der Jahresteuerung bis Mitte 2011 auf etwa drei Prozent erwartet: "Die Fed achtet stärker auf die Kerninflationsrate, die jetzt auf Jahressicht bei 1,1 Prozent liegt und in den kommenden Monaten voraussichtlich nur schwach zulegen wird."
Dämpfer für die Industrie
Zuletzt hatte die Notenbank das Konjunkturbild in den USA in etwas rosigeren Farben gemalt und auf eine schrittweise Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt verwiesen. Dies belegen auch die jüngsten Daten der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die sich in der vorigen Woche um 7000 auf 386.250 verringerten. Das ist der niedrigste Stand seit Juli 2008. Zugleich blieb die Zahl die dritte Woche in Folge unter der Marke von 400.000. Die Arbeitslosenrate war im Februar auf 8,9 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit April 2009 gefallen. Dennoch geht die Fed davon aus, dass der Jobmarkt erst in einigen Jahren wieder richtig in Schuss sein wird.
Einen kleinen Dämpfer musste allerdings das Produzierende Gewerbe hinnehmen: Der Ausstoß sank um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet. Wichtigster Grund für den Rückgang ist das ungewöhnlich warme Wetter in einigen Teilen des Landes, das die Energieproduktion beeinträchtigte.
Quelle: ntv.de, dpa/rts