"Umfangreich, weit verbreitet und ohne Beispiel" USA werfen Hedgefonds SAC Insiderhandel vor
25.07.2013, 19:07 Uhr
(Foto: REUTERS)
Es ist einer der größten und erfolgreichsten Fonds. Sein inzwischen selbst milliardenschwerer Gründer Cohen gilt als einer der Besten seiner Genereation. Doch die US-Behörden werfen SAC iillegale Bereicherung vor. Tochterfirmen haben zuletzt in einem Vergleich bereits 600 Millionen Dollar berappen müssen. Andere frühere Wall-Street-Größen sitzen inzwischen sogar im Knast.
Die USA klagen einen der mächtigsten Hedgefonds des Landes wegen des Verdachts auf systematischen Insiderhandel an. Die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan ist überzeugt, dass SAC Capital Advisors bei seinen Spekulationen jahrelang verbotenerweise Tipps von Informanten aus verschiedenen Unternehmen genutzt hat. Die Anklagebehörde will erreichen, dass das Vermögen des Fonds eingefroren und eine Geldstrafe verhängt wird. Laut Anklageschrift wird SAC vorgeworden, sich im Zeitraum von 1999 bis 2010 mit Hilfe verbotener Insidergeschäfte illegal bereichert zu haben.
Das ungesetzliche Verhalten sei "umfangreich, weit verbreitet und ohne Beispiel in der Hedgefonds-Industrie" gewesen, hieß es in der Anklageschrift. "Zahlreiche Mitarbeiter" hätten dabei mitgemacht, angespornt von den Rahmenbedingungen im Unternehmen. Der Staatsanwaltschaft zufolge fanden die Taten zwischen 1999 und 2010 statt.
Bereits 600-Millionen-Dollar-Vergleich geschlossen
Schon seit langem steht SAC Capital Advisors im Visier der Behörden. Zwei Tochterfirmen hatten sich in einem Vergleich mit der Börsenaufsicht SEC bereit erklärt, mehr als 600 Millionen Dollar zu zahlen, um Insidervorwürfe aus der Welt zu schaffen. Mit der Anklage bekommt der Fall jedoch eine neue Dimension. Noch ist nicht abzusehen, was dies für das Schicksal des Unternehmens bedeutet. Zunächst lag keine Stellungnahme von SAC selbst vor.
SAC Capital ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Spieler der Branche, benannt nach den Initialen von Gründer und Chef Steven A. Cohen. Das Strafverfahren richtet sich der Anklage zufolge ausschließlich gegen SAC und nicht gegen den 57-jährigen Cohen persönlich.
Der Hedgefonds verwaltet nach Angaben des "Wall Street Journal" rund 14 Milliarden Dollar (10,7 Milliarden Euro), knapp die Hälfte davon gehört außenstehenden Kunden. Der Fonds gilt als einer der größten und erfolgreichsten Hedgefonds der Finanzwelt. Wegen der Negativschlagzeilen haben Investoren jedoch etwa fünf Milliarden Dollar abziehen wollen, schrieb das Blatt unter Berufung auf eingeweihte Personen.
Gerichte knöpften sich bereits mehrere Wall-Street-Größen vor
Insiderhandel ist verboten, weil er andere Anleger benachteiligt. Gerichte verurteilten in jüngerer Vergangenheit gleich mehrere Wall-Street-Größen zu Gefängnisstrafen, darunter den ehemaligen Goldman-Sachs-Verwaltungsrat Rajat Gupta und Hedgefonds-Manager Raj Rajaratnam. Die SEC erwirkte in parallel laufenden Zivilverfahren hohe Geldstrafen und Berufsverbote.
So wurde Gupta zur Zahlung von 13,9 Millionen Dollar verurteil, weil er Firmengeheimnisse verraten haben soll. Außerdem wurde ihm untersagt, jemals wieder in gehobenen Positionen in börsennotierten Unternehmen zu arbeiten. Ein anderes Gericht hatte Gupta im Oktober in einem Strafprozess zu zwei Jahren Gefängnis und einer Strafe von fünf Millionen Dollar verurteilt.
Gupta versorgte den Ermittlungen zufolge den Hedgefonds-Manager Raj Rajaratnam mit geheimen Informationen. Gupta soll etwa Quartalszahlen von Procter & Gamble verraten haben. Rajaratnam wurde bereits ein Jahr zuvor wegen Insiderhandels verurteilt und sitzt eine elfjährige Haftstrafe ab. Der Fall Rajaratnam war einer der größten Hedgefonds-Skandale an der Wall Street in den vergangenen 30 Jahren.
SAC-Gründer bereits im Visier der Aufsicht
Erst Ende vergangener Woche hatte sich die Börsenaufsicht auch SAC-Gründer Cohen vorgeknöpft. Die SEC wirft dem 57-jährigen SAC-Capital-Gründer vor, vermutliche Insidergeschäfte von zwei ehemaligen Mitarbeitern seiner Fondsfirma toleriert zu haben. Die Behörde will erreichen, dass Cohen keine Kundengelder mehr verwalten darf. Cohen, der die mehr als zwei Billionen Dollar schwere Hedgefondsbranche über Jahrzehnte mit aufgebaut hat und zu den besten Händlern seiner Generation zählt, weist die Anschuldigungen zurück.
Er selbst besitzt jedoch auch ein großes Vermögen. Das Magazin "Forbes" führt ihn auf seiner Liste der Superreichen auf Rang 117 mit geschätzten 9,3 Milliarden Dollar (7,1 Milliarden Euro, Stand März 2013).
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa