Eon und RWE nehmen Abschied Versorger kippen Briten-AKW
29.03.2012, 13:49 Uhr
Liefert Strom im milden Licht der Insel: Das britische Kernkraftwerk Sellafield.
(Foto: REUTERS)
Die Ingenieure zweier deutscher Energieversorger können ihre Pläne für neue Atomkraftwerke in Großbritannien endgültig in die Tonne treten: Eon und RWE geben ihre nuklearen Pläne auf der britischen Insel auf. RWE und Eon stampfen ihre Atompläne in Großbritannien ein. Bis auf eine Eon-Beteiligung in Finnland sind die Neubauaktivitäten der führenden deutschen AKW-Betreiber Geschichte.
Die Energiekonzerne Eon und RWE geben aus Kostengründen ihre Pläne zum Bau von Kernkraftwerken in Großbritannien auf. Das 2009 gegründete Gemeinschaftsunternehmen Horizon soll nun verkauft werden. RWE und Eon hatten sich 2009 bei einer Auktion zwei Standorte für neue Kraftwerke gesichert. "Der Entscheidung ist eine strategische Prüfung vorausgegangen, die die beiden Mutterkonzerne RWE AG und Eon AG unabhängig voneinander durchgeführt haben", teilte RWE am Konzernsitz in Essen mit. Ein Eon-Sprecher bestätigte in Düsseldorf die Entscheidung.
Seit der Gründung von Horizon hätten sich die Rahmenbedingungen entscheidend verändert, erklärte die britische RWE-Tochter Npower. Infolge der Wirtschaftskrise sei Kapital für Großprojekte knapp geworden. Das gelte vor allem für AKW-Neubauten, die lange Vorlauf- und Amortisationszeiten hätten. Der beschleunigte Atomausstieg in Deutschland habe den Spielraum eingeschränkt. "Angesichts der nachhaltigen Unterstützung unserer Entwicklungsarbeit, insbesondere auf der Insel Anglesey, glauben wir weiterhin fest daran, dass die Kernenergie im zukünftigen Energiemix Großbritanniens eine wichtige Rolle spielen wird", sagte Npower-Chef Volker Beckers.
Zäher Abschied von der Kernkraft
verfolgt nach eigenen Angaben derzeit noch ein AKW-Projekt in Finnland. "Eon ist dort minderheitlich an einem Konsortium beteiligt", sagte Sprecher Josef Nelles. Bislang sei noch keine Investitionsentscheidung gefallen.
hegt nach dem Aus in Großbritannien keine eigenen Atompläne mehr. Zuletzt war der Essener Konzern aus Projekten in Bulgarien und Rumänien ausgestiegen. An einem AKW-Neubau Borssele II in den Niederlanden hat RWE nach Angaben des künftigen Vorstandsvorsitzenden Peter Terium derzeit auch kein Interesse. Dort würden wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen fehlen, hatte der Niederländer Terium im Februar erklärt. RWE hat in Borssele im Süden des Landes Anteile am bestehenden Meiler Borssele I. Die Beteiligung kam nach dem Kauf des dortigen Versorgers Essent zustande.
Eon und RWE treten in Großbritannien als große Energieversorger mit eigenen Kraftwerken auf. Beide Konzerne treiben den Bau von Offshore-Windparks voran. Eon UK beschäftigt 13.000 Menschen und versorgt 6 Millionen Haushalte und Geschäfte mit Energie. Künftige Investitionen seien auf grüne Energie, dezentrale Energieversorgung und Energieeffizienz ausgerichtet, teilte Eon UK mit. RWE Npower beschäftigt 12.000 Mitarbeiter und hat in den vergangenen drei Jahren eigenen Angaben zufolge 1,4 Mrd. Euro in erneuerbare Energien und 1,9 Mrd. Euro in Gaskraftwerke investiert.
Tepco bittet erneut um Hilfe
Fast zeitgleich mit dem AKW-Planungstopp der beiden deutschen Versorger in Großbritannien wurde bekannt, dass der japanische AKW-Betreiber - letztlich einer der Auslöser der Energiewende in Deutschland - offenbar neue Staatshilfen in Höhe von umgerechnet neun Milliarden Euro beantragt.
Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks benötige die Hilfen von der japanischen Regierung, um seine angeschlagenen Finanzen zu bereinigen, hieß es aus der japanischen Hauptstadt. Zudem ersuche Tokyo Electric Power (Tepco) um zusätzliche 7,7 Mrd. Euro, um die Opfer der Atomkatastrophe aus dem vergangenen März abzufinden.
Quelle: ntv.de, dpa/rts