Wirtschaft

Mit Vorstandsumbau zur Weltspitze VW macht sich fit

Volle Produktpaletten, steigende Absatzzahlen und nun auch ein Umbau in der Führung: VW will die Weltmarktspitze.

Volle Produktpaletten, steigende Absatzzahlen und nun auch ein Umbau in der Führung: VW will die Weltmarktspitze.

(Foto: picture alliance / dpa)

Volkswagen will weltgrößter Autohersteller werden. Das Rekordjahr 2011 macht das deutlich - und die jetzige Weichenstellung im Konzernvorstand. Die Führung von Europas größtem Autohersteller wird kräftig durcheinandergewirbelt, das China- und das Lkw-Geschäft gestärkt.

Europas größter Autobauer Volkswagen bringt neue Köpfe in Stellung, die das enorme Wachstum des Konzerns im Rennen um die Weltmarktspitze beherrschbar machen sollen. Unter der Leitung von Aufsichtsratschef Ferdinand Piech beriet der 20-köpfige Kontrollrat Insidern zufolge in Stuttgart über eine Neuordnung der Konzernspitze, die weltweit die Arbeit von mehr als einer halben Million VW-Mitarbeitern lenkt. Das wachsende China-Geschäft soll künftig direkt von der Wolfsburger Konzernzentrale gesteuert werden und erhält damit größeres Gewicht in Piechs weltumspannenden Automobilreich.

Zugleich will VW der nur schleppend anlaufenden Allianz der beiden Lkw-Bauer MAN und Scania auf die Sprünge helfen. Bekanntgegeben werden die Personalrochaden voraussichtlich erst, wenn auch die MAN-Führungsebene ergänzt wurde. Der MAN-Aufsichtsrat tagt Insidern zufolge am Samstag. Bis zu zwei Dutzend Personalentscheidungen wurden erwartet, von denen mehrere Bereiche des Konzerns betroffen sind. Weder Volkswagen noch MAN wollten sich dazu äußern.

Das wichtige China-Geschäft will Winterkorn durch einen Konzernvorstand aufwerten. "Wir brauchen jemanden, der gegenüber der chinesischen Regierung als Repräsentant auftritt und damit Winterkorn entlastet", hatte ein Insider am Donnerstag zu Reuters gesagt, als erste Details über den Umbau durchsickerten. Das Nachsehen hätte der bisherige China-Chef Karl-Thomas Neumann. Medien berichteten, Neumann werde das Unternehmen verlassen. Das wäre eine Überraschung, da der frühere Conti-Chef als möglicher Nachfolger von Winterkorn gegolten hatte.

Mit dem vor kurzem bekanntgegebenen Bau einer neuen Fabrik im Nordwesten der Volksrepublik dringt Volkswagen derzeit in ein von der Branche bislang kaum erschlossenes Gebiet vor. Später will VW weitere Automobilwerke im Westen des Riesenreiches hochziehen. Dieses Mammutprojekt macht aus Sicht der Konzernführung eine enge Abstimmung mit der Pekinger Regierung nötig, von der man sich Unterstützung und Sicherheit für die enormen Investitionen erhofft. Bislang sind die Wolfsburger wie die meisten ihrer westlichen Rivalen vor allem entlang der Ostküste und im Süden des Landes präsent. Volkswagen will bis 2016 rund 14 Milliarden Euro im Reich der Mitte investieren.

Vorfreude an der Börse

An der Börse kamen die Berichte aus Führungszirkeln gut an, wonach Volkswagen MAN stärken will, um das Bündnis mit der störrischen schwedischen Schwester Scania in die von Piech vorgegebenen Bahnen zu lenken. Die Papiere des Münchner Lkw-Bauers notierten am Freitagnachmittag 2,5 Prozent höher und damit als einziger Dax-Wert im Plus. Die Aktien von Scania, ebenfalls eine VW-Tochter, kletterten um zwei Prozent.

Scania-Vorstandschef Leif Östling, der sich lange gegen eine engere Zusammenarbeit mit MAN gesperrt hat, soll den Angaben aus Unternehmenskreisen zufolge als Konzernvorstand für Nutzfahrzeuge in die Wolfsburger Zentrale wechseln und dort den glücklosen Jochem Heizmann ersetzen. Dieser solle sich künftig im Ausland um den Bau neuer Werke kümmern, berichtete das "Handelsblatt".

"Unserer Meinung nach könnte die Berufung von Östling in den Konzernvorstand sowie die mögliche Schaltzentrale der zukünftigen Truck Allianz bei MAN in München ein Hinweis darauf sein, dass VW kurzfristig den Abschluss eines Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrags bei MAN anstrebt", schrieb DZ Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kommentar. VW hatte seinen Anteil an MAN vor wenigen Wochen auf knapp 74 Prozent erhöht und kommt damit einer Drei-Viertel-Mehrheit näher, ab der eine Beherrschung möglich ist.

Östling an die kurze Leine

Obwohl Östling in die oberste Konzernebene aufrücken soll, gilt der Wechsel nach Wolfsburg nicht als Aufstieg. Der selbstbewusste Schwede soll offenbar in das Management um Vorstandschef Martin Winterkorn eingebunden werden, um ihn an die kurze Leine zu nehmen, vermutet Frank Schwope von der NordLB. Für Östlings Verbleib habe sich vermutlich die schwedische Industriellenfamilie Wallenberg eingesetzt, die lange maßgeblich an Scania beteiligt war.

MAN wird zugleich gestärkt. Konzerninsidern zufolge sollen der bisherige Audi-Vorstand Ulf Berkenhagen und der langjährige VW-Personalexperte Jochen Schumm in das Führungsgremium des Münchner Lastwagenbauers aufrücken.

Auch bei Audi dreht sich das Personalkarussell: Vertriebschef Peter Schwarzenbauer und Entwicklungschef Michael Dick sollen Unternehmenskreisen zufolge ihre Stühle räumen. Wolfgang Dürrheimer, bisher für die Luxusmarken Bentley und Bugatti zuständig, soll in den Audi-Vorstand einziehen. Auch der VW-Marketingexperte Luca de Meo wurde als Kandidat für einen Posten im Vorstand der Ingolstädter Marke mit den vier Ringen gehandelt.

Quelle: ntv.de, rts

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