Wirtschaft

Murdoch soll getäuscht haben "Unfähig, eine Firma zu leiten"

Im britischen Abhörskandal hat ein Parlamentsausschuss Rupert Murdoch die Fähigkeit abgesprochen, sein Medienimperium richtig zu leiten.

Im britischen Abhörskandal hat ein Parlamentsausschuss Rupert Murdoch die Fähigkeit abgesprochen, sein Medienimperium richtig zu leiten.

(Foto: REUTERS)

In der Aufarbeitung des Abhörskandals bei der "News of the World" erhebt ein britischer Parlamentsausschuss schwere Vorwürfe gegen den Medienzar Rupert Murdoch und spricht ihm die Fähigkeit ab, sein Unternehmen richtig zu leiten. Nicht nur für seinen Ruf, sondern auch sein Imperium könnte das schwere Folgen haben.

News Corp
News Corp 24,80

Bei der Aufarbeitung des britischen Abhörskandals hat ein Parlamentsausschuss schwere Vorwürfe gegen den Medienmogul Rupert Murdoch (81) erhoben. Er sei nicht in der Lage, ein internationales Großunternehmen zu leiten und müsse die Verantwortung für den Abhörskandal rund um die eingestellte Zeitung "News of the World" übernehmen. Murdoch habe das Parlament "absichtlich getäuscht", sein Medienimperium News Corp habe vor dem Ausmaß des Skandals vorsätzlich die Augen verschlossen, lautet das Ergebnis im Abschlussbericht einer Untersuchung des Ausschusses für Medien. Murdoch selbst hatte in der Abhör- und Bestechungsaffäre bei seinen britischen Zeitungen an der Seite seines Sohnes James im Juli 2011 vor dem Ausschuss aussagen müssen. Er bezeichnet den Auftritt als "Tag der größten Demut" seines Lebens.

Der Bericht könnte Auswirkungen auf das Engagement Murdochs beim britischen Fernsehkonzern BSkyB haben. Derzeit hält Murdochs US-Konzern News Corporation 39,1 Prozent an der britischen Gruppe. Ein Versuch Murdochs, auch die restlichen Anteile zu übernehmen, war bereits an der Abhöraffäre gescheitert. BSkyB gehört zu den lukrativsten Geschäften des Konzerns.

Auch die britische Medienaufsicht Ofcom untersucht die Frage, ob der Murdoch-Konzern geeignet ist, eine Fernsehlizenz in Großbritannien zu halten. Der 81 Jahre alte Rupert Murdoch hat selbst keine persönliche Funktion in einer britischen Unternehmung seines Konzerns - weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat. Sein Sohn James (39) sitzt noch im Aufsichtsrat von BSkyB.

Murdoch soll bewusst getäuscht haben

Der Bericht wirft Murdoch vor, "in großem Stil" verschleiert zu haben. Angesichts der illegalen Praktiken habe sich Murdoch "blind gestellt", erklärte die Kommission. Seine Beteuerungen, er habe von den illegalen Abhörmethoden seiner Reporter nichts gewusst, bewerteten die Ausschussmitglieder als "erstaunlich". Es mangele an den notwendigen Strukturen zum Durchgriff.

Die  Herausgeber des Blattes hätten reflexartig versucht, die Vorgänge  zu vertuschen, statt sie aufzuklären. Bei ihren Auskünften vor den  Volksvertretern hätten diverse Zeugen und Verlagsverantwortliche  "Verachtung" für das parlamentarische Gremium an den Tag gelegt. Der 81-jährige Konzernchef und sein  ebenfalls an der Konzernspitze tätiger, 39-jähriger Sohn James  sollten sich darauf einstellen, für die Vorgänge zur Verantwortung  gezogen zu werden, empfahl die Kommission.

Der Bericht wurde aber nicht einstimmig verabschiedet, vier konservative Abgeordnete stimmten dagegen. Der Labour-Abgeordnete Tom Watson nannte dies bedauerlich, da der Skandal "Schande" über das Land gebracht habe. Die konservative Abgeordnete Louise Mensch hingegen kritisierte den Bericht als "einseitig". Die Kommission bestand aus jeweils fünf Abgeordneten der Konservativen und der Labour-Partei sowie einem Liberaldemokraten.

Bei der inzwischen eingestellten Murdoch-Zeitung "News of the World" waren unter anderem die Telefone von 800 Politikern, Prominenten sowie Anschlags- und Entführungsopfern angezapft worden. Redakteure der "Sun" stehen im Verdacht, Polizisten bestochen zu haben. News Corporation räumte am Dienstag in einem Statement "erhebliche Fehler" ein. Der Bericht müsse jedoch zunächst sorgfältig geprüft werden.

Murdoch entschuldigte sich vor dem parteiübergreifenden Komitee für die Verfehlungen, betonte aber stets, nichts von den illegalen Machenschaften seiner Mitarbeiter gewusst zu haben. Zu den Mitschuldigen der Abhörpraktiken zählte die Kommission den früheren Chef von News International, Les Hinton, "News of the World"-Herausgeber Colin Myler und den früheren Leiter der Rechtsabteilung bei News International, Tom Crone.

Premierminister Cameron hatte enge Kontakte zu Murdoch

Die Affäre hat inzwischen auch die britische Regierung von Premierminister David Cameron erreicht. Nicht nur die "News of the World" wurde eingestellt, sondern Murdoch musste auch seine Pläne beerdigen, den britischen Bezahlsender BSkyB vollständig zu übernehmen. Camerons Regierung hatte den beabsichtigten BSkyB-Deal durchgewunken. Im Nachhinein wurden enge Kontakte von Cameron und seinem Medienminister Jeremy Hunt zu Murdoch und dessen Lobbyisten bekannt.

Cameron muss sich nun für den engen Kontakt zwischen Regierungsbeamten und News Corp rechtfertigen. "Ich bin gerne bereit zuzugeben, dass die Beziehungen zwischen Politikern und Besitzern von Medienunternehmen zu eng geworden ist", sagte Cameron während einer hitzigen Debatte zu den Abgeordneten. Der konservative Premier war auch wegen seiner engen Verbindung zu Rebekah Brooks, ehemalige Chefredakteurin des Boulevardblatts "The Sun", in das Kreuzfeuer der Kritik geraten. Tom Watson, Labour-Abgeordneter im Ausschuss, rief Cameron und Schatzkanzler George Osborne sowie alle ihre Vorgänger dazu auf, ihre E-Mail- und SMS-Kontakte mit Murdoch-Leuten offenzulegen.

Seit den ersten Enthüllungen über den Skandal gab es bereits rund 40 Festnahmen, die News-Corporation-Tochter News International zahlte an Opfer des Abhörskandals Millionen-Entschädigungen. Am Dienstag bekräftigte die News Corporation, dass es bei "NotW""erhebliches Fehlverhalten" gegeben habe. Auf die Kritik an Rupert und James Murdoch ging der Konzern nicht direkt ein.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen