"Eselsmützen" und "Strafarbeiten" Vorwürfe gegen T-Mobile USA
18.11.2012, 12:57 Uhr
René Obermann wittert eine Kampagne der Gewerkschaften.
Als "brutalen Psychoterror" bezeichnet die Gewerkschaft Verdi das Arbeitsklima bei der Telekom-Tochter T-Mobile USA. Einem Magazinbericht zufolge dokumentiert ein Dossier eine Reihe eklatanter Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte. Angeblich müssen Callcenter-Mitarbeiter Eselsmützen tragen, wenn sie ihre Vorgaben nicht erfüllen.
Die Gewerkschaft Verdi hat erneut einen Streit über die Behandlung von Arbeitnehmern bei der US-Tochter der Deutschen Telekom vom Zaun gebrochen. Verdi-Vorstandsmitglied Lothar Schröder wirft der T-Mobile USA laut "Spiegel" "brutalen Psychoterror" vor.
Callcenter-Mitarbeiter müssten als Zeichen ihres Versagens Eselsmützen tragen oder Strafarbeiten schreiben, wenn sie ihre Leistungsvorgaben nicht erfüllten, heißt es. Auch von willkürlichen Kündigungen ist die Rede. Verdi beruft sich bei den Anschuldigungen auf ein Dossier, das Schröder in den vergangenen Monaten zusammen mit dem Chef der US-Kommunikationsgewerkschaft CWA, Larry Cohen, erarbeitet haben soll. Darin seien zahlreiche Fälle dokumentiert, in denen Mitarbeiterrechte bei der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile USA eklatant verletzt wurden.
Den Gewerkschaftern zufolge handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um eine systematische Unterdrückung von Arbeitnehmerrechten. Dem Bericht zufolge ist deshalb in den nächsten Wochen eine große Kampagne gegen die Deutsche Telekom geplant. Mitarbeiter auf beiden Seiten des Atlantiks sollen mobilisiert werden.
Bereits seit Monaten gärt ein Streit zwischen dem Unternehmen auf der einen und Gewerkschaften auf der anderen Seite. Verdi wirft der Telekom bei ihrer Tochter T-Mobile USA eine gewerkschaftsfeindliche Politik vor. Es gebe schwerwiegende Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte. Beschäftigte würden systematisch davon abgehalten, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Im Juli reichten die Arbeitnehmervertretungen deshalb Beschwerde bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ein.
Obermann: "Kampagne der Gewerkschaften"
Die Deutsche Telekom weist die Vorwürfe zurück. Vorstandschef René Obermann sagte dem "Spiegel": "Wir nehmen jeden Einzelfall ernst, untersuchen ihn und stellen Missstände ab, sollten sie vorhanden sein." Im Übrigen glaubt er an eine "offensichtliche" Kampagne der Gewerkschaften, um ihren "Einfluss und ihre Machtstellung in den USA zu vergrößern".
Eine Sprecherin fügte an, es gehe um zwei Einzelfälle aus den Jahren 2009 und 2010, die längst abgestellt seien. Auch die Personalabteilung weist systematisches Vorgehen zurück. Der Konzern verweist laut "Spiegel" darauf, dass T-Mobile in den USA sogar diverse Preise als ausgezeichneter Arbeitgeber bekommen habe und die Mitarbeiter nach jüngsten Befragungen mit ihrem Unternehmen höchst zufrieden seien. Personalchefin Marion Schick führte eine Umfrage an, wonach 78 Prozent der Mitarbeiter zufrieden mit T-Mobile USA als Arbeitgeber sind.
T-Mobile USA ist seit längerem das Sorgenkind der Telekom: Wegen der US-Tochter fuhr sie im dritten Quartal den größten Verlust seit zehn Jahren ein. Die Wertberichtigung wegen der geplanten Fusion der Amerika-Tochter mit dem Rivalen MetroPCS sorgte für einen Fehlbetrag von 6,9 Mrd. Euro. Für die Telekom ist der Zusammenschluss dabei nur die zweitbeste Lösung: Eigentlich wollten die Bonner T-Mobile USA im vergangenen Jahr für 39 Mrd. Dollar an AT&T verkaufen. Die US-Wettbewerbsbehörden stoppten aber die Transaktion.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts