Wirtschaft

Wolfsburg erhöht den Druck Ultimatum für Porsche

Der Machtkampf zwischen Volkswagen und seinem hoch verschuldeten Großaktionär Porsche über die Zukunft der beiden Autobauer spitzt sich immer mehr zu. Volkswagen und das Land Niedersachsen erhöhen den Druck auf den Stuttgarter Sportwagenbauer. Bis Montag soll eine Entscheidung fallen.

Wäre diese Motorhaube beweglich wie eine menschliche Stirn, dann trüge sie wohl tiefe Sorgenfalten.

Wäre diese Motorhaube beweglich wie eine menschliche Stirn, dann trüge sie wohl tiefe Sorgenfalten.

(Foto: REUTERS)

In Branchenkreisen hieß es am Samstag, es müsse dringend ein Ergebnis erzielt werden. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge haben VW und Niedersachsen Porsche ein Ultimatum gestellt. Die Porsche-Führung solle bis Montag signalisieren, ob sie auf ein Rettungsangebot des VW-Konzerns für Porsche eingeht. Sonst sei der Vorschlag hinfällig.

Großaktionär Wolfgang Porsche äußerte sich brüskiert zu den Signalen aus Wolfsburg. "Erpressen lassen wir uns nicht", betonte der Porsche-Holding-Aufsichtsratschef in einer gemeinsamen Erklärung mit seinem Stellvertreter, dem Porsche-AG-Betriebsratschef Uwe Hück. "Wir hoffen sehr, dass die Urheber des Ultimatums vor dem Hintergrund der gemeinsamen Ziele sich wieder beruhigen und in internen Gesprächen und nicht über Schlagzeilen ihre Vorschläge verfolgen." VW lehnte eine Stellungnahme ab, von Katar war zunächst keine zu bekommen.

Der Sportwagenhersteller Porsche hat sich bei der geplanten VW-Übernahme kräftig verhoben, ist mit rund neun Milliarden Euro verschuldet und sucht seit Monaten händeringend neue Geldquellen. Die Stuttgarter besitzen knapp 51 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer und halten mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent. Das Land Niedersachsen hält knapp mehr als 20 Prozent an VW und hat durch das umstrittene VW-Gesetz ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen.

Porsche verhandelt seit längerem mit dem Emirat Katar über einen Einstieg. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sind weiter drei Varianten im Gespräch. Eine Möglichkeit ist, dass das Emirat direkt bei der Porsche Holding SE einsteigt. Zuletzt war immer wieder eine mögliche Beteiligung von 25 Prozent oder knapp 30 Prozent im Gespräch.

Eine zweite Variante ist, dass Katar Porsche seine Optionen auf VW-Aktien im Umfang von bis zu 24 Prozent abkauft und zum dritten Großaktionär von VW wird. Als dritte Möglichkeit wird dem Vernehmen nach eine Kombination beider Konzepte gehandelt. Alle drei Lösungen könnten dem klammen Sportwagenbauer mehrere Milliarden Euro in die Kasse spülen. Bislang hatte das Emirat eine Entscheidung bis Ende kommender Woche in Aussicht gestellt.

Angebot zum Rollentausch

Die VW-Spitze um Vorstandschef Martin Winterkorn und Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch hatte vorgeschlagen, dass VW Porsche übernimmt.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge schlägt VW den Familien Porsche und Piëch nun vor, dass der Wolfsburger Konzern der Porsche Holding für drei bis vier Milliarden Euro einen 49-Prozent-Anteil an der Porsche AG abkauft. In einem nächsten Schritt würde das Emirat Katar VW-Aktienoptionen übernehmen, die von der Porsche Holding gehalten werden. Zum Schluss müssten die Unternehmen Porsche und VW fusionieren. Auch der "Focus" berichtete, die VW-Spitze wolle durch den Kompromissvorschlag den Übernahmepoker mit Porsche beenden.

Porsche Cayman auf dem Hof eines Händlers in Littleton im US-Bundesstaat Colorado.

Porsche Cayman auf dem Hof eines Händlers in Littleton im US-Bundesstaat Colorado.

(Foto: AP)

An dem vereinten Automobilkonzern könnten laut "Spiegel" die Familien Porsche und Piëch mehr als 40 Prozent der Aktien halten, Niedersachsen 20, Katar rund 15 und ein weiterer Staatsfonds fünf Prozent. Sollten Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und Vorstandschef Wendelin Wiedeking nicht auf das Angebot eingehen, müsse Porsche damit rechnen, dass VW im September auf der Rückzahlung eines im März gewährten 700-Millionen-Euro-Kredits besteht. Das Emirat Katar würde Porsche dann nicht mehr retten.

Ein Sprecher der niedersächsischen Staatskanzlei kommentierte die kursierenden Medienberichte mit den Worten: "Wir setzen auf ein gutes Ergebnis für VW und Porsche und kommentieren deshalb Spekulationen nicht." Außerdem sei zwischen den Beteiligten Vertraulichkeit vereinbart worden. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hatte vor zwei Wochen in einem Interview darauf gedrängt, innerhalb der kommenden zwei Wochen solle eine Entscheidung über den künftigen Weg von Porsche getroffen werden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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