Neues Preismodell für Generika Vorstoß der Pharmabranche
08.02.2010, 13:40 UhrDie Pharmabranche will der Bundesregierung ein neues Sparmodell für Nachahmerpräparate schmackhaft machen. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller will Gesundheitsminister Philipp Rösler ein Preisbildungsmodell vorschlagen, das insbesondere die bei den Unternehmen ungeliebten Rabattverträge ersetzen soll.
Damit reagiert der Verband auf die Ankündigung des FDP-Politikers, die Arzneiausgaben der Krankenkassen zu drücken. "Wir wollen der Politik anstelle der Rabattverträge ein Preisbildungssystem anbieten, das Einsparungen im Arzneimittelbereich ermöglicht, ohne ganze Unternehmen vom Markt der gesetzlichen Krankenkassen auszuschließen", sagte BAH-Chef Hans-Georg Hoffmann dem "Handelsblatt". Das Modell soll dem Minister am Mittwoch vorgestellt werden.
Aktuell dürfen Apotheker einem Patienten auf Rezept nur Nachahmermedikamente von Herstellern aushändigen, die mit seiner Krankenkasse einen Preisnachlass ausgehandelt haben. Inzwischen wird der deutsche Generika-Markt durch solche Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern dominiert. Die nach Umsatz größten drei Generika-Firmen in Deutschland sind aktuell die zum Schweizer Novartis-Konzern gehörende Hexal, gefolgt vom Ulmer Hersteller Ratiopharm und Stada aus Bad Vilbel. Um die zum Verkauf stehende Ratiopharm tobt gerade ein Bieterkampf zwischen der israelischen Teva und dem US-Pharmakonzern Pfizer.
Preiskorridore statt Festbeträge
In dem neuen Modell sollen nach Angaben von BAH-Gesundheitsökonom Uwe May die derzeitigen Festbeträge durch Erstattungspreiskorridore für jedes Anwendungsgebiet, wie etwa Cholesterinsenker oder Blutdrucksenker, ersetzt werden. Dabei sollen sämtliche Wirkstoffe im Wettbewerb einer Kosten-Nutzen-Bewertung unterzogen werden. "Mehr Nutzen soll auch einen höheren Preis rechtfertigen", sagte May, der das neue Modell maßgeblich erarbeitet hat.
Der Korridor zwischen der unteren Preisgrenze und dem maximalen Erstattungspreis für die Kasse, soll umso kleiner sein, je weniger Nutzenunterschiede zwischen den Wirkstoffen für eine Krankheit bestehen. Vorgesehen ist in den Vorschlägen auch, dass Patienten ein teureres Medikament wählen dürfen. Dann müssten sie allerdings die Differenz zur Obergrenze im Korridor selbst bezahlen.
Das alte Rabattvertragsmodell habe zu einer Bereinigung des Marktes und zu einem Oligopol bei einzelnen Wirkstoffen geführt, kritisierte May. "Wir wollen, dass das Geschäftsmodell für die Generika-Branche erhalten bleibt." Medikamente bilden den zweitgrößten Ausgabenblock in der gesetzlichen Krankenversicherung. Zuletzt sind die Aufwendungen der Kassen in diesem Bereich um fünf Prozent pro Jahr gestiegen. Für 2010 wird eine Steigerung von mehr als sechs Prozent erwartet.
Quelle: ntv.de, rts