Gute Stimmung vor Weihnachten Volkswirte zum Ifo-Index
18.12.2009, 11:12 Uhr
Ein Stimmungsbarometer, das zwar steigt, aber insgesamt wie erwartet ausfällt, hinterlässt am Aktienmarkt nur ein schwaches Zittern.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende weiter aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 94,7 Punkte von 93,9 Zählern im Vormonat, wie das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) mitteilte. Der Index spiegelt ie Ergebnisse einer Umfrage unter 7000 Unternehmen wider.
Mit dem neuen Dezemberstand hat sich die Stimmung bereits den neunten Monat in Folge verbessert. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten nur einen Anstieg auf 94,5 Zähler erwartet. Die Manager beurteilten die Lage und auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser als im Oktober.
"Es ist nicht verwunderlich, dass der Ifo-Index weiter gestiegen ist, da wir nach wie vor von sehr niedrigen Niveaus kommen. Es dürfte wohl noch lange Zeit dauern, bis die Wachstumsdynamik wieder auf ein Niveau wie vor der Krise zurückgekehrt ist", sagte Unicredit-Experte Alexander Koch in einer ersten Reaktion.
"Die Leute beginnen zu sparen"
Die Schwäche beim Einzelhandel vor Weihnachten zeige, "dass viele Leute bereits ihr Geld zusammenhalten", betonte Koch. Die Gründe dafür sieht der Ökonom in der Angst der Menschen vor einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr. Damit dürfte auch das für den Konsum verfügbare Gesamteinkommen zurückgehen.
"Beim privaten Konsum spielen aber natürlich auch andere Effekte wie das Ende der Abwrackprämie eine Rolle: Von ihr wurden häufig Ausgaben für andere langlebige Güter wie Autos oft überlagert, die nun nicht mehr vorgenommen werden", resümierte Koch.
Bei der Dekabank sah Kochs Kollege Andreas Scheuerle die Lage ähnlich. "Der Ifo-Index zeigt, was zu erwarten war: Die Erwartungen haben nur noch geringfügig zugenommen", fasste Scheuerle die Entwicklungen zusammen. "In den nächsten Monaten ist hier mit einer Stagnation zu rechnen, möglicherweise sinken die Erwartungen sogar wieder. Das passt dazu, dass wir erst einmal einen kräftigen Impuls von der Konjunktur gesehen haben. Die nächsten Monate dürften aber schwieriger werden."
Die Lage folge den Erwartungen mit etwas Verzögerung - deswegen könne sich der Markt hier auf weitere gute Nachrichten einstellen. Der Gesamtindikator werde noch weiter nach oben gehen. "Aber irgendwann geht ihm die Luft aus", warnte Scheuerle.
Trichet kann abwarten
Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg betrachtete die Wirtschaftsstimmung dagegen vor einem erweiterten zeitlichen Fokus. Der Ifo-Index bestätigt seiner Einschätzung nach die konjunkturelle Erholung, so dass sich für das vierte Quartal eine hohe Wachstumsdynamik abzeichnee.
"Im historischen Vergleich", erklärte Wortberg, "ist der Ifo-Index aber noch auf moderatem Niveau. Vor diesem Hintergrund ist die EZB nicht unter Druck, in näherer Zukunft die Zinswende einzuläuten."
Quelle: ntv.de, rts