Einer der Gewinner 2012 VW startet durch
27.12.2012, 10:32 Uhr
Ein VW Golf Cabrio und ein Passat Variant werden in einem der beiden Autotürme der Volkswagen Autostadt in Wolfsburg automatisch in ein freies Fach transportiert.
(Foto: dpa)
Die europäische Absatzkrise hat Volkswagen nicht aus der Bahn geworfen - ganz im Gegenteil: VW meldet einen Absatzrekord, das Geschäft in Übersee boomt. Doch 2013 könnte der Wind rauer werden.
Volkswagen läuft und läuft. Europas größter Autokonzern gehört zu den großen Gewinnern des Autojahres 2012. VW stellt sich zwar im nächsten Jahr auf schwierigere Zeiten ein, will der Konkurrenz aber 2013 erneut die Rücklichter zeigen. Auch strategisch haben die Wolfsburger im vergangenen Jahr wichtige Fortschritte erzielt: Machtübernahme bei MAN, Kompletteinbau von Porsche, Verlängerung der China-Kooperation.
Im Gegensatz zu anderen europäischen Massenherstellern wie Opel, Fiat oder PSA Peugeot-Citroën, die stark von Europa abhängig sind, traf VW die Absatzkrise in Westeuropa weniger hart. Die breite internationale Aufstellung - vor allem auf den Boom-Märkten China und USA - sowie die inzwischen zwölf Marken federten das schwächere Europa-Geschäft mehr als ab. Bereits nach elf Monaten 2012 lieferte der Konzern mehr Autos aus als im gesamten Vorjahr, der Absatz stieg um mehr als zehn Prozent auf weltweit 8,29 Millionen Fahrzeuge.
Zwar verbuchte auch VW im kriselnden westeuropäischen Markt ein Absatzminus. Dieses fiel aber längst nicht so stark aus wie bei Konkurrenten. Der VW-Konzern konnte daher seinen Marktanteil weiter ausbauen.
Von Werkschließungen weit entfernt
Dennoch warnte VW-Chef Martin Winterkorn Mitte Dezember auf der Betriebsversammlung des Stammwerks in Wolfsburg: "Das Jahr 2013 wird hart - für die Automobilbranche als Ganzes und auch für uns bei Volkswagen." Das Ziel der globalen Marktführerschaft sieht Winterkorn weiter im Jahr 2018 - obwohl viele Beobachter glauben, dass er General Motors (GM) und Toyota früher auf den Pelz rückt. So erwartet Autoexperte Stefan Bratzel VW bereits 2013 vor GM. "Eine Organisation wie Volkswagen braucht ehrgeizige Ziele", sagt Winterkorn, der zuletzt ein Jahresgehalt von rund 17,5 Millionen Euro einstrich. Zehn Millionen Verkäufe blieben aber "Messlatte bis 2018". Der Gewinn von 11,3 Milliarden Euro soll 2012 gehalten werden.
Zwar gab es auch bei VW im dritten Quartal wegen der Absatzkrise in Westeuropa erste Kratzer im Ergebnis, die Absatz-, Lager- und Produktionsplanung wurde korrigiert. Aber von Werksschließungen wie bei Ford, Fiat, PSA und Opel ist der Konzern weit entfernt.
VW-Patriarch Ferdinand Piëch sieht sein Imperium wegen der Vielzahl der Standbeine und Töchter nicht gefährdet: "Ich bin mir sicher, dass Volkswagen besser aufgestellt ist als all unsere Wettbewerber", meinte der Chefaufseher. Seine Frau und Co-Kontrolleurin Ursula will dabei helfen. Ihre Wahl in den Aufsichtsrat hatte im April für großes Aufsehen gesorgt.
"Brot-und-Butter-Modelle"
Für Schlagzeilen sorgten 2012 auch Attacken der kriselnden Konkurrenz in Richtung VW. Es ging um die heftige Rabattschlacht auf dem Markt. Fiat-Chef Sergio Marchionne warf VW vor, ein "Blutbad" anzurichten - was die Wolfsburger barsch mit der Forderung konterten, der Manager solle von der Spitze des europäischen Autoverbands Acea zurücktreten. Erst nach Wochen gaben sich die Streithähne versöhnlich.
Entscheidend für das Abfedern der Europa-Krise sind bei Volkswagen die "Brot-und-Butter-Modelle". Der Golf war bisher ein verlässlicher Bestseller, weltweit wurden mehr als 29 Millionen Exemplare verkauft. Vertriebschef Christian Klingler berichtete von einem Start nach Maß für die siebte Auflage. Wie lange sich die Planzahlen halten lassen, wird sich jedoch erst zeigen. Der Golf 7 soll vor allem asiatische Rivalen wie Hyundai oder Kia abschütteln, die VW angreifen.
Klar ist: Die ganze Causa Porsche ist VW noch nicht los. Zwei Manipulationsklagen von Investoren zur Übernahmeschlacht 2008 wehrte das Landgericht Braunschweig ab, doch die Milliarden-Brocken kommen erst im Frühjahr auf den Tisch. Dann wird die Spitze auch nach London blicken, wo ein Schiedsurteil zum Dauerclinch mit Suzuki ansteht. Die Japaner werfen den Deutschen Vertragsbruch vor, wollen die Rückgabe ihrer Aktien. Dabei sollten gerade sie die Entwicklung eines echten Billigautos mit anschieben. Jetzt tüftelt VW selbst - das Mini-Fahrzeug soll im Alleingang kommen - vielleicht in Indien, vielleicht in Brasilien.
Quelle: ntv.de, dpa