Wirtschaft

Winterkorn sieht Risiken im Automarkt VW-Gewinn wird 2012 stagnieren

Bei VW brummt das Geschäft, vor allem in China klingeln bei Europas größtem Autobauer die Kassen. Doch den Rekordgewinn von 16 Mrd. Euro wird der Konzern in diesem Jahr wohl nicht wieder erreichen: Die Risiken im Automarkt, vor allem wegen der Schuldenkrise in Europa, nehmen zu, sagt Konzernchef Winterkorn auf der Hauptversammlung. Die Aktionäre warten dagegen auf eine andere Nachricht.

Volkswagen stellt sich nach seinem Rekordgewinn von fast 16 Mrd. Euro im vergangenen Jahr angesichts der weltweit unsicheren Konjunktur auf eine langsamere Gangart ein. "Das Autojahr wird uns sicherlich viel abverlangen", sagte Konzernchef Martin Winterkorn vor den Aktionären in Hamburg. Die Risiken wüchsen, fügte er mit Blick die Lage in den Schuldenländern Südeuropas hinzu. Volkswagen könne jedoch mit Selbstvertrauen in die kommenden Monate gehen.

Winterkorn bestätigte seine Prognose, wonach Verkaufszahlen und Einnahmen 2012 steigen werden. In den ersten drei Monaten lieferte der Konzern weltweit erstmals mehr als zwei Mio. Fahrzeuge an die Kundschaft aus, plus zehn Prozent. Der operative Gewinn wird dagegen stagnieren. Denn die Kosten für die Einführung des modularen Baukastensystems in der Produktion und Ausgaben für die weltweite Ausweitung der Kapazitäten werden die steigenden Umsätze durch den höheren Absatz aufzehren. 2013 will Europas größter Autobauer dann die Früchte der Investitionen ernten: der Gewinn soll dann wieder zulegen.

Die Aufsichtsräte von VW und Audi beschlossen am Vorabend zwei neue Werke. In der Unruheprovinz Xingjiang in Nordwestchina soll eine Fabrik mit einer Jahreskapazität von bis zu 50.000 Einheiten entstehen. Damit wagt sich VW in den bislang kaum entwickelten Westen des asiatischen Riesenlandes vor. Die Tochter Audi darf nach langem Ringen ein Werk in Mexiko errichten, in dem ab 2016 der Geländewagen Q5 vom Band laufen soll, der bisher am Hauptsitz in Ingolstadt gebaut wird. Damit will Audi den Markt in den USA beliefern, wo der Oberklasseautobauer bisher hinter den beiden direkten Konkurrenten BMW und Daimler hinterherzuckelt.

Winterkorn sagte, das Nutzfahrzeuggeschäft werde sich zur "zweiten, starken Säule" des Konzerns entwickeln. Volkswagen hatte die Mehrheit am Lastwagenbauer MAN Ende vergangenen Jahres übernommen und, wie Ende vergangener Woche bekannt wurde, den Anteil zuletzt deutlich aufgestockt. Den schwedischen Lkw-Bauer Scania beherrschen die Wolfsburger schon seit längerem.

Zwei Geburtstagsgeschenke für Partriarch Piech

Mit der Übernahme der italienischen Sportmotorradmarke Ducati am Mittwoch machte sich Aufsichtsratschef Ferdinand Piech ein erstes Geburtstagsgeschenk. Auch Konzernchef Winterkorn verspricht sich viel von zudem von der Übernahme der italienischen Edelmarke durch die VW-Tochter Audi. Ducati bringe mit seinen Hochleistungsmotoren und dem Leichtbau technologisch wichtige Erfahrungen ein.

Ein zweites Geschenk dürfte Piech am Nachmittag bekommen: Der seit Dienstag 75 Jahre alte Firmenpatriarch will sich auf der Hauptversammlung für eine dritte Amtszeit in den Aufsichtsrat wählen lassen. Zudem soll seine Ehefrau Ursula in das Kontrollgremium einziehen.

Damit stellen die Familien Porsche und Piech fünf der zehn Vertreter auf der Kapitalseite. Fondsgesellschaften und Kleinaktionäre kritisieren seit längerem die Zusammensetzung des Aufsichtsrats, dem ihrer Ansicht nach zu wenige unabhängige Vertreter angehören. Nach der Nominierung von Ursula Piech hatten auch große Fondsgesellschaften Kritik an der Entscheidung geübt. Ob sich die Kleinaktionäre durch die um 80 Cent auf drei Euro je Stammaktion erhöhte Dividende besänftigen lassen, bleibt abzuwarten.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/DJ

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