Wirtschaft

Konzern verspricht Kulturwandel Vergangenheit sucht Deutsche Bank heim

 Anshu Jain und Jürgen Fitschen.

Anshu Jain und Jürgen Fitschen.

(Foto: REUTERS)

Das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen hat bei der Deutschen Bank den Kulturwandel ausgerufen. Doch die Vergangenheit holt das Institut immer wieder ein. Diverse Sünden kratzen am Image - und belasten das Geschäft.

Anderthalb Jahre nach dem Amtsantritt ist das ungleiche Führungsduo der Deutschen Bank noch immer vor allem mit einer Sache beschäftigt: Aufräumen. Dabei sind für Anshu Jain und Jürgen Fitschen die wenig erfreulichen Geschäftszahlen das geringste Problem. Denn sie sind lediglich die Konsequenz aus den vielen Widrigkeiten, mit denen sie sich herumschlagen müssen.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 29,87

Zinsmanipulationen, fragwürdige Hypothekengeschäfte in den USA, Kirch-Prozesse, Tricksereien am Devisenmarkt, Vorwürfe beim Handel mit CO2-Rechten, – dem Aufsichtsrat geht auf seiner Sitzung am Dienstag der Gesprächsstoff mit Sicherheit nicht aus. Seitdem Jain und Fitschen Josef Ackermann an der Führungsspitze folgten, hat die Deutsche Bank mehr als vier Milliarden Euro für Bußen und Vergleiche zurückgestellt, um sich mit Regulierern und erbosten Anlegern zu einigen. Mehr als die Hälfte davon ist schon ausgegeben. Und die Skandale und juristischen Scherereien gehen weiter. "Es gibt keine Endsumme, wir befinden uns in einem laufenden Prozess", sagt Fitschen. Oder wie es Jain ausdrückt: "Es ist ein Kampf zwischen den Zielen, die wir beeinflussen können, und dem, was uns unvorhersehbar trifft."

Allein die juristischen Nachwehen der Finanzkrise kosteten die Bank im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro. Für die Beilegung eines Streits um Hypothekendeals in den USA wurden 1,4 Milliarden fällig. Die EU-Kommission verhängte eine Buße von 725 Millionen Euro wegen Absprachen bei Referenzsätzen wie dem Libor. Doch auch im Kerngeschäft läuft es nicht rund. Im vierten Quartal brach das wichtige Geschäft mit Anleihen und anderen festverzinslichen Anleihen sowie mit Devisen um knapp ein Drittel ein. Im Investmentbanking sanken die Erträge um 27 Prozent.

2015 im Blick

Während immer neue Skandale Zweifel am vielbeschworenen Kulturwandel aufkommen lassen, sieht die Führungsspitze die Bank allerdings auf dem Weg zum Guten. "2014 werden wir den größten Teil der Probleme hinter uns lassen", versichert Jain. Das bedeutet: Auch im nächsten Jahr dürfte die Abarbeitung der Vergangenheit die Bilanz des einzigen deutschen Geldhauses von internationaler Bedeutung belasten.

2015 soll dann die Vergangenheitsbewältigung ein Ende haben. Auf dieses Jahr hat die Führungsspitze ihre Planungen ausgerichtet, als sie Ackermann ablöste. "Wir sind zuversichtlich, unsere gesetzten Ziele zu erreichen", sagt Jain. Zwölf Prozent Eigenkapitalrendite nach Steuern sollen dann zu Buche stehen, lediglich zwei Prozent waren es 2013.

Am Finanzmarkt genießt das Duo durchaus Wohlwollen. "Die Zahlen zum vierten Quartal zeigen, dass die Deutsche Bank noch im Restrukturierungs-Modus ist, aber das Management hat unsere Wunschliste erfüllt, was einen aggressiven Abbau der Risiken, Fortschritte bei der Kostensenkung und der Beilegung einiger Rechtsstreitigkeiten angeht", so JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein, lange einer der schärfsten Kritiker des Vorstands. "Es liegt nahe, dass der Vorstand möglichst viele Belastungen vorziehen will, um seine ambitionierten Ziele für 2015 zu erreichen", sagt Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler. "Sie machen einen verdammt guten Job, was den Risiko- und Bilanzabbau angeht", meint Andrea Williams von Royal London Asset Management.

Fitschen legt sich mit Schäuble an

Bleibt der Kulturwandel. Fitschen betonte jüngst, die gestiegene Bedeutung von Werten wie Integrität, Nachhaltigkeit und Innovation werde auch personelle Auswirkungen haben. "Es werden nicht alle dabei sein. Die es nicht für sich als ihren Kompass zu akzeptieren bereit sind, die müssen uns verlassen." Fitschen ergänzte, er sei sich bewusst, dass die Neuausrichtung der Deutschen Bank in der Öffentlichkeit noch nicht richtig abgenommen werde. Es handele sich um einen mehrjährigen Prozess. "Einen Kulturwandel kann man nicht per Knopfdruck herbeiführen". Doch werde sich die Bank von diesem Weg nicht abbringen lassen.

Fitschen selbst vermittelte Ende vergangenen Jahres allerdings den Eindruck, es mit dem Wandel nicht ganz leicht zu haben. Er legte sich mit Finanzminister Wolfgang Schäuble an und wurde daraufhin öffentlich abgewatscht.  Der CDU-Politiker hatte sich gegen eine Regulierungspause für Banken ausgesprochen und dies damit begründet, dass die Kreativität der Institute, die Regulierung zu umgehen, weiter groß sei. Fitschen warf dem obersten Dienstherrn der Finanzaufsicht Bafin daraufhin Populismus vor. Es könne nicht sein, dass man sich hinstelle und sage, die Banken umgingen immer noch die Regeln, beschwerte sich Fitschen.

Das kam bei Politikern und Aktionärsvertretern nicht sonderlich gut an. "Ich halte es nicht für klug, wenn Fitschen auf dem Marktplatz einen Clinch mit Schäuble austrägt", sagt Klaus Nieding, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Denn dabei könne der Bankchef nur verlieren. "Schließlich hat die Banken-Lobby gerade nicht die Lufthoheit über den deutschen Stammtischen."

Quelle: ntv.de, mit rts/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen