Milliarden-Schadenersatz droht USA ermitteln gegen BP
02.06.2010, 07:11 UhrDie Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko entwickelt sich für den Ölkonzern BP zu einer finanziellen Belastungsprobe. Nicht nur das Ansehen und der Börsenwert erodieren gleichermaßen, sondern nun zeichnet sich auch ein juristisches Nachspiel für BP mit drohenden Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe ab.
Die US-Regierung leitet zivil- und strafrechtliche Ermittlungen gegen den Energiekonzern BP wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ein. Die Regierung habe mit entsprechenden Ermittlungen begonnen, zu denen sie per Gesetz verpflichtet sei, sagte US-Justizminister Eric Holder. "Unsere Umweltgesetze sind sehr eindeutig", Bundesbehörden wie das FBI nähmen an der Untersuchung teil. Die Staatsanwälte hätten eine "ausreichende Basis", um eine strafrechtliche Ermittlung einzuleiten. Die USA wollten dabei äußerst akribisch vorgehen. "Wir werde nicht eher ruhen, bis wir Gerechtigkeit haben", sagte Holder.
Experten zufolge waren die strafrechtlichen Ermittlungen gegen BP nur noch eine Frage der Zeit. Dabei könnte es nicht nur BP an den Kragen gehen. So betrieb Transocean die Bohrplattform "Deepwater Horizon", deren Explosion die Katastrophe vor einigen Wochen ausgelöst hatte. Halliburton war für Zementarbeiten an dem Bohrloch verantwortlich. Cameron International lieferte die Vorrichtung, die ein unkontrolliertes Austreten von Öl und Gas eigentlich hätte verhindern sollen.
Möglicherweise kommen auf BP viele Milliarden Dollar Kosten zur Begleichung von Schadenersatz wegen der Ölpest zu. Schon aktuell summieren sich die Kosten für den Konzern nach Angaben vom Dienstag auf knapp eine Milliarde Dollar. Zudem gerät der Aktienkurs immer weiter unter Druck. Allein am Dienstag verloren die Papiere zeitweise weitere rund 15 Prozent, womit nochmals 23 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet wurden.
BP wird überleben
Trotz der hohen Forderungen sieht die US-Regierung keine existenzielle Bedrohung für den Ölriesen. Der britische Konzern sei groß genug, um die finanziellen Folgen der Krise schultern zu können, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs. Einen Zusammenbruch wegen zu hoher finanzieller Lasten fürchtet er nicht. Die Marktkapitalisierung von BP sei so groß, dass der Konzern für die Kosten der Ölpest aufkommen könne und wolle, sagte Gibbs.
Vor rund sechs Wochen war eine BP-Bohrplattform im Golf von Mexiko gesunken. Seitdem strömen aus einem defekten Bohrloch jeden Tag hunderttausende Liter Öl ins Meer. BP ist es bislang nicht gelungen, das Leck abzudichten. Die USA stehen nach Einschätzung von Experten vor der größten Umweltkatastrophe ihrer Geschichte. Auch Präsident Barack Obama gerät angesichts des weiter auslaufenden Öls immer mehr unter Druck. Die Regierung hat nach eigenen Angaben aber weder das Wissen noch die Technik, um das Leck schließen zu können.
Quelle: ntv.de, nne/rts