Wirtschaft

Neues Jahr, neues Glück USA bereit für den Aufschwung

Während Deutschlands Konjunkturmotor hochtourig brummt, schleppt sich Amerikas Mini-Aufschwung immer noch blutarm dahin. Im kommenden Jahr soll das anders werden, sagen Ökonomen voraus. Allerdings gibt es da ein paar Unwägbarkeiten.

Die Amerikaner scheinen ihre legendäre Kauflust wiederzuentdecken

Die Amerikaner scheinen ihre legendäre Kauflust wiederzuentdecken

(Foto: Reuters)

Eigentlich hätte 2010 in den USA so etwas wie der Anfang vom Ende der Krise sein sollen. Noch im Frühjahr hob die Debatte an, wie die Notenbank wohl am besten jene Abermilliarden US-Dollar wieder abschöpft, die sie zuvor in die todkranke Wirtschaft gepumpt hatte. Dann kam alles ganz anders: Amerikas Konjunkturmotor stottert plötzlich - das düstere Wort vom "Double Dip", vom erneuten Sturz in die Rezession, macht die Runde. Müdes Wachstum, hartnäckig lange Arbeitslosenschlangen, Abbau von Schuldenbergen allerorten - so kommt kein solider Aufschwung daher.

Jetzt, am Übergang zu 2011, sieht die Lage nicht mehr ganz so verzweifelt aus - die Amerikaner scheinen ihre legendäre Kauflust wiederzuentdecken, die Börsen legen robust zu. Schon Mitte November orakelte das private US-Wirtschaftsinstitut Conference Board in New York mit Blick auf sein Konjunkturbarometer, "dass eine Trendwende vielleicht bereits an der nächsten Ecke wartet".

US-Einzelhandel flutscht

Beim Einzelhandel klingelte im selben Monat die Kasse lauter als erhofft - lebenswichtig für eine Wirtschaft, die zu 70 Prozent vom Privatkonsum abhängt. Unter Kleingewerbetreibenden stieg der Optimismus im November auf ein Drei-Jahres-Hoch. "Die Wirtschaft geht mit recht gutem Schwung ins neue Jahr", sagte Chris Low, Chefökonom der New Yorker Investmentfirma FTN Financial, der Fachagentur Bloomberg.

Was zur guten Stimmung zum Jahresende erheblich beitrug: Ein neuerlicher Feuerwehreinsatz der US-Notenbank. Angesichts der siechen Konjunktur riss sie erneut die Geldschleusen auf und pumpt 600 Mrd. US-Dollar über die nächsten Monate in die Wirtschaft. Für Wachstumshoffnung sorgte daneben der Steuerdeal von Präsident Barack Obama mit den Republikanern, der die Amerikaner wenigstens die nächsten zwei Jahre vor einer Reihe Steuererhöhungen bewahrt.

Die Ökonomen korrigieren ihre Wachstumsprognose teils kräftig nach oben, zwischen einem halben und einem ganzen Prozentpunkt legten sie drauf. So erwartet etwa Goldman Sachs 2011 nun ein Wachstum in den USA von 3,4 Prozent und sogar 3,8 Prozent im Jahr darauf. Kein Grund zum Überschwang, aber immerhin. Die Inflation soll dabei im Zaum bleiben. Und vor 2013 erwarten die Experten des Investmenthauses ohnehin nicht, dass die Fed an der Leitzinsschraube dreht.

Zwei Haare in der Suppe

Bei aller Hoffnung - mindestens zwei dicke Fragezeichen bleiben. Eines steht hinter dem Schicksal des gebeutelten Immobilienmarktes, den die Zentralbank Mitte Dezember erneut schlicht als "notleidend" charakterisierte. Das andere massive Problem bleibt die hohe Arbeitslosigkeit, im November lag die Quote bei schwindelerregenden 9,8 Prozent. Zwar wachse die US-Wirtschaft, stellte die Federal Reserve nach ihrer letzten Sitzung des Jahres fest. "Aber mit einer Rate, die nicht ausreicht, die Arbeitslosenquote zu verringern."

Die zahl der Langzeitarbeitslosen ist auf Rekordhöhe. Die Lage hat sich im November noch einmal verschlechtert.

Die zahl der Langzeitarbeitslosen ist auf Rekordhöhe. Die Lage hat sich im November noch einmal verschlechtert.

(Foto: REUTERS)

Zuvor hatte Fed-Chef Ben Bernanke nicht ausgeschlossen, es könnte vier oder fünf Jahre dauern, bis sich in den USA die Lage auf dem Arbeitsmarkt normalisiert - was eine Quote von etwa fünf bis sechs Prozent bedeutet. Das dürfte sich zu einem massiven politischen Problem für Präsident Obama auswachsen, der 2012 zur Wiederwahl antritt. Bereits bei den Kongresswahlen Anfang November ließen die Amerikaner ihren Wirtschaftsfrust die Obama-Partei spüren und machten die Republikaner zur stärksten Kraft im Abgeordnetenhaus.

Bleibt noch das gigantische Etatloch. Dass es nächstes Jahr bei dramatischen 1,3 Bill. US-Dollar (eine Billion Euro) liegen und damit höher als bislang erwartet ausfallen wird, glauben die Goldman-Sachs-Experten. Grund unter anderem: Obamas Steuerkompromiss. "Die Aussichten für das Bundesdefizit haben sich verdüstert", meint auch Gene Epstein, Kolumnist des Finanzmagazins "Barron's". Man habe das Problem einfach vertagt. "Aber der (Steuer-) Deal hat einen Steuerschock verschoben, der den Aufschwung gehemmt hätte."

Quelle: ntv.de, dpa

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