Wirtschaft

Autobauer stößt an Gewinngrenze VW will Rekordüberschuss halten

Volkswagen will 2012 seinen Rekordgewinn von 16 Mrd. Euro halten.

Volkswagen will 2012 seinen Rekordgewinn von 16 Mrd. Euro halten.

(Foto: dpa)

Volkswagen verdoppelt im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Überschuss auf fantastische 16 Mrd. Euro – das beste Ergebnis seiner Geschichte. Trotzdem will der Wolfsburger Autokonzern 2012 das Rekordniveau beim Gewinn halten. Das Ziel ist klar: VW will der größte Autobauer der Welt werden.

Angesichts des Rekordgewinns im abgelaufenen Geschäftsjahr will Volkswagen 2012 eine Verschnaufpause einlegen. Europas größter Autobauer wolle das operative Ergebnis des Vorjahres bei weiter steigendem Umsatz wieder erreichen, kündigte Konzernchef Martin Winterkorn bei der Präsentation der Bilanz 2011 an. "Auf unserem Weg an die Spitze sind wir unverändert auf einem sehr soliden Kurs unterwegs", sagte Konzernchef Martin Winterkorn.  Als Grund für die Stagnation beim Betriebsgewinn im laufenden Geschäftsjahr führte er das neue Baukastensystem an, dessen Einführung zunächst viel Geld kostet, durch das die Kosten wegen der gestiegenen Zahl an Gleichteilen in den nächsten Jahren aber um bis zu 30 Prozent sinken sollen.  

Das Autojahr 2012 werde Volkswagen einiges abverlangen, sagte Winterkorn. "Die Risiken wachsen". Insbesondere die Schuldenkrise in Europa werde die Märkte weiter belasten. Dank vieler neuer Modelle könne VW aber mit Selbstvertrauen in die kommenden Monate gehen.
Für dieses Jahr hielt sich VW bislang noch bedeckt, warnte aber mehrfach vor schwierigen Bedingungen. Das Wirtschaftsumfeld in Europa, einem der drei wichtigsten Automobilmärkte, ist angesichts der Schuldenkrise kritisch, in China und den USA stehen die Zeichen aber weiter auf Wachstum.

2013 will der Konzern auch beim operativen Gewinn wieder durchstarten. Zum Umsatzplus im laufenden Jahr soll neben dem weiter steigenden Absatz auch die volle Einbeziehung des Münchner Lkw-Bauers MAN in die Konzernrechnung beitragen. Im vergangenen Jahr hatte der Wolfsburger Autokonzern mit seinen inzwischen zehn Marken den Reingewinn dank gestiegener Auslieferung und Sondereffekten auf 16 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Aufgebläht wurde der Gewinn dabei von Bilanzeffekten aus der geplatzten Fusion mit der Porsche Holding SE, die das Finanzergebnis antrieben: Hier schlug vor allem ein Buchgewinn aus der Neubewertung von Aktienoptionen nach der vorerst geplatzten Fusion eine Rolle.

Ohne diesen Sondereffekt kam die VW-Gruppe auf ein operatives Ergebnis von 11,3 Mrd. Euro, immer noch rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn vor Steuern schnellte auf gigantische 19 Mrd. Euro. Der Umsatz wuchs um gut ein Viertel auf 159,3 Mrd. Euro. Die Dividende an die Stammaktionäre, darunter die Porsche SE, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar, soll um 80 Cent auf drei Euro angehoben werden. Vom Rekordjahr profitieren auch die VW-Beschäftigten. Für die Belegschaft der Kernmarke in den sechs westdeutschen Werken gibt es rückwirkend eine Rekordprämie von 7500 Euro. Weltweit arbeiten mittlerweile mehr als eine halbe Million Menschen für den Konzern.

Bis 2018 will VW Weltmarktführer werden

Zugleich stellt sich das Unternehmen für 2012 und 2013 auf eine Abkühlung in seiner Heimatregion ein: "In Westeuropa wird sich die Nachfrage nach Pkw und leichten Nutzfahrzeugen voraussichtlich abschwächen", heißt es im Geschäftsbericht. Das Management zeigte sich zuversichtlich, dass VW Marktführer bleibe. Die größten Zuwächse werden jedoch in Asien, Südamerika, den USA und Russland erwartet. Erfolgsgaranten waren 2011 neben der Premiummarke Audi, die einen Rekordgewinn von gut 5,3 Mrd. Euro verbuchte, auch die Kernmarke Volkswagen, die Nutzfahrzeuge und die Edelmarke Bentley. Sorgenkind bleibt dagegen die spanische Marke Seat, die weiter tiefrote Zahlen schreibt.

VW will bis spätestens 2018 die Marke von 10 Mio. Verkäufen knacken und damit General Motors an der automobilen Weltspitze ablösen. Mit einem Absatz von 8,3 Mio. Autos war der Konzern schon 2011 dem US-Branchenprimus (9 Mio.) dicht auf den Fersen. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, will Europas größter Autobauer den Absatz in den USA deutlich steigern, die Präsenz in Südostasien ausweiten und massiv in die Kapazitäten in den wichtigen BRIC-Staaten Brasilien, China, Russland und Indien investieren. "Wir kommen auf unserem Weg an die Spitze der Automobilindustrie Stück für Stück voran", sagte Winterkorn.

Ursula Piech soll in den Aufsichtsrat einziehen

Unterdessen nahm der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wenige Wochen vor seinem 75. Geburtstag am 17. April eine weitere strategische Weichenstellung für die Regelung seines Erbes vor: Seine Ehefrau Ursula Piëch soll in den VW-Aufsichtsrat einziehen. Die 55-Jährige Ehefrau des Firmenpatriarchen Piech steht auf der Liste der Bewerber, die sich von den Aktionären auf der nächsten VW-Hauptversammlung am 19. April in das Kontrollgremium wählen lassen wollen. Der 74-jährige Piëch, seit 2002 Aufsichtsratschef von VW, kandidiert bei dem Treffen ebenfalls erneut und dürfte vom Kontrollgremium als Vorsitzender für weitere fünf Jahre bestätigt werden. Ursula Piëch soll im Kontrollgremium auf der Kapitalseite Tui-Chef Michael Frenzel ersetzen, der nicht wieder kandidiert. Piechs Ehefrau reiht sich damit ein in die Riege einflussreicher Unternehmer-Gattinnen wie Liz Mohn, die an der Spitze des Mediengiganten Bertelsmann steht, oder der Springer-Witwe Friede Springer. Der 74-jährige Piëch und die 20 Jahre jüngere Kindergärtnerin sind seit 28 Jahren verheiratet.

Der frühere Vorstandschef Ferdinand Piech ist der entscheidende Mann im VW-Konzern und hat sich bereits um eine langfristige Sicherung seines Erbes gekümmert: In Österreich hat er zwei Privatstiftungen gegründet, auf die er sein Firmenvermögen übertrug. Diese Anteile sollen ohne die Zustimmung des familienfremden dreiköpfigen Stiftungsvorstandes und neun der zwölf Erben nicht verkauft werden können. Piëch hatte erklärt, dass er verhindern wolle, dass seine Erben später Teile des Firmenvermögens verkaufen könnten.

In diesen Stiftungen ist Ursula Piëch bereits die Stellvertreterin ihres Mannes und hat damit eine starke Stellung inne. Ihre Wahl in den Aufsichtsrat von VW gilt als sicher. Größter Aktionär bei den Wolfsburgern ist die Porsche Holding SE mit etwas mehr als 50 Prozent der VW-Stammaktien, die wiederum von den Familien Piëch und Porsche kontrolliert wird. Weitere große VW-Aktionäre sind das Land Niedersachsen mit 20 Prozent und das Emirat Katar mit 17 Prozent.

Quelle: ntv.de, rts/DJ/dpa

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