Wirtschaft

"Das ist Mobbing" Verwirrung um Wiedeking

Seit Wochen umstritten: Wendelin Wiedeking.

Seit Wochen umstritten: Wendelin Wiedeking.

(Foto: AP)

Porsche hat Meldungen als falsch und konstruiert zurückgewiesen, dass Vorstandschef Wiedeking das Unternehmen verlässt. "Das ist falsch und das ist Mobbing", sagte ein Sprecher. "Wiedeking ist im Amt."

Die "WirtschaftsWoche" hatte ohne Angabe von Quellen berichtet, der Manager würde das Unternehmen verlassen. Schon in Kürze werde über den Nachfolger entschieden. Als kommissarischer Nachfolger solle ein Konzernmanager gewonnen werden, der sowohl bei Porsche als auch bei VW Führungsaufgaben hatte.

"Das ist ein ganz hartes Dementi", sagte der Porsche-Sprecher. "Hier wird ein Medienkrieg geführt." Der Sprecher betonte, dass es auch noch keine Einigung der Familien Porsche und Piëch über die Zukunft des Sportwagenbauers und VW gegeben habe. Der Machtkampf um die Zukunft der beiden Autobauer hatte zuvor einen neuen Höhepunkt erreicht.

Der hoch verschuldete VW-Großaktionär arbeitet nun mit Hochdruck an einer Teilentschuldung mit Hilfe der Eigentümerfamilien. Außerdem soll das Emirat Katar durch einen Kauf von Anteilen Milliarden in die Kassen des Stuttgarter Sportwagenbauers spülen. Porsche hat mittlerweile Schulden von rund zehn Mrd. Euro.

Kontrollgremium tagt nächste Woche

Nach Angaben des Sprechers kommt der Aufsichtsrat des Sportwagenbauers wie geplant am 23. Juli zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Auf dem Gremientreffen werden die Aufseher unter anderem über die Entschuldung und die weitere Zusammenarbeit mit VW beraten.

Der hoch verschuldete VW-Großaktionär braucht eine Finanzspritze. Das Emirat Katar bietet Porsche laut Bankenkreisen insgesamt rund sieben Mrd. Euro für den Kauf von Stammaktien und VW-Optionen. Volkswagen dagegen will knapp die Hälfte der Porsche AG übernehmen und den Sportwagenbauer als zehnte Marke in den Konzern integrieren. Dies aber will Wiedeking mit allen Mitteln verhindern. Die Familien Porsche und Piëch ringen derzeit um eine Lösung.

Was denn jetzt? VW und/oder Katar?

In Konzernkreisen hieß es, es werde mit einer Grundsatzentscheidung der Familien vor den Aufsichtsratssitzungen gerechnet. Zugleich wurde in den Kreisen ein Zeitungsbericht zurückgewiesen. Es gehe bei der Porsche-Aufsichtsratssitzung nach wie vor um das Angebot von Katar sowie das VW-Modell. Die "Bild"-Zeitung hatte berichtet, der Porsche-Aufsichtsrat werde lediglich über das Angebot des Emirats abstimmen. Ein Porsche-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.

Am 23. Juli wird es spannend: Die Aufsichtsräte von VW und Porsche ziehen sich getrennt hinter verschlossene Konzerntüren zurück.

Am 23. Juli wird es spannend: Die Aufsichtsräte von VW und Porsche ziehen sich getrennt hinter verschlossene Konzerntüren zurück.

(Foto: AP)

Porsche hatte sich bei der geplanten Übernahme von VW verhoben und sucht händeringend neue Geldquellen. Der Sportwagenbauer besitzt knapp 51 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer und hält mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent.

Szenario ohne VW

Anderen Unternehmenskreisen zufolge plant Porsche sich mit sich mit massiven Kapitalspritzen seiner Altaktionäre und des Emirats Katar fast komplett entschulden. Mit Hilfe einer Kapitalerhöhung über rund fünf Mrd. Euro und der Weitergabe des VW-Aktienoptionspakets an das arabische Emirat sollten insgesamt rund zehn Mrd. Euro in die Kasse gespült werden, heißt es aus dem Porsche-Umfeld. Die Höhe der Verbindlichkeiten liege dann voraussichtlich wieder auf einem erträglichen Niveau.

Würde es dazu kommen, käme Wiedeking vorerst ohne VW-Hilfe aus der Schuldenfalle. Allerdings strebt Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch eine Integration der Stuttgarter Sportwagenschmiede in den VW-Konzern an. Damit ist die Zustimmung der Eigner zu den Katar-Plänen ungewiss.

Wulff poltert gegen Porsche

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) kündigte unterdessen erneut Widerstand gegen eine Übernahme von Volkswagen durch Porsche an. Porsche und VW funktionierten nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander, sagte Wulff der Süddeutschen. Das Land Niedersachsen ist zweitgrößter VW-Aktionär.

Wulff drohte Wiedeking indirekt mit seinem Einfluss auf mögliche Geldgeber. "Meine Mittel sind die sehr guten Kontakte zu arabischen Investoren und das VW-Gesetz, wonach Niedersachsen mit 20 Prozent Aktien eine Sperrminorität hat." Der Politiker zeigte sich zuversichtlich, "dass wir in den nächsten Tagen zu einem integrierten Konzern VW/Porsche kommen, in dem die Familien Piëch und Porsche die Mehrheitsaktionäre sind und zu Niedersachsen noch Katar als Aktionär hinzukommt".

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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