Wirtschaft

Mit Kunstgriff zum Ziel VW bekommt endlich Porsche

Nun kommt endlich zusammen, was laut VW-Chef Winterkorn zusammengehört. Europa größter Autobauer übernimmt voraussichtlich am 1. August den Sportwagenbauer Porsche ganz. Mit einem Kunstgriff werden hohe Steuerzahlungen vermieden. Allein wegen der Übertragung einer einzelnen VW-Stammaktie kommen die Konzerne günstig weg.

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hält die lange Hängepartie um die Komplettübernahme des Sportwagenbauers Porsche endgültig für beendet. "Jetzt ist der Weg frei für eine gemeinsame Zukunft. Damit bringen wir eines der wichtigsten Vorhaben in der Automobilgeschichte erfolgreich ins Ziel", sagte Winterkorn in Wolfsburg: "Volkswagen und Porsche gehören zusammen."

Es hat geklappt: VW-Chef Martin Winterkorn mit seinem Porsche-Kollegen Matthias Müller.

Es hat geklappt: VW-Chef Martin Winterkorn mit seinem Porsche-Kollegen Matthias Müller.

(Foto: dapd)

Beide Unternehmen hatten angekündigt, dass der Dax-Konzern voraussichtlich zum 1. August die übrigen 50,1 Prozent am Porsche-Sportwagengeschäft für 4,46 Milliarden Euro übernehmen wird. Mit einem Kunstgriff sollen die befürchteten hohen Steuerzahlungen vermieden werden.

Dabei stellte Europas größter Autobauer den Finanzbehörden einen dreistelligen Millionen-Betrag in Aussicht, sobald der Konzern Porsche unter sein Dach nimmt. Durch die beschleunigte Integration der Porsche AG fielen Steuerzahlungen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro an, sagte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch.

Mit Hilfe eines kann die Übernahme von gut der Hälfte der Porsche AG, die VW noch nicht gehört, steuerfrei für rund 4,5 Milliarden Euro und eine VW-Stammaktie von der Porsche Holding vereinnahmt werden. VW und die von den Familien Porsche und Piech sowie dem Emirat Katar kontrollierte Porsche Holding hatten dieses in monatelanger Arbeit ausgetüftelte Steuersparmodell gegen Kritik verteidigt.

Absicherung bei Finanzämtern

Die Gremien beider Seiten hatten dem Vorhaben "nach dem Vorliegen aller erforderlichen verbindlichen Auskünfte der Finanzbehörden" zugestimmt. Mit diesen Zusicherungen von den zuständigen Finanzämtern hatten sich VW und Porsche abgesichert, dass dank ihres juristischen Kniffs keine Riesensteuerlast droht.

Allein wegen der Übertragung einer einzelnen VW-Stammaktie kommen die Konzerne bei der Transaktion steuerlich weitaus günstiger weg als zunächst kalkuliert. Das Finanzamt wird bei der Übernahme voraussichtlich leer ausgehen. Nach Abstimmung mit den Steuerbeamten in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Berlin ist klar: Statt als Umwandlung kann die Übernahme auch als Restrukturierung eingestuft werden - ohne steuerliche Nachteile für die Unternehmen, die Porsche und VW bisher bei der Eingliederung einkalkuliert hatten.

Porsche SE
Porsche SE 36,26

Steuerexperten hatten mit einem Ertrag aus Körperschaft-, Gewerbe- und Grunderwerbsteuer von bis zu 1,5 Milliarden Euro kalkuliert, wenn die Porsche AG mit milliardenschweren stillen Reserven im Gepäck rechtlich im Zuge einer Unternehmensumwandlung bei VW untergeschlüpft wäre. Steuerfrei wäre eine solche Umwandlung erst ab Mitte 2014 möglich gewesen. Die stillen Reserven müssen nun nicht zwingend aufgedeckt werden, steuerliche Belastungen "könnten vermieden werden", heißt es in einer Rechtsauskunft der Steuerbehörden in Stuttgart.

Einige Länder wollen die Steuerlücke schließen lassen. Wie der VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh erklärte, bringt der jetzt umgesetzte Deal dem Fiskus aber "Steuereinnahmen von über 100 Millionen Euro".

Die Porsche SE hatte vor rund vier Jahren vergeblich versucht, nach der Macht bei VW zu greifen. Am Ende hatte sie 11,4 Milliarden Euro Schulden, und ausgerechnet VW wurde zur letzten Rettung. Als erste Nothilfe einigten sich die einstigen Kontrahenten Ende 2009, dass knapp die Hälfte der Porsche AG für damals rund 3,9 Milliarden Euro an die Wolfsburger ging.

Der nun übertragene zweite Teil ist rund 600 Millionen Euro teurer, weil zwischenzeitlich der Wert des hochprofitablen Porsche-Sportwagengeschäftes stieg und die Partner mehr Einsparungen umsetzen können als zunächst gedacht.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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