Wirtschaft

Lufthansa-Kunden brauchen Geduld Ufo streikt am Freitag

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(Foto: picture alliance / dpa)

Für viele Lufthansa-Passagiere droht der Freitag wegen des Streiks der Flugbegleiter zur Geduldsprobe zu werden. Stewards und Stewardessen der Airline werden ihre Arbeit erstmals niederlegen, kündigt die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo an. Einen flächendeckenden Streik wird es aber nicht geben.

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Die Flugbegleiter bei der Lufthansa machen im Tarifstreit Ernst: Sie werden am Freitag streiken, wie ihre Gewerkschaft Ufo mitteilte. Details nannte sie nicht. Diese sollen erst wenige Stunden vorher angekündigt werden. Den Passagieren droht aber kein totales Streikchaos, denn zunächst planen die Flugbegleiter lediglich punktuelle Ausstände an einzelnen Flughäfen der Lufthansa.

"Wir wollen der Lufthansa nicht Gelegenheit geben, sich mit Streikbrechern und Ersatzcrews auf den Ausstand vorzubereiten", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. "Deshalb verraten wir den Ort erst sechs Stunden vor Beginn." Die Gewerkschaft beließ es in ihrer Mitteilung lediglich bei einer Andeutung: Der Streik werde an dem Ort stattfinden, "wo auch die Verantwortung für das derzeitige Lufthansa-Desaster begann". Baublies wollte dies nicht erläutern. Der von Ufo bekämpfte Einsatz von Leiharbeitern an Bord begann in Berlin. Der Lufthansa-Vorstand sitzt in Frankfurt.

Das sind die Streitpunkte

Offiziell streiken dieFlugbegleiter lediglich für mehr Geld. Sie verlangen nach drei Jahren Nullrundeein Einkommensplus von 5 Prozent sowie bessere Gewinnbeteiligungen. ImHintergrund geht es auch um die Zukunft des Lufthansa-Konzerns. Das Managementwill eine Billigeinheit für Direktflüge mit zunächst rund 90 Flugzeugen und2000 Beschäftigten gründen, für die deutlich niedrigere Tarife gelten sollen.Bei allen übrigen sollen Gehaltsstufen abgeflacht werden, neue Kräfte nichtmehr so schnell aufsteigen können. Außerdem sollen Berufsanfänger mit weniger Gehalteinsteigen als bisher.

Weil Ufo dabei nichtmitmachen will, hat Lufthansa Leiharbeiter auf Berlinflügen eingesetzt. DasManagement plant, insgesamt rund 200 Leih-Stewardessen und –stewardseinzusetzen. Diese verdienen zu Anfang auf Niveau der Lufthansa-Mitarbeiter, steigenjedoch erst später in neue Gehaltsgruppen auf. Außerdem gelten längere Arbeitszeiten.

Das Einstiegsgehalt fürLufthansa-Flugbegleiter liegt der Gewerkschaft zufolge ohne Zuschläge derzeitbei 1533 Euro. Nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit könne es bis auf 3400 Eurosteigen.

UFO hatte die Verhandlungen für gescheitert erklärt und einen unbefristeten Arbeitskampf des Kabinenpersonals angekündigt. Knackpunkt des Streits war laut Gewerkschaft das Thema Leiharbeit und Auslagerung von Arbeitsplätzen. Der Konzern fürchtet nun erhebliche Kosten durch einen Arbeitskampf.

Kostenlose Umbuchungen

Lufthansa, andere Airlines und die Flughäfen haben sich auf Streiks der Stewards und Stewardessen vorbereitet, nachdem bereits die erste unbestimmte Ankündigung zu Stornierungen und Umbuchungen geführt hat. "Wir sind vorbereitet und haben mehrere Szenarien in der Schublade", sagte ein Unternehmenssprecher. Er räumte aber ein: "Konkret können wir uns erst vorbereiten, wenn wir wissen, wo gestreikt wird." Die Fluggesellschaft forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Europas größte Fluggesellschaft will alle technischen Möglichkeiten nutzen, ihre Kunden über Flugausfälle zu informieren. Auch im Streikfall werde eine ganze Reihe von Flügen stattfinden, betonte ein Sprecher. So würden die Töchter Cityline, Eurowings und Germanwings nicht bestreikt und ein Teil der Lufthansa-Flüge werde auch sicher stattfinden. Kostenlose Umbuchungen auf andere Fluggesellschaften oder die Bahn seien im Streikfall möglich.

Die Gewerkschaft plant zunächst an einzelnen Standorten in Deutschland Arbeitsniederlegungen, die wegen der Vernetzung des Flugverkehrs aber schnell andernorts Auswirkungen haben könnten. Ort und Zeitpunkt der ersten Aktionen wurden zunächst nicht genannt. Lufthansa soll ein verbessertes Angebot vorlegen, verlangte Baublies. "Sollte das nicht passieren, haben wir auch flächendeckende und dauerhafte Streiks in der Schublade." Gewerkschaftsintern gebe es einen starken Zuspruch für den Streik, berichtete Tarifvorstand Olaf Bödecker: "Alle sind hochmotiviert und warten auf den Startschuss." Die Gewerkschaft organisiert nach eigenen Angaben die Mehrheit der rund 19.000 Flugbegleiter bei der Lufthansa.

Monatelange Verhandlungen

Der Ufo-Vorstand hatte am Dienstag nach dem Scheitern langwieriger Verhandlungen den Streik ausgerufen, dem die Mitglieder schon vorab zugestimmt hatten. Ufo hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen Auslagerungen von Jobs verlangt.  Nach Ansicht des Managements hingegen sind Einschnitte nötig, da Billigfluggesellschaften der Lufthansa in Europa das Leben schwermachen und ihr auf den Fernstrecken Rivalen aus dem Nahen Osten Passagiere abluchsen. Die Airline legte deshalb ein Milliarden-Sparprogramm auf und verlangt nun, dass auch die Bord-Servicekräfte einen Beitrag leisten.

Die Lufthansa informiert ihre Kunden auf der Homepage über etwaige Ausfälle. Hier können die Passagiere auch überprüfen, ob ihr Flug pünktlich startet, alle Informationen in der Übersicht gibt es auch auf Englisch. Die Informationen können die Kunden auch per E-Mail oder Twitter, oder bei Anmeldung direkt auf das eigene Mobiltelefon erhalten.

Quelle: ntv.de, jga/hvo/dpa/AFP

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