"Genug Geld für weitere Streiks" Ufo-Chef lässt Muskeln spielen
08.09.2012, 10:09 Uhr
Nicoley Baublies, Chef der Kabinengewerkschaft Ufo: Der 39-Jährige ist seit fünf Monaten an der Spitze der kleinsten Spartengewerkschaft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor den Schlichtungsgesprächen droht Ufo-Chef Baublies mit weiteren Streiks, sollte Lufthansa nicht auf die Forderungen der Flugbegleiter eingehen. Die Gewerkschaft habe "20 Jahre Mitgliedsbeiträge angespart". Vorerst müssen Lufthansa-Passagiere keine Flugausfälle befürchten.
Im Tarifstreit mit der Lufthansa machen die Flugbegleiter Druck vor der geplanten Schlichtung. Die Gewerkschaft Ufo droht mit einer "sehr langen" Streikperiode, sollten die neuen Gespräche und die Schlichtung ergebnislos bleiben. Ufo-Chef Nicoley Baublies sagt e dem Nachrichtenmagazin "Focus", wenn Lufthansa stur bleibe, "streiken wir alle vier oder alle 14 Tage oder alle drei Wochen mal".
Baublies machte deutlich, dass die Flugbegleiter-Gewerkschaft dazu ausreichend Reserven habe. "Wir haben 20 Jahre Mitgliedsbeiträge angespart", sagte er. Baublies rief zugleich das Management dazu auf, die Einspar-Empfehlungen von Ufo zu prüfen. "Wir haben einen Vorschlag gemacht, wie die Lufthansa acht Prozent oder 72 Mio. Euro Personalkosten jährlich einsparen kann", erläuterte er.
Waffenstillstand zum Sondieren
Vorerst müssen Lufthansa-Passagiere keine Flugausfälle durch Streiks mehr befürchten. Am Samstag begann die Friedenspflicht. Sie gilt, bis ein Schlichterspruch angenommen oder abgelehnt wird. Zuvor hatte die Lufthansa eine Kernforderung der Gewerkschaft erfüllt: Das Unternehmen will keine geringer entlohnten Leiharbeiter mehr auf seinen Berlin-Flügen einsetzen und diesen Beschäftigten Übernahmeangebote unterbreiten. Nach Angaben der Lufthansa wollen die Tarifparteien bis Mittwoch ein vollständiges Schlichtungsabkommen unterzeichnen und sich bis Ende der Woche auf einen Schlichter verständigen.
Beim dritten und bisher umfassendsten Streiktag der Lufthansa-Flugbegleiter musste das Unternehmen am Vortag etwa die Hälfte der planmäßig 1800 Flüge streichen. Über 100.000 Passagiere waren von dem ganztägigen und bundesweiten Ausstand betroffen. A m Samstag sollte der Flugbetrieb nach Firmenangaben wieder annähernd normal laufen.
Die Gewerkschaft fordert neben ihrem Kampf gegen die Auslagerung von Stellen Gehaltserhöhungen um fünf Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten. Die Lufthansa hat dagegen eine Erhöhung um 3,5 Prozent über drei Jahre angeboten.
Flugbetrieb weitgehend normal
Der Flugbetrieb hat sich nach dem eintägigen flächendeckenden Streik der Lufthansa-Flugbegleiter bereits wieder weitgehend normalisiert. Die Lufthansa habe sich "planungsgemäß auf einen normalen Flugplantag vorbereitet", sagte ein Sprecher der Airline. Dieser verlaufe bislang "auch weitestgehend so", es gebe "keine nennenswerten Vorkommnisse". Bei den auf der Internetseite der Lufthansa angegebenen 15 gestrichenen Flügen handelte es sich demnach um bereits vorab "vorsorglich" abgesagte Verbindungen.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/AFP