Der Einstieg rückt näher VW ist an Suzuki dran
08.12.2009, 16:25 Uhr
Auf dem Suzuki-Stand wurde während der Autoshow in Peking kräftig die Werbetrommel gerührt.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Volkswagen steht angeblich kurz vor dem Einstieg beim japanischen Kleinwagenbauer Suzuki. Im Gespräch sei ein Anteil von 20 Prozent, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters "eine mit dem Vorgang vertraute Person". Möglicherweise übernehme VW in einem ersten Schritt zehn Prozent und stocke später um weitere zehn Prozent auf. Damit würde VW seine milliardenschwere Einkaufstour fortsetzen und Zugang zu wichtigen asiatischen Märkten bekommen.
"Volkswagen wird dafür wohl 1,5 bis 1,8 Mrd. Euro zahlen", vermutete ein beteiligter Berater. Möglicherweise werde der Anteil später auf eine Sperrminorität von mehr als einem Drittel angehoben, sagte eine dritte mit den Verhandlungen vertraute Person. Es sei sowohl denkbar, dass Suzuki Altaktien abgebe als auch, dass neue Aktien ausgegeben würden. Ein Deal könne noch in dieser Woche bekannt gegeben werden, sagte ein anderer Insider. Aus Finanzkreisen erfuhr Reuters, die Ankündigung sei in den kommenden Wochen zu erwarten. VW und Suzuki lehnten Stellungnahmen ab.
12 Marken angestrebt
"An VW vorbei könnte Suzuki dann nur noch schwer geschluckt werden", sagte ein Banker. Im Sommer hatte der Konzern bereits die Übernahme von Sportwagenbauer Porsche angekündigt. 2008 übernahm Europas größter Autobauer die Mehrheit am Lkw-Hersteller Scania. Damit zählt das Unternehmen zehn Marken. Mit dem Blick auf den Kauf weiterer Marken hatte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech erklärt: "Ein Dutzend kann man sich leichter merken als zehn."
Gerüchte über VW und Suzuki gibt es schon länger. Piech hatte die Spekulationen kürzlich selbst angeheizt. Suzuki sei eine für VW interessante "waschechte Marke", hatte er Ende Oktober erklärt. Einige Monate zuvor hatte er öffentlich gelobt, die Japaner bauten kleine Autos zu günstigen Preisen mit hoher Qualität. Auch von anderen VW-Aufsichtsräten hatte es immer wieder geheißen, der Konzern sei an Suzuki interessiert. "Wenn es dazu kommen sollte, könnte man von Suzuki eine Menge lernen", hatte einer der Räte erklärt. Selbst die Motorradsparte sei für VW interessant, da in Schwellenländern die individuelle Mobilität meist mit Motorrollern und Kleinkrafträdern beginne.
"Win-Win-Situation"
Der Chef von Japans viertgrößtem Autohersteller, Osamu Suzuki, hatte vergangenen Monat abgestritten, Gespräche über ein Bündnis mit VW zu führen. Allerdings hatte der kurz vor seinem 80. Geburtstag stehende Manager in der Vergangenheit auch mehrfach betont, seine "kleine" Autofirma brauche einen starken Partner, um gegen den harten Wettbewerb der Branche bestehen zu können. Der ehemalige Partner General Motors hatte sein 20-Prozent-Paket an Suzuki in den Jahren 2006 bis 2008 an den japanischen Autobauer zurückgegeben, der sie nun als eigene Aktien hält. Ein hochrangiger Suzuki-Manager hatte im September erklärt: "Für Suzuki und VW wäre diese Verbindung eine Win-win-Situation - Suzuki hätte Zugriff auf eine Vielzahl von VW-Technologien, während Volkswagen ein solides Standbein in Indien und in Südostasien erhielte".
"Es soll eine Art Technologie-Transfer-Übereinkunft geschlossen werden", sagte ein Insider. VW interessiert sich angeblich besonders für die kleinen Modellplattformen von Suzuki, da der Konzern hier Nachholbedarf sehe. Suzuki ist mit seinen Kleinwagen im Wachstumsmarkt Indien Marktführer. Die Japaner wiederum könnten etwa von den Dieselmotoren des Volkswagen-Konzerns profitieren. Volkswagen hat mit dem Modell "Up" bereits einen Kleinwagen im Programm, der 2011 in der Slowakei vom Band rollen soll. Mit den besonders günstigen Modellen von Suzuki könnte der Wolfsburger Konzern aber auch das Billigsegment darunter abdecken.
VW hat sich das Ziel gesetzt, bis 2018 zum weltgrößten Autobauer aufzusteigen. Mit einer Suzuki-Übernahme wäre das sofort erreicht. VW-Patriarch Piech strebt einen Mega-Konzern an, der vom sparsamen Kleinstwagen bis zum Schwerlaster alles im Angebot haben soll.
Quelle: ntv.de, rts