Fusion mit Porsche kommt nicht VW betreibt Integration
09.01.2012, 18:44 UhrVolkswagen zollt der anhaltenden rechtlichen Unsicherheit Tribut und die gibt die Fusion mit Porsche auf. Konzernchef Winterkorn will den Stuttgarter Sportwagenbauer möglichst schnell integrieren. Die Unternehmen hatten sich wegen offener steuerlicher und rechtlicher Fragen nicht auf eine Bewertung einigen können.
Die Fusion von Volkswagen und Porsche ist geplatzt. Nach dem geplatzten Fusionsplan per Aktientausch will VW den Zusammenschluss mit dem Sportwagenbauer vorantreiben. "Wir wollen den integrierten Autokonzern so schnell wie möglich", skizzierte VW-Chef Martin Winterkorn auf der Automesse in Detroit das Wolfsburger Ziel. Eine Übernahme sei durch Put-Call-Optionen oder andere Strategien möglich.
Die seit 2009 favorisierte Verschmelzung per Aktientausch zwischen der Porsche Holding und VW bis Ende 2011 war im Spätsommer vergangenen Jahres gescheitert. Die Unternehmen hatten sich wegen offener steuerlicher und rechtlicher Fragen nicht auf eine Bewertung einigen können. Die Suche nach alternativen Wegen war zuletzt nicht wie geplant vorangekommen.
Von einem Zusammenschluss versprechen sich die Autobauer große Einsparmöglichkeiten, etwa beim gemeinsamen Einkauf oder der Entwicklung. Von rund 700 Millionen Euro pro Jahr ist die Rede. Winterkorn sagte, VW arbeite heute schon mit Porsche zusammen, aber das seien alles Geschäfte zweier selbstständiger Unternehmen. "Wir wollen mit denen zusammenarbeiten so wie mit Audi, Seat und Skoda."
Der ursprüngliche Plan von Porsche, die wesentlich größere Volkswagen AG zu übernehmen, war hinten losgegangen als die Kreditmärkte in der Finanzkrise austrockneten. Am Ende musste das Management den Hut nehmen und der Stuttgarter Sportwagenbauer musste einem Zusammenschluss unter der Führung von Volkswagen zustimmen.
Wegen der anhaltenden rechtlichen Unsicherheit verschoben die beiden Autokonzerne im September jedoch ihre Fusion und prüften Alternativen. Die Aktionäre sollten eigentlich bis Ende 2011 ihre Zustimmung geben. Die Prüfung der Möglichkeiten eines Zusammenschluss ohne die Porsche Holding dauere immer noch an, so Winterkorn.
Klagen anhängig
Eine Gruppe von Investmentfonds hatte Ende Dezember beim Landgericht Stuttgart . Sie machen Schadensersatzansprüche für Schäden von knapp 2 Milliarden Euro geltend, die sie im Zuge des gescheiterten Übernahmeversuchs von Volkswagen durch die Porsche SE im Jahre 2008 erlitten haben. Einige der Kläger gehören zu der Gruppe von Investmentfonds, die bereits bei einem New Yorker Gericht wegen angeblicher Marktmanipulationen bei Porsche geklagt hatten. Porsche hatte einen Anteil von 51 Prozent an der weit größeren Volkswagen AG aufgebaut und komplexe Aktienoptionen erworben, um die Kontrolle des Wettbewerbers zu übernehmen.
Auch beim Landgericht Braunschweig haben Anleger eine ähnliche Klage eingereicht. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes von Marktmanipulation. Die Untersuchungen dauern an, ein Ende des Rechtsstreites ist bislang nicht abzusehen.
Volkswagen besitzt bereits 49,9 Prozent an der Marke Porsche und hält Optionen, die restlichen 50,1 Prozent übernehmen. Würden die Optionen ausgeübt, bliebe die Porsche Holding als eigenständiges Unternehmen bestehen.
Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts