Wirtschaft

Premium - und Masse VW-Erfolgsformel sticht

Die prall gefüllte Auslage und eine ausladende Modellpolitik hilft dem Volkswagen-Konzern.

Die prall gefüllte Auslage und eine ausladende Modellpolitik hilft dem Volkswagen-Konzern.

(Foto: REUTERS)

Die Neuwagenverkäufe in Europa sinken. Vor allem in Südeuropa brechen die Absätze ein. Gegen den Trend können sich nur die Premiumhersteller behaupten - und VW. Der Wolfsburger Konzern profitiert von der Schwäche der Konkurrenz und baut seinen Marktanteil sogar aus. Fast jede vierte Neuzulassung geht auf das Konto von Europas größtem Autobauer.

Der europäische Automarkt ist zweigeteilt - in Gewinner und Verlierer: Während Hersteller von Autos für den Massengeschmack wie Opel, Peugeot, Renault und Fiat im März teils hohe zweistellige Absatzrückgänge einfuhren, verbuchten die deutschen Premiumhersteller leichte Zuwächse.

Zu den Gewinnern zählte auch Europas Marktführer Volkswagen, obwohl der Konzern ein Massenhersteller ist. Insgesamt sanken die Neuzulassungen in den 27 EU-Staaten und den drei Efta-Ländern Island, Norwegen und Schweiz um 6,6 Prozent auf 1,5 Millionen Einheiten, wie der europäische Herstellerverband ACEA mitteilte.

Zupacken: Der VW-Konzern nutzt die Schwäche der Konkurrenz.

Zupacken: Der VW-Konzern nutzt die Schwäche der Konkurrenz.

(Foto: REUTERS)

Besonders hoch war der Rückgang in Frankreich mit minus 23 Prozent und Italien mit minus 27 Prozent; in Spanien sanken die Neuregistrierungen um 5 Prozent. In den von der Staatsschuldenkrise besonders betroffenen Ländern Südeuropas können sich viele Verbraucher wegen der Sparprogramme der Regierungen keine Neuwagen leisten. Darunter leiden besonders die Massenhersteller, während Premiummarken wie BMW und die Daimler -Tochter Mercedes-Benz dies durch gute Geschäfte im Flottengeschäft mit großen Unternehmen wettmachen können.

VW nutzt Schwäche der Konkurrenz

Volkswagen bekam den Absatzrückgang bei seiner spanischen Tochter Seat (minus 15 Prozent) zwar ebenfalls zu spüren, kann dies aber dank der Oberklassetochter Audi (plus 7 Prozent) wettmachen. Zudem schlägt sich die Kernmarke VW dank ihrer breiten Modellpalette auch in Südeuropa besser als die Konkurrenz (plus 3,4 Prozent). Der Platzhirsch baute seine Vormachtstellung in Europa aus: Der Marktanteil stieg in den ersten drei Monaten um 1,8 Punkte auf 23,7 Prozent, was angesichts des scharfen Wettbewerbs in der Automobilindustrie als enormer Zuwachs gilt.

Der branchenweite Rückgang bei den Neuzulassungen wäre noch höher ausgefallen, wenn die Autoverkäufe in Deutschland und Großbritannien nicht leicht zugelegt hätten. Gleichwohl schrumpfte die Pkw-Nachfrage in der EU den sechsten Monat in Folge auf das niedrigste Niveau seit 14 Jahren.

Fiat trifft es besonders hart

Damit nimmt der Druck auf die Massenhersteller zu, ihre hohen Überkapazitäten abzubauen. Experten gehen davon aus, dass etwa ein Fünftel der Autofabriken in Europa zu schwach ausgelastet sind. Der US-amerikanische GM-Konzern hat sich deshalb mit dem französischen Autobauer Peugeot verbündet, um seine angeschlagene Tochter Opel profitabel zu machen. Der Rüsselsheimer Autobauer verhandelt derzeit mit der Belegschaftsvertretung über weitere Einsparungen. Dabei geht es Arbeitnehmerkreisen zufolge auch um Werksschließungen. Peugeot hat bereits ein Sparprogramm auf den Weg gebracht und erwägt ebenfalls, Fabriken dicht zu machen.

Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte sich für einen branchenweiten Kapazitätsabbau unter EU-Moderation stark gemacht, allerdings war er damit abgeblitzt. Die italienische Automarke leidet besonders unter dem Absatzeinbruch in ihrer Heimat. Im März sanken die Neuzulassungen von Fiat um 26 Prozent und damit am stärksten unter den heimischen Herstellern in Europa. Den Rückgang in Europa kann Fiat zum Teil durch Zuwächse bei seiner amerikanischen Tochter Chrysler ausgleichen, die von der Erholung in den USA profitiert.

In den USA kamen im vergangenen Monat rund 13 Prozent mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf die Straßen. Dagegen verlangsamte sich das Wachstum auf dem weltweit größten Pkw-Markt China auf 5 Prozent. In Russland kletterten die Neuzulassungen ebenfalls um 13 Prozent, während sie nach Angaben des deutschen Herstellerverbandes VDA in Brasilien um 1,7 Prozent schrumpften. Wegen der robusten Geschäfte in den Schwellenländern können große Autobauer den Absatzrückgang in Europa verschmerzen.

Quelle: ntv.de, rts

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