Absatzzahlen brechen ein VW muss in den USA zurückstecken
01.10.2013, 22:00 Uhr
Der US-Automarkt bietet im September ein gemischtes Bild: Ford und Chrysler überaschen mit starken Absatzzahlen. GM verkauft dagegen deutlich weniger. Bitter verläuft der Monat für Europas größten Autobauer Volkswagen mit seiner Kernmarke.
Das Geschäft auf dem US-Automarkt hat sich nach einem starken August im September wieder etwas abgekühlt. Zudem gab es weniger verkaufsoffene Tage als ein Jahr zuvor, und ein traditionell für Einkäufe genutztes Feiertagswochenendes fiel 2013 teilweise schon in den Vormonat.
Allerdings konnten einiger Hersteller die Experten überraschen. So brachte etwa Ford mit 185.146 Fahrzeugen fast sechs Prozent mehr Autoas an die Kunden als im Vorjahr. Chrysler legte leicht um ein Prozent auf 143.017 Autos zu. Analysten hatten mit Rückgängen gerechnet. Für Chrysler war es der beste September-Absatz seit sechs, für Ford sogar seit sieben Jahren.
Schlechter lief es dagegen für General Motors. Die Opel-Mutter brachte im September 187.195 Fahrzeuge an die US-Kunden - ein Minus von elf Prozent. Trotz der Markteinführung neuer Versionen der Modelle Chevrolet Silverado und GMC Sierra ging der Absatz von großen Pickups zurück.
Auch für Autos aus dem Hause Nissan konnten sich weniger Amerikaner begeistern. Die Verkäufe der Japaner sanken um 5,5 Prozent auf 86.868 Fahrzeuge. Hyundai büßte acht Prozent auf gut 55.000 Autos ein. Auch Toyota und Honda verkauften weniger.
VW von Marktentwicklung abgekoppelt
Auch bei den deutschen Herstellern bietet sich ein gemischtes Bild: Der größte deutsche Premiumautobauer BMW verbuchte einen Zuwachs von 8,3 Prozent auf 28.874 Fahrzeuge, die Daimler-Tochter Mercedes-Benz steigerte den Absatz um 5,8 Prozent auf 27.474 Pkw und Porsche legte auf dem amerikanischen Markt gar um 13 Prozent auf gut 3000 Einheiten zu.
Einen herben Rückschlag mussten Volkswagen im September hinnehmen. Der Absatz der Kernmarke VW fiel im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als zwölf Prozent auf 31.920 Fahrzeuge. Es ist der kräftigste Rückgang des Autobauers in diesem Jahr. Die VW-Premiummarke Audi wurde indes 13.100 Wagen los - ein Plus von sechs Prozent und neuer Allzeit-Bestwert für den Monat.
Nach einer Verdopplung der US-Verkäufe von 2009 bis 2012 ist bei den Wolfsburgern seit April die Luft raus - und das, obwohl der Markt insgesamt floriert. Es sind allerdings besonders Pick-up-Trucks und Geländewagen, die gefragt sind. VWs wichtigste Modelle sind die Limousinen Jetta und Passat.
Schon auf der Automesse in Detroit im Januar hatte der Konzern die Studie eines eigenen SUV für den nordamerikanischen Markt vorgestellt, bislang steht eine Entscheidung über den Bau jedoch aus. Ein Streit um die Bildung eines Betriebsrats im US-Werk Chattanooga hat die Situation verkompliziert.
US-Haushaltsstreit sorgt Experten
Branchenvertreter zeigten sich darüber hinaus besorgt über die möglichen Auswirkungen des Haushaltsstreits in Washington und Anzeichen einer Abkühlung im Häusermarkt. "Jede Unterbrechung der Regierungstätigkeit wird sich auf das Verbrauchervertrauen, die Märkte und die Ausgaben auswirken", sagte Ford-Volkswirtin Jenny Lin. "Wir hoffen, dass der Stillstand nicht sehr lange dauert."
Zudem könnte eine Abkühlung am Häusermarkt die Nachfrage nach großen Pickups dämpfen, die für die Gewinne der großen Drei aus Detroit, die dieses Segment dominieren, sehr wichtig sind.
Nach den Augustzahlen hatten Analysten die amerikanische Autoindustrie dieses Jahr auf Kurs gesehen, erstmals seit der Finanzkrise 2008 rund 16 Millionen Fahrzeuge abzusetzen. Diese Prognose nahmen die Marktbeobachter nun etwas zurück.
Insgesamt ging der Absatz im September in den USA um 4,2 Prozent auf 1,14 Millionen Fahrzeuge zurück, wie aus Statistiken der Hersteller hervorging. Den Jahresabsatz sehen Experten jetzt nur noch bei 15,3 Millionen bis 15,7 Millionen Fahrzeugen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ