"Dafür stehe ich mit meinem Namen" Vater des Gläschen-Breis wird 75
22.10.2013, 15:13 Uhr
Inzwischen eine Institution - Claus Hipp und sein Gläschenbrei.
(Foto: picture alliance / dpa)
Claus Hipp schwört auf Aprikose. Doch Karotte ist die Nummer eins: Seit über 50 Jahren wachsen die Deutschen mit seiner Babynahrung auf. Von Beginn an setzt er dabei auf Bio-Produkte - und bürgt persönlich für die Qualität. Etliche bleiben den Breis auf ewig treu.
Mit seinen Brei-Gläschen sind Millionen Deutsche groß geworden. Vor mehr als 50 Jahren verkaufte Claus Hipp als erster Gemüse und Obst in Gläsern und setzte damit auch für andere Hersteller Standards. Aus der Firma seiner Eltern machte er den größten Hersteller von Säuglingsnahrung in Deutschland. An diesem Donnerstag feiert Hipp seinen 75. Geburtstag
Noch immer kommt er täglich in sein Büro im oberbayerischen Pfaffenhofen. "Meine Kinder sind ehrlich genug, um mir zu sagen, wenn ich nicht mehr gebraucht werde", sagt er. Daneben widmet sich Hipp mit großer Leidenschaft der Malerei. In einem verwitterten Holzhaus hat er sein Atelier. Seine Bilder unterzeichnet er mit seinem Taufnamen Nikolaus Hipp. Bei Kennern erzielen sie hohe Preise. Derzeit werden seine Werke in der Ausstellung "Alles ist Licht" in Braunschweig gezeigt.
Feier im Unternehmen
Der Tag beginnt für Hipp frühmorgens vor sechs Uhr. Sein erster Weg führt den bekennenden Katholiken jeden Morgen in die Kirche. Auf dem Weg ins Büro schließt er die idyllisch auf einer Anhöhe gelegene Wallfahrtskapelle Herrenrast für Besucher auf, die er vor langer Zeit restaurieren ließ. Auf Luxus aller Art legt Hipp keinen Wert. Eine Kreuzfahrt oder pompöse Feier zu seinem Geburtstag reizt ihn nicht. "Da bin ich eher der Bauer, der auf dem Hof bleiben will." Seinen 75. möchte er in der Firma feiern und die rund 1000 Beschäftigten in Pfaffenhofen zu einem Mittagessen einladen. Den Abend will er im wachsenden Kreis der Familie verbringen: Zu seinen fünf Kindern sind inzwischen elf Enkel gekommen.
In die Firma seiner Eltern war Hipp nach einem BWL-Studium im Jahr 1963 eingetreten. Von Anfang an setzte er auf den Bio-Anbau von Obst und Gemüse und wurde damit von vielen Landwirten als Außenseiter belächelt. Er war aber überzeugt davon, dass chemische Rückstände in Säuglingsnahrung nicht nachträglich entfernt werden sollten, sondern von Anfang gar nicht erst hinein dürfen. Dass die Bio-Bewegung einmal in Mode kommt, hatte er damals kaum zu hoffen gewagt.
Heute arbeitet Hipp mit 6000 Bio-Bauern zusammen, deren Arbeit das Unternehmen regelmäßig kontrolliert. "Dafür stehe ich mit meinem Namen", wirbt Hipp seit Jahrzehnten mit einem Foto von sich auf seinen Produkten. Das war zwar aus Sicht von Werbestrategen ein guter Schachzug, um in dem sensiblen Markt für Babykost Vertrauen zu gewinnen. Es macht Hipp aber auch besonders angreifbar für Kritik von Verbrauchern, die sich im Internet in Windeseile verbreitet. In den vergangenen Monaten sorgte ein Engpass bei Milchpulver für Aufregung: Wegen der immensen Nachfrage aus China standen viele Eltern vor leeren Regalen. Hipp weitet die Produktion nun aus, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Jedes vierte Glas lassen sich Erwachsene schmecken
Auf der Liste der beliebtesten Babygläschen stehen heute wie vor 50 Jahren Karotten auf Platz eins. Daneben haben es aber auch andere Geschmacksrichtungen geschafft. "Es gibt heute einen spürbaren Einfluss der italienischen Küche", sagt Hipp. Manchmal musste er auch Neues ausprobieren, um zu sehen, was bei der Kundschaft ankommt. Doch das gelingt nicht immer: Als Hipp einem Kleinkindgericht einen Hauch von Knoblauch beifügte, beschwerten sich die Mütter. "Sie haben bei uns angerufen und gesagt: Die Windeln stinken so", erinnert er sich. Der Knoblauch verschwand schnell wieder aus den Gläschen.
Obwohl Hipp im Vergleich zur Konkurrenz deutlich teurer ist, rückte die Firma mit einem Marktanteil von mehr als 60 Prozent bei Babykost im Glas zum Marktführer in Deutschland auf. Weltweit erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 600 Millionen Euro Umsatz. Einen Teil davon steuern auch Erwachsene bei: Rund ein Viertel der Gläschen werden von "Großen" gegegessen. Einer davon ist Hipp selbst: "In meinem Auto habe ich immer Aprikosen-Gläschen für unterwegs."
Quelle: ntv.de, jwu/ Daniela Wiegmann, dpa