Wirtschaft

Großes Schuldenproblem Ungarn klopft beim IWF an

Ende vergangenen Jahres kündigt die ungarische Regierung die Zusammenarbeit mit dem IWF auf. Doch angesichts der wachsenden Staatsverschuldung sieht Premier Orban wieder Gesprächsbedarf.

Viktor Orban.

Viktor Orban.

(Foto: REUTERS)

Ungarn steckt in ernsten Schwierigkeiten. Während die hohe Staatsverschuldung weiter steigt, drohen Ratingagenturen damit, die Kreditwürdigkeit des osteuropäischen Landes auf Ramschstatus zu senken.

Die Lage so problematisch, dass die Regierung nun mit dem Internationalen Währungsfonds reden will. Im vergangenen Jahr hatte der rechtskonservative Ministerpräsident Viktor Orban die Zusammenarbeit mit dem IWF abgebrochen und eine Wirtschaftspolitik unter dem Zeichen der Unabhängigkeit angekündigt. IWF und EU hatten das Land 2008 mit einem Kreditpaket von 20 Mrd. Euro vor dem Bankrott gerettet.

Die Regierung hatte sich 2010 im Vorfeld der Wahlen entschieden, die Zusammenarbeit nicht zu verlängern. Denn der IWF knüpfte eine neue Kreditvergabe an weitere Sparmaßnahmen. Seitdem betont die Regierung, Ungarn könne sich über die Finanzmärkte finanzieren.

Das wird allerdings zunehmend schwieriger. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen liegen derzeit bei mehr als acht Prozent. Die Ratingagentur Standard & Poor's drohte vor wenigen Tagen damit, die Bonität zu senken. Zuvor hatte Konkurrent Fitch des Ausblick Ungarns von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Beide bewerten wie die dritte große Agentur Moody's ungarische Staatsanleihen mit einer Stufe über dem gefürchteten Status "Ramsch".

Ungarn ist das am höchsten verschuldete Land Osteuropas. Im dritten Quartal waren die Schulden auf 82 Prozentdes Bruttoinlandsprodukts gestiegen – drei Monate zuvor hatten sie noch bei 75 Prozent gelegen.

Die Regierung setzt nun auch auf China. Nach einem Besuch in der Volksrepublik sagte Ungarns Minister für Nationale Entwicklung, Tamas Fellegi, Peking habe versprochen, weiter Staatsanleihen zu k aufen. Im Juni hatte Chinas Premier Wen Jiabao Ungarn besucht. Viktor Orban hatte vor diesem Hintergrund gesagt, China werde mit einer Finanzhilfe von "historischer" Größe Ungarns Sorgen um die Staatsfinanzen beseitigen.

Ob und in welchem Maße China in ungarische Anleihen investiert, ist nicht bekannt. Offensichtlich ist allerdings, dass das Engagement nicht ausreicht, um die finanziellen Probleme Ungarns zu lösen.

Bei den Gesprächen mit dem IWF gehe es aber nicht um Kredite, betonte die Regierung. Es solle um ein "Versicherungsabkommen" gehen. Konkreter wurde ein Sprecher aber nicht. Stattdessen gab sich das Wirtschaftsministerium zuversichtlich. In Ungarn beginne nun eine "Epoche des Wachstums", nachdem man in den letzten anderthalb Jahren die "wirtschaftliche Eigenständigkeit" erreicht habe, hieß es. Eine Zusammenarbeit mit dem Währungsfonds gefährde diese Eigenständigkeit nicht, sie würde die "finanziell-wirtschaftliche Unabhängigkeit" des Landes steigern.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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