Offerte erwartet US-Konzern greift nach Celesio
23.10.2013, 15:35 UhrDer Pharmagroßhändler Celesio bekommt einen neuen Eigner. Offenbar steht ein US-Gesundheitskonzern unmittelbar davor, eine Offerte abzugeben. Großaktionär Haniel soll bereits grünes Licht gegeben haben.
Der US-Gesundheitskonzern McKesson steht offenbar unmittelbar vor einer Übernahme des Stuttgarter Pharmagroßhändlers Celesio. Wahrscheinlich schon am morgigen Donnerstag werden die Amerikaner ein freiwilliges Übernahmeangebot für Celesio vorlegen, wie das "Wall Street Journal Deutschland" unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet. Der Preis je Aktie soll dabei zwischen 21 und 23 Euro liegen, heißt es. Ein Preis von 23 Euro würde Celesio mit rund 3,9 Milliarden Euro bewerten.
Mit Großaktionär Haniel habe sich McKesson bereits geeinigt. Haniel werde seinen Anteil von 50,01 Prozent andienen. Celesio wollte dies nicht kommentieren. Haniel und McKesson waren für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.
Mit dem Verkauf würde Haniel die finanziellen Mittel bekommen, um die seit Jahren anvisierten Zukäufe in Angriff nehmen. Dadurch würde sich der Duisburger Familienkonzern breiter aufstellen. Derzeit ist die Familienholding von ihren großen Beteiligungen Celesio und Metro abhängig. Da sich beide Unternehmen in der Vergangenheit mehr schlecht als recht entwickelt haben, musste Haniel zuletzt sogar erstmals die Dividende streichen. Der Celesio-Deal würde nun aber gut zwei Milliarden Euro in die Kassen spülen.
Gesundheitsreformen drücken Umsatz
Mit einer Offerte des US-Unternehmens kämen jahrelange Spekulationen über einen Verkauf von Celesio an ihr vorläufiges Ende. Das Unternehmen befindet sich im Umbau. Die Stuttgarter leiden wie ihre Konkurrenten derzeit unter einem erheblichen Preisdruck, vor allem in Deutschland. Die von den Regierungen in der Vergangenheit begonnene Gesundheitsreformen drücken auf Umsatz und Gewinn.
Größe ist ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb, um eine größere Preismacht im Einkauf gegenüber den Pharmakonzernen zu haben. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Celesio rund 22 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) belief sich auf rund 600 Millionen Euro.
Unruhe in die Branche brachte 2012 die Absicht des US-Konzern Walgreens, den europäischen Pharmahändler Alliance Boots zu übernehmen. Seitdem wird über weitere transatlantische Bündnisse spekuliert. Denn in Europa ist eine Konsolidierung aus wettbewerbsrechtlichen Gründen schwierig. Dies gilt insbesondere für Großbritannien und Deutschland.
Synergien im dreistelligen Millionenbereich erwartet
McKesson würde sich über den Celesio-Kauf mit einem Schlag ein starkes Standbein in Europa verschaffen. Bislang sind die Amerikaner mit Spezialangeboten in Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden vertreten. Im vergangenen Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende März) erzielte McKesson einen Umsatz von mehr als 122 Milliarden US-Dollar, ein operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden und einen Nettogewinn von rund 1,4 Milliarden Dollar.
Die Analysten von UBS haben ausgerechnet, dass eine Übernahme Synergien von 100 Millionen US-Dollar ab 2015 und bis zu 400 Millionen US-Dollar jährlich ab 2018 bringen könnte. Den EBIT-Beitrag sehen sie jährlich steigend von 400 Millionen bis 800 Millionen Dollar in den kommenden Jahren.
Ein Gegenangebot für Celesio von anderen Konkurrenten, namentlich CVS Caremark und Cardinal Health, gilt als unwahrscheinlich. Beide sollen ebenfalls ihr Interesse an Celesio signalisiert haben.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ